Laut Moody's belastet verschobene Steuererhöhung die Kreditwürdigkeit.
Wien. Japans Ministerpräsident, Shinzo Abe, hat die für April 2017 geplante Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes von acht auf zehn Prozent auf Oktober 2019 verschoben. Wie die „FAZ“ berichtet, begründete er die Entscheidung mit weltwirtschaftlichen Risken und der Gefahr, dass Japan in die Deflation zurückfalle.
Die Verschiebung der unpopulären Steuererhöhung wird als Vorbereitung auf die Oberhauswahl am 10. Juli gesehen. Sie erschwert freilich die Verringerung der Neuverschuldung. Laut der Ratingagentur Moody's belastet das die Kreditwürdigkeit des Landes. Japans Schuldenberg ist mehr als doppelt so hoch wie die Wirtschaftsleistung.
Da die Regierung überdies Ausgabensteigerungen für den Herbst in Aussicht gestellt habe, werde die Haushaltssanierung wahrscheinlich scheitern, warnten die Bonitätswächter am Donnerstag. Diese Aussichten seien mit Blick auf die Kreditwürdigkeit des Landes negativ. Moody's hat das Land im Dezember 2014 herabgestuft und die Note A1 vergeben.
Ministerpräsident Shinzo Abe laufe mit seinen Plänen Gefahr, die selbst gesteckten Etatziele zu verfehlen, teilte Moody's nun weiter mit.
Abe will nun das Wachstum ankurbeln, dafür soll die Wirtschaft unterstützt werden und unter anderem der Mindestlohn steigen. Zudem sollen Beschäftigte in Kindertagesstätten mehr Geld und ältere Menschen leichter Pflegeleistungen erhalten können. Experten bemängeln jedoch, dass die Reformen nicht durchgreifend genug sind, um den verkrusteten Arbeitsmarkt aufzubrechen und die Schuldenprobleme des Landes in den Griff zu bekommen. (ag./red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.06.2016)