Reaktionen: „Das ist kein guter Tag für Europa“

Germany's Siemens CEO Kaeser addresses annual news conference in Berlin
Germany's Siemens CEO Kaeser addresses annual news conference in BerlinREUTERS
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Konzerne von Siemens bis BMW zeigen sich angesichts des britischen Neins zur EU bestürzt. Firmenverlagerungen stehen nicht im Raum. Die Stimmung ist abwartend.

Wien. Nach und nach meldeten sich die Großen und Namhaften am Freitag zum Brexit zu Wort. Der Tenor deckte sich im Kern, egal, ob vonseiten der Technologie-, Luftfahrt- oder der Automobilindustrie: Noch sei es zu früh, um abzuschätzen, was das Nein der Briten zur EU für Folgen haben werde. Und deshalb auch zu früh, um sich für oder gegen einen allfälligen Firmenverbleib am Standort Großbritannien auszusprechen.

Autobauer Daimler erwartet laut Vorstandschef Dieter Zetsche keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Geschäfte. Jedoch stimmt Zetsche in die allgemeine Meinung ein: „Das ist kein guter Tag für Europa.“ Auch der Münchner Autobauer BMW, der in Großbritannien vier Standorte mit fast 8000 Beschäftigten betreibt, erwartet nach dem Votum keine unmittelbaren Auswirkungen auf seine dortigen Aktivitäten. US-Mitbewerber Ford verkündete, seine Investitionspläne bislang nicht geändert zu haben. Das Unternehmen schließt die Option aber künftig nicht aus, sollte der Wettbewerb es verlangen.

„Europa wird sich durch das Votum verändern und Großbritannien auch“, sagte Siemens-Chef Joe Kaeser. Die Folgen hält er für noch nicht absehbar, dafür sei es noch viel zu früh. Carsten Spohr scheint sie für seinen Lufthansa-Konzern bereits abgesteckt zu haben: Als Europäer sei er zwar enttäuscht, aber für den größten europäischen Luftfahrtkonzern seien die Auswirkungen mit einem Anteil von fünf Prozent am Gesamtumsatz beherrschbar. Laut seinem Branchenkollegen, Airbus-Chef Tom Enders, verlieren sowohl Großbritannien als auch Europa. „Natürlich werden wir unsere Investitionsvorhaben in Großbritannien überdenken, so wie jeder andere auch“, erklärt Enders. Währenddessen verkündete die britische Billigfluglinie Easyjet, sie habe bereits bei der eigenen Regierung sowie der EU-Kommission die Bitte deponiert, Großbritannien möge Teil des EU-Luftfahrtmarkts bleiben. Zu wichtig sei dieser für Passagiere und Handelspartner.

Auch aus der Lebensmittelindustrie kamen abwartende Reaktionen. „Die praktischen Konsequenzen dieser Entscheidung werden in den kommenden Monaten klarer werden“, so der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé. Bis dahin wolle man wie bisher weitermachen – mit scharfem Auge auf die weiteren Entwicklungen.(ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.06.2016)

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