Volkswagen hat das erste Quartal 2016 trotz des Abgasskandals mit einem blauen Auge überstanden. Dank Porsche und Audi.
Wolfsburg. Man bricht schon einmal mit Traditionen, wenn es um den größten Firmenskandal der Geschichte geht. Üblicherweise legt VW seine Quartalsbilanz im April vor, diesmal verlegte man die Präsentation wegen des Abgasskandals auf Ende Mai.
Dabei sind die Zahlen, die man gestern präsentiert hat, nicht so dramatisch wie befürchtet. Operativ fiel das Konzernergebnis sogar besser aus als 2015: 3,4 Milliarden Euro blieben von Jänner bis März übrig, nach 3,3 Milliarden im Vorjahr. Allerdings reduziert sich der Nettogewinn auf 2,3 Milliarden Euro. Im skandalfreien ersten Quartal 2015 lag dieser noch bei 2,9 Mrd. Euro.
Der Umsatz lag von Jänner bis März 2016 bei knapp 51 Milliarden Euro (ein Minus von 3,4 Prozent). 2,6 Millionen Fahrzeuge wurden insgesamt verkauft (minus 1,2 Prozent). Damit sicherte sich VW vor Toyota den Titel des größten Autobauers der Welt.
Den Dieselskandal hat das Unternehmen aus der Bilanz gestrichen – weitestgehend. Es gab keine Sonderrückstellungen wie im dritten und vierten Quartal 2015 (damals mehr als 16 Milliarden Euro), nur für die Rechtskosten hat man vorgesorgt: 200 Millionen Euro legte Volkswagen für künftige Anwaltskosten auf die Seite.
Von den Rückstellungen 2015 profitierte der Konzern sogar. Aufgrund der Währungsschwankungen gewannen die Milliardenpölster an Wert. Das brachte 500 Mio. Euro und erklärt die Steigerung beim operativen Gewinn.
VW-Konzernchef Matthias Müller zeigte sich mit den Zahlen vorsichtig zufrieden: „Es ist uns auch im ersten Quartal gelungen, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Dieselthematik in Grenzen zu halten und unter schwierigen Bedingungen respektable Ergebnisse zu erwirtschaften.“
Die Autoverkäufe hat man sich mit hohen Rabatten gesichert. Die Vertriebskosten stiegen zu Jahresbeginn aber bei Weitem nicht mehr so stark wie direkt nach Bekanntwerden der Manipulationen. Ursprünglich hatte der Konzern sogar noch mit rund 100 Mio. Euro mehr Anreizen kalkuliert, er schöpfte diesen Puffer aber nicht aus.
Probleme mit Kernmarke
Die großen Gewinnbringer des Konzerns bleiben die Luxusmarken Audi und Porsche. Auch die tschechische Tochter ?koda glänzte. Ein hartnäckiges Problem ist die Ertragsschwäche der Kernmarke mit dem VW-Logo: Auch zum Jahresstart warf das Sorgenkind mit Golf und Passat kaum Gewinn ab. Zwar arbeitete die Marke mit 73 Mio. Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern wieder profitabel. Doch im Vergleich zum Startquartal des Vorjahres (514 Mio. Euro) brach das Ergebnis um 86 Prozent ein.
Auch eine weitere Kennziffer zeigt rückläufige Vorzeichen: Nach jahrelangen Zuwächsen sank die Mitarbeiterzahl in Deutschland seit dem Jahreswechsel um 800 Stellen auf 277.900.
Bis Jahresende hat Müller ambitionierte Ziele. Der Umsatz soll nach der Konzernplanung nur um etwa fünf Prozent unter dem von 2015 liegen, als trotz Krise ein Rekordumsatz von 213,3 Milliarden Euro erreicht wurde. (red./ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.06.2016)