Biotechnologie. Die Theranos-Gründerin habe ihr gesamtes geschätztes Vermögen von 4,5 Milliarden Dollar verloren, schätzt das US-Magazin.
Wien. Eben noch war sie eine gefeierte Senkrechtstarterin, nun ist sie in Ungnade gefallen: Elizabeth Holmes, die Gründerin von Theranos. Mit 19 Jahren hat sie ihre Firma zur Blutanalyse gestartet und wurde mit ihr zur jüngsten Selfmade-Milliardärin der Welt. Sie war der Darling der Technologie-Blogs, trat auf vielen Konferenzen auf und ließ sich für Covers ablichten: von „Times“, „Fortune“ und „Forbes“. Wie tief sie in kurzer Zeit gefallen ist, zeigt aber nun ausgerechnet die neue „Forbes“-Liste der Reichen: Im Vorjahr schien die Unternehmerin dort noch mit einem geschätzten Vermögen von 4,5 Mrd. Dollar (rund vier Mrd. Euro) auf und zählte damit zu den großen Gewinnern. Nun hat das US-Magazin die 32-Jährige komplett abgeschrieben. Ihr Vermögen sei auf null nach unten korrigiert worden, erklärte die Redaktion.
Die Bewertung basiere nämlich einzig auf ihrer 50-Prozent-Beteiligung an Theranos. Nach einer Serie von Enthüllungsberichten ermitteln mittlerweile US-Behörden wegen des Verdachts ungenauer Tests und Zweifel am angeblichen Umsatz. Die Zukunft des Start-ups gilt als völlig ungewiss. Damit habe der Anteil keinen Wert mehr, lautet die Begründung von „Forbes“. Dort hatte man Theranos auf Basis einer Finanzierungsrunde von 2014 zunächst auf neun Mrd. Dollar taxiert. Nach aktuellem Stand würde die Bewertung noch bei etwa 800 Mio. Dollar liegen. Davon dürfte Holmes im Fall einer Insolvenz gar nichts sehen, da andere Investoren bevorzugt behandelt würden.
Theranos hatte Milliarden von Investoren erhalten, mit einem eindrucksvollen Versprechen: Ein einziger Blutstropfen aus der Fingerspitze solle künftig genügen, um mehr als 100 Krankheiten zu diagnostizieren, darunter Aids, Hepatitis und einige Krebsarten. Die US-Arzneimittelbehörde FDA stellte hingegen nüchtern fest: Die Methode funktioniere nur für Herpes. (red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.06.2016)