Brexit zieht Wachstum für Deutschland nach unten

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Peene Werft in Wolgast Landkreis Vorpommern Greifswald Dieimago/BildFunkMV
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Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung senkte die deutsche BIP-Prognose auf 1,3 Prozent. Auch in Österreich dürfte der Brexit 2017 deutlich spürbarer werden.

Der Brexit-Entscheid der Briten kostet die deutsche Wirtschaft nach Prognose des gewerkschaftsnahen IMK-Instituts im kommenden Jahr ein halbes Prozent Wachstum. Die Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes werde von 1,5 auf 1,3 Prozent gesenkt, erklärte das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) am Mittwoch. Ohne Brexit wäre die Prognose hingegen auf 1,8 Prozent angehoben worden. Für dieses Jahr erwarten die Forscher 1,6 Prozent.

"Die kurzfristigen Auswirkungen des Brexit sind in Deutschland nicht katastrophal, aber doch schmerzlich genug", sagte IMK-Direktor Gustav Horn. "Die deutlich gewachsene Unsicherheit trifft uns an einem ganz empfindlichen Punkt: Gerade sah es so aus, als ob die Unternehmen ihre hartnäckige Zurückhaltung bei den Investitionen langsam aufgeben würden. Das dürfte sich jetzt erledigt haben." Sollten die Turbulenzen an den Finanzmärkten anhalten, könne das Wachstum künftig sogar geringer als ein Prozent ausfallen.

Der Dämpfer werde sich auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar machen. Trotz Zuwanderung sinke die Zahl der Arbeitslosen dieses Jahr im Schnitt um 60.000. 2017 dürfte sie hingegen bei weiter steigender Beschäftigung um rund 290.000 zunehmen und im Jahresdurchschnitt wieder knapp über drei Millionen liegen.

Auch in Österreich 2017 spürbar

In Österreich erwarten Ökonomen der Bank Austria  in der zweiten Jahreshälfte als Folge der Verunsicherung durch den bevorstehenden Austritts eine Verlangsamung der Industriekonjunktur. Diese werde 2017 deutlicher spürbar werden, erwartet Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Mit rund zwei Prozent im Gesamtjahr 2016 bleibt die Wachstumsprognose der Bank Austria für die österreichische Industrie jedoch unverändert. Die gedämpften Aussichten für das zweite Halbjahr sollten durch die besser als erwartete Performance in den ersten Monaten des Jahres kompensiert werden.

Zur Jahresmitte hat Österreichs Industriekonjunktur nämlich deutlich an Fahrt gewonnen. Der Bank Austria Einkaufsmanagerindex (EMI) ist im Juni auf das höchste Niveau seit fünf Jahren geklettert. Die Verbesserung habe sich auf breiter Basis vollzogen und sei vor allem auf eine spürbare Nachfrage nach "Made in Austria" zurückzuführen, heißt es.

(APA/Reuters)

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