Emirates-Präsident: „Die AUA rennt wieder zur Regierung“

An Emirates Airlines Airbus A380-800, with Tail Number A6-EEV, lands at San Francisco International Airport, San Francisco
An Emirates Airlines Airbus A380-800, with Tail Number A6-EEV, lands at San Francisco International Airport, San Francisco(c) REUTERS (© Louis Nastro / Reuters)
  • Drucken

Emirates-Präsident Tim Clark will künftig zweimal am Tag mit dem Airbus A380 aus Dubai nach Wien fliegen. AUA und Lufthansa werden alles tun, um das zu verhindern, erwartet er.

Die Presse: Wie viele Flugzeuge des Typs Airbus A380 sind nun in der Emirates-Flotte?

Tim Clark: Per Ende Juni werden es 81 sein, am 1. Juni 2017 sind dann 100 im Einsatz. Alle Flugzeuge liefern eine gute Performance. Die Airbus-A380-Produktionslinien in Hamburg und Toulouse sind übrigens rein auf die Produktion unserer Emirates-Flugzeuge ausgerichtet. Das bedeutet, der A380 wird gegenwärtig nur für Emirates produziert.

Ab 1. Juli fliegt Emirates auch mit dem größten Passagierflugzeug der Welt täglich von Dubai nach Wien. Wird das ein Erfolg?

Es spricht nichts dagegen. Wir starten am ersten Juli. Und gleich zu Ihrer wahrscheinlich nächsten Frage, ob wir künftig zweimal täglich mit dem A380 nach Wien kommen? Natürlich. Und es wird perfekt funktionieren. Abgesehen davon, dass manche Airlines (Austrian Airlines, Lufthansa etc.) wieder zu ihren Regierungen rennen und versuchen werden, irgendwelche Regelungen und Einsprüche gegen mehr A380-Strecken für Emirates zu erfinden.

Je früher mit dem A380 zweimal täglich nach Wien, desto besser? Wollen wirklich tausend Menschen jeden Tag von Dubai nach Wien und zurück?

Selbstverständlich. Aber es hat uns sehr viel Zeit und Energie gekostet, dass wir überhaupt die Genehmigung bekamen, den ersten A380 nach Wien operieren zu dürfen. Wir haben ja unsere Freunde bei Austrian Airlines, Star Alliance etc., welche darüber entsetzt sind. Aber warum soll man den Leuten in Österreich nicht auch die Vorteile bringen, welche alle anderen Menschen in Europa schon haben? Warum sollen die Österreicher auf den A380 verzichten müssen? Oder muss künftig jeder Passagier aus Österreich noch öfter über München oder Frankfurt fliegen? Ich will einfach nicht verstehen, dass jemand, der mit einem hoch qualifizierten Produkt zu einem leistbaren Preis fliegen kann, darauf verzichten muss, nur weil in Frankfurt etwa die Lufthansa einige Airbus A340-600 wegen Überkapazitäten stilllegt?

Das liegt vermutlich daran, dass die globale Wirtschaft schwächelt. Ist das der richtige Moment, um die Flugzeugflotte aufzustocken?

Ja. Es ist auch eine der Perioden, in denen viel Kapazität, also neue Flugzeuge geliefert werden. Aber wir stehen zu diesen Bestellungen, auch wenn die globale Wirtschaft unter Druck ist. Das Passagierzahlenwachstum liegt bei etwa vier bis fünf Prozent. Das ist aber nicht genug, um die Flugzeuge zu füllen, die hinzukommen. Auslastung und Erträge sind nicht mehr so stark, wie sie einst waren. Der geschwächte Ausblick bleibt vorerst. Aber wir werden das managen. Es gibt gute und weniger gute Jahre.

Hat dann Emirates zu viele A380 in der Flotte?

Ach, woher. Wir haben niemals genügend A380. Es ist nach wie vor das beste Fluggerät für uns, der beste Marketingvorteil gegenüber anderen. Ich bin gerade im Prozess, das Interieur des A380 zum dritten Mal zu verbessern, etwa die First-Class-Kabine. Ich mache zum dritten Mal eine Designanpassung in der Bar, welche nächstes Jahr vorgestellt werden soll. Also geschieht sehr viel mit unseren A380-Flugzeugen.

Wenn nun die Buchungen im Premiumbereich einbrechen, benötigt Emirates eine Premium Economy Class?

Das Volumen der Passagiere bleibt, aber es wird weniger in der First und Businessclass sein. Also nicht mehr so wie einst in der guten alten Zeit. Dafür sehe ich mehr Geschäft mit Privatpersonen. Die globale Luftfahrt muss sich daher anpassen. Zudem kommen mehr Billigfluglinien auf der Langstrecke hinzu. Ja, wir denken über eine Premium Economy Class nach. Es gibt eindeutige Zeichen, das so etwas gewünscht wird, und wir prüfen das ernsthaft. Aber wir müssen erkennen, dass die Segmentierung komplexer wird. Dabei hilft uns die Größe des Airbus A380. Diese gibt uns die Möglichkeit, uns auf die jeweiligen Wünsche der Passagiere einzustellen, weil wir eine größere Flexibilität der Kapazität haben.

Wollen Sie noch mehr Ziele in Europa mit dem A380 anfliegen?

Wir haben die meisten Ziele nun abgedeckt, fliegen mit dem A380 nach Prag, Kopenhagen, Birmingham, dreimal täglich nach München usw. Die Strecke Dubai–Nizza kommt im Sommer hinzu.

ZUR PERSON

Sir Tim Clark ist seit 2003 Präsident der Fluggesellschaft Emirates in Dubai und gilt als einer der angesehensten Airline-Chefs der Welt. Der Brite ist Gründungsmitglied von Emirates. 2014 wurde er von Königin Elisabeth II. wegen seiner Verdienste für den Wohlstand des Vereinigten Königreichs und die Luftfahrtindustrie zum Knight Commander of the Order of the British Empire ernannt. [ Emirates ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.06.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

AUA-PRESSEKONFERENZ: KRATKY
Österreich

AUA-Chef: "Wie in Gottes Namen kann man das unterstützen?"

Die AUA übt scharfe Kritik an der Entscheidung des Verkehrsministeriums, mehr Emirates-Flüge zwischen Wien und Dubai zuzulassen.
Österreich

Airbus A380 ab sofort täglich in Wien

Emirates setzt auf der Strecke Dubai-Wien täglich den A380 ein und ist damit die erste Fluglinie mit einem A380 Liniendienst ab Wien.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.