OMV-Deal mit Gazprom auf der Kippe

Für Bohraktivitäten am norwegischen Schelf braucht man zwei Genehmigungen. OMV-Partner Gazprom hat noch keine.
Für Bohraktivitäten am norwegischen Schelf braucht man zwei Genehmigungen. OMV-Partner Gazprom hat noch keine.(c) Bloomberg (Kristian Helgesen)
  • Drucken

Für den geplanten Asset-Tausch hat die OMV Gazprom Anteile in der Nordsee angeboten. Das scheint Norwegen nicht zu schmecken: Gazprom hat keine Genehmigung, dort aktiv zu werden.

Wien. Knapp drei Monate, nachdem die OMV im Rahmen des geplanten Vermögenstausches dem russischen Gaskonzern Gazprom eine Beteiligung an ihren Öl- und Gasfeldern in der Nordsee angeboten hat, gibt es erste Anzeichen dafür, dass die Österreicher die Rechnung ohne den Wirt gemacht haben könnten. Der Wirt sind dabei nicht die Russen. Der Wirt sind die Anrainerstaaten der Nordsee, Norwegen und Großbritannien, wie die „Presse“ aus Kreisen im Umfeld der OMV erfahren hat.

Konkret soll dem Vernehmen nach die norwegische Regierung der Übertragung von OMV-Anteilen an die Russen skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen, so die Quelle: OMV-Chef Rainer Seele soll deshalb im Juni zur Krisendiplomatie in Norwegen gewesen sein, ehe er mit zwei weiteren Vorstandsmitgliedern und dem neuen Aufsichtsrats-Chef Peter Löscher auf dem Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg mit den Russen darüber konferierte. Kein zweiter europäischer Konzern war in Petersburg so stark vertreten. Selbst Finanzminister Hans Jörg Schelling war im letzten Moment eingeflogen, um sich unter anderem mit Gazprom-Chef Alexej Miller zu treffen und den Asset-Swap zu besprechen, wie er sagte.

Gazprom nicht präqualifiziert

Offiziell will das norwegische Öl- und Energieministerium „jegliche eventuelle Überlegungen dazu nicht kommentieren“. Auf Anfrage der „Presse“ aber stellte Ministeriumssprecher Håkon Smith-Isaksen doch immerhin klar, dass Gazprom gar nicht über die sogenannte Präqualifikation zur Arbeit am norwegischen Kontinentalschelf verfüge: „Gazprom ist nicht präqualifiziert.“

Eine Präqualifizierung setzt unter anderem den Nachweis voraus, dass man über ausreichend Expertise in dieser Art der Förderung verfügt. Aber selbst wenn eine solche Präqualifizierung erteilt wäre, braucht es bei einem konkreten Deal noch die Billigung durch das Ölministerium, so Smith-Isaksen. Und zwar unabhängig von der Anzahl der Anteile, die von einer Firma auf die andere übertragen werden sollen.

Alles der Reihe nach

Die OMV will sich um die nötigen Behördengenehmigungen offenbar erst später kümmern. Sie werden eingeholt, „sobald die Verhandlungen abgeschlossen sind“, heißt es auf Anfrage: „Die Verhandlungen zu diesem Asset-Tausch laufen und sind vertraulich.“

In gewisser Weise scheint man mit den Behördengenehmigungen aber doch schon beschäftigt zu sein. Wie nämlich OMV-Chef Rainer Seele Mitte Juni am Rande des Wirtschaftsforums in St. Petersburg zur „Presse“ sagte, hätten die Medien „keine Ahnung, wie langwierig und schwierig der Weg zu Behördengenehmigungen ist“. Er meinte nicht nur Norwegen.

Bekanntlich bietet die OMV den Russen die Anteile in der Nordsee an, um im Gegenzug einen Viertelanteil an einem sibirischen Gasfeld zu erhalten und so die schwindenden Reserven relativ günstig aufzufüllen. Das Engagement in der Nordsee kommt der OMV nämlich angesichts des Ölpreisverfalls teuer, zumal hohe Investitionsverpflichtungen bestehen. Mit der ursprünglichen Idee, den Russen auch Assets in Österreich anzubieten, war Seele innenpolitisch abgeblitzt.

Der Fall Fridman

Ob Norwegen gegenüber Gazprom aus politischen Gründen skeptisch ist, lässt sich schwer sagen. Großbritannien jedenfalls, wo die OMV ebenso über Beteiligungen verfügt, die sie für den Asset-Swap in Betracht zieht, hatte sich bereits im Vorjahr von der harten Seite gezeigt. Damals war der russische Multimilliardär, Michail Fridman, gezwungen worden, die zuvor von der deutschen RWE erworbenen Assets in der Nordsee wieder abzustoßen. London befürchtete, dass Fridman aufgrund der Ukraine-Krise irgendwann auf der Sanktionsliste landen könnte, womit die Ausbeutung der Felder blockiert wäre. Später hat Fridman allerdings problemlos Assets von der deutschen E.on in Norwegen gekauft.

Offenes Fass

In jedem Fall zieht sich die Angelegenheit des Asset-Swap zwischen der OMV und Gazprom hin. Seele beginnt die Öffentlichkeit bereits darauf einzustimmen: Man habe keinen Zeitdruck, sagte er in der Vorwoche im Interview mit dem „Trend“: „Bis Juli, wie wir geplant hatten, wird es sich nicht mehr ausgehen.“ Der Abschluss des Asset-Swap werde wohl erst nächstes Jahr erfolgen, sagte Seele Mitte Juni zur „Presse“. Neben allen anderen offenen Fragen müsse man, so Seele, die Assets aufgrund der jüngsten Veränderungen beim Ölpreis wieder neu berechnen. Wird da das Fass wieder aufgemacht? „Wir hatten es nie zu“, so Seele.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.06.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

FILE NORWAY ENERGY
Österreich

Die OMV holt Gazprom nach Europa

Im Tausch gegen ein sibirisches Gasfeld bietet die OMV der russischen Gazprom Anteile an ihrer Produktion in der teuren Nordsee.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.