Tödlicher Unfall wirft autonomes Fahren zurück

Joshua Brown m Steuer seines Tesla S.
Joshua Brown m Steuer seines Tesla S.(c) YouTube/Brown
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Erstmals starb ein Mensch, weil sein selbstfahrender Tesla nicht bremste.

Washington/Wien. Joshua Brown war stolz aus sein Tesla Model S. „Das Auto fährt ganz allein“, sagte er zufrieden lächelnd in einem Video, das er im Oktober 2015 auf YouTube gepostet hat. Er winkt mit beiden Händen, während das Auto im Stau selbstständig beschleunigt und bremst. „Das nimmt den ganzen Stress raus“, meint Brown.

Jetzt hat der 40-jährige US-Amerikaner Geschichte geschrieben, als erster Mensch, der bei einem Unfall eines autonom fahrenden Autos getötet wurde. Der Tesla S war auf Autopilot, als er ungebremst in einen Lkw krachte. Der Unfall hat sich bereits im Mai in Florida ereignet, doch erst jetzt berichtee Tesla davon auf seiner Webseite – nachdem US-Behörden Ermittlungen eingeleitet haben.

Der Unfall ist ein Schlag für das Bestreben vieler Firmen, die Akzeptanz für autonom fahrende Autos zu erhöhen. Schon jetzt können viele Fahrzeuge dank eines adaptiven Tempomaten, der von Radarsensoren gesteuert wird, selbstständig beschleunigen und bremsen. Sogar eigenständiges Lenken durch Spurassistenten ist für eine bestimmte Zeit (30 Sekunden) möglich. Das große Ziel ist aber, Autos völlig selbstständig und ohne zeitliche Beschränkung fahren zu lassen (was derzeit auch der Gesetzgeber verhindert).

Vor allem Google hat Milliarden in die Entwicklung von Roboterautos gesteckt, das Internet-Unternehmen will demnächst 100 Minivans der Firma Chrysler zu autonom fahrenden Pkw umbauen. Auch das mythische Apple-Auto soll sich vor allem durch eigenständiges Fahren von allen anderen Autos unterscheiden.

Tesla hat bereits jetzt in seinen Modellen Autopiloten verbaut, die automatisch die Spur wechseln können, bremsen oder Gas geben. Bei der Aktivierung wird gewarnt, dass sich die Technologie in der Testphase befinde. Der Fahrer wird angewiesen, beim Betrieb des Autopiloten „beide Hände am Steuer“ zu halten. Das machen freilich die wenigsten, wenn man sich die Dutzende von Videos von eigenständig fahrende Teslas auf YouTube anschaut.

Beim Unfall im Mai, bei dem Joshua Brown starb, dürften mehrere Faktoren zusammengekommen sein, die kombiniert zu dem fatalen Ergebnis führten. Das Model S krachte seitlich in einen Sattelschlepper, der gerade eine Schnellstraße querte. Das Fahrzeug hatte besonders viel Bodenfreiheit, der Pkw fuhr beim Unfall unter den Sattelschlepper, wobei das Unterteil die Windschutzscheibe eindrückte. Der Wagen rollte danach ohne Dach noch mehrere hundert Meter weiter und krachte gegen einen Strommasten. Möglich wäre, dass die Radarsensoren des Tesla aufgrund des großen Abstands zwischen der Lkw-Unterseite und der Straße keinen Gegenstand und damit kein Hindernis wahrnahmen.

Dazu kommt, dass der Aufbau weiß angemalt war. „Weder der Autopilot noch der Fahrer erkannten die weiße Seite gegen den hellen Himmel, deshalb wurde nicht gebremst“, schreibt Tesla auf seiner Webseite unter dem Titel „Ein tragischer Verlust“.

200 Mio. Kilometer ohne Unfall

Das Unternehmen verweist darauf, dass dies der erste Todesfall bei mehr als 200 Millionen Kilometern sei, die insgesamt von einem Autopiloten gefahren wurden. Weltweit gebe es alle 96 Millionen Kilometer einen tödlichen Verkehrsunfall.

Die US-amerikanische Verkehrssicherheitsbehörde (NHTSA) überprüft nun den Unfall, um festzustellen, ob das technische System planmäßig funktioniert hat. Ein Team von Ermittlern wurde an den Unfallort entsandt. Die vorläufige Untersuchung betrifft etwa 25.000 Tesla-Fahrzeuge des Model S aus dem Jahr 2015.

Joshua Brown vertraute jedenfalls dem Autopiloten. Im April dieses Jahres postete er ein Video auf YouTube, das zeigt, wie sein Tesla einem anderen Auto ausweicht, das plötzlich die Spur wechselte. Der Titel des Videos: „Autopilot saves Model S.“ (rie/ag.)

(Print-Ausgabe, 02.07.2016)

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