"Dieselgate" kostet VW in USA mehr als 15 Milliarden Dollar

Production Of Electric And Hybrid Golf Automobiles At The Volkswagen AG Wolfsburg Plant
Production Of Electric And Hybrid Golf Automobiles At The Volkswagen AG Wolfsburg PlantBloomberg
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Den Betrag muss Volkswagen für Rückkäufe, Entschädigungen und Strafen ausgeben. Eine Aufstockung der Rücklagen sei nicht notwendig, verlautet VW.

Der Dieselskandal in den USA kommt Volkswagen teurer zu stehen als zunächst gedacht. Der Konzern muss für die Entschädigung von Dieselbesitzern und die Wiedergutmachung von Umweltbelastungen die Rekordsumme von mehr als 15 Milliarden Dollar (13,6 Milliarden Euro) bezahlen, wie am Dienstag aus Gerichtsdokumenten in den USA hervorging.

In Österreich hat der ÖAMTC heute gemeint, dass Klagen nicht zielführend sind, da den Kunden keine Nachteile entstanden sind. Das bestreitet wiederum der Verein für Konsumenteninformation (VKI), der sehr wohl einen Schaden sieht und eine Sammelklage vorbereitet.

Vergleich teurer als erwartet

Gut zehn Milliarden Dollar sind für den Rückkauf von fast einer halben Million manipulierter Dieselautos vorgesehen. Weitere fast fünf Milliarden Dollar soll Volkswagen in zwei Umweltfonds einzahlen - einen als Ausgleich für jahrelang überhöhten Stickoxidausstoß und einen weiteren zur Förderung emissionsfreier Fahrzeuge. Zudem sollen einem Insider zufolge mindestens 600 Mio. Dollar an mindestens 44 klagende US-Bundesstaaten fließen. Damit ist dies der teuerste Vergleich, den ein Autobauer bisher wegen Vergehen in den USA mit den Behörden schließen musste.

Volkswagen hatte vor neun Monaten auf Druck der US-Umweltbehörden zugegeben, Abgaswerte mit einer Software manipuliert zu haben. Am Dienstag lief die vom Bezirksgericht in San Francisco gesetzte Frist ab, bis zu der die Kläger einen mit dem Wolfsburger Konzern ausgehandelten außergerichtlichen Vergleich präsentieren sollten, wie die Manipulation von Dieselabgasen technisch behoben und die US-Kunden entschädigt werden sollen.

Historische Ausmaße

Obwohl der US-Vergleich teurer ausfällt als erwartet, reagierten Analysten positiv. "Das Abkommen sieht vernünftig aus und dürfte die Unsicherheit beenden", schrieb Arndt Ellinghorst von Everore ISI. Er gehe davon aus, dass der Aktienmarkt mit der höheren Zahl "OK" sein werde. Die nach Bekanntwerden des Skandals im Herbst gebeutelte VW-Aktie legte zeitweise um 4,7 Prozent zu.

Nach Einschätzung des US-Justizministeriums ist der Dieselskandal eine der schwerwiegendsten Verletzungen von Verbraucher- und Umweltrecht in der Geschichte der USA. Verbraucher hätten VW vertraut und seien bitter enttäuscht worden, sagte Vize-Generalbundesanwältin Sally Q. Yates am Dienstag vor Medien in Washington. "Sie haben über 500.000 Amerikaner unwissentlich zu Komplizen gemacht."

VW: Keine Aufstockung der Rücklagen

Für die Reparatur der weltweit insgesamt rund elf Millionen manipulierten Dieselfahrzeuge sowie juristische Risiken hat der Konzern rund 16,2 Mrd. Euro (umgerechnet rund 18 Mrd. Dollar) zur Seite gelegt. Davon verschlingt der nun in den USA nach monatelangem Tauziehen ausgehandelte Vergleich einen Großteil. Volkswagen wird die Rückstellungen dennoch nicht erhöhen. Die Vereinbarung bewege sich im Rahmen dessen, was man erwartet habe, sagte Finanzchef Frank Witter. "Wir sind in der Lage, den Konsequenzen zu managen."

(APA/Reuters)

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