Deutschland ohne Ökostrom: Preise wären höher als heute

Solarzellen
Solarzellen(c) www.BilderBox.com (www.BilderBox.com)
  • Drucken

Förderung war billiger als der Atomausstieg ohne Erneuerbare.

Wien. Die milliardenschweren Subventionen für erneuerbare Energieträger in Deutschland und Österreich lasten schwer auf Stromkonsumenten. So schwer, dass die deutsche Regierung bereits die Kehrtwende beschlossen hat und die Ökostromförderung mittels einer Novelle des EEG auf neue (schlankere) Beine stellen will. Das sehen nicht alle gern. Gerade in der Windkraftbranche regt sich Widerstand gegen das angekündigte Zurückdrehen der Fördermittel.

Der Umstieg auf die sauberen Stromlieferanten sei nicht teuer, sondern im Gegenteil sogar besonders günstig für die Stromkunden gewesen, argumentieren sie – und legen eine entsprechende Studie vor: Der Ökostromausbau habe den Deutschen im Vergleich zu einem Szenario ohne Erneuerbare von 2011 bis 2013 Einsparungen von 30 Milliarden Euro gebracht, schreibt etwa Jürgen Karl von der Universität Erlangen. Grundannahme in seinem von Siemens finanzierten Diskussionspapier: Deutschland hätte wegen Widerstands in der Bevölkerung kaum neue Kraftwerke bauen können und zugleich nach dem Atomunfall im japanischen Fukushima den Ausstieg aus der Atomkraft dennoch durchgezogen. Unter diesen Voraussetzungen wäre Strom sehr knapp geworden und der Preis an den Börsen entsprechend gestiegen.

Derzeit sind die Strompreise aufgrund des starken Ausbaus der Ökostromanlagen auf historisch niedrigem Niveau. Aber selbst wenn man die deutschen Förderkosten (EEG-Zuschlag) auf diesen günstigen Preis aufschlage, sei der Status quo immer noch besser als ohne Erneuerbare, so die Studie.

Hätte Deutschland auf AKW verzichtet?

Nach der Rechnung der Universität Erlangen haben die deutschen Stromkonsumenten 2013 mit Ökozuschlag elf Milliarden Euro weniger für Strom ausgegeben, als wenn es keine Förderungen und damit auch keine alternativen Anbieter gegeben hätte und stattdessen die Preise angestiegen wären. Allerdings haben sich weder Haushalte noch gewerbliche Stromkunden (rechnerisch) nennenswerte Beträge erspart.

Ob Deutschland auch ohne Energiewende auf die Atomkraft verzichtet hätte, ist freilich mehr als fraglich. Anders als viele Kollegen halten die Studienautoren fest, dass Deutschland in jedem Fall Probleme gehabt hätte, genug zusätzliche konventionelle Kraftwerke zu bauen. (auer)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.06.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.