Die Krise hinterließ Spuren am Arbeitsmarkt

(c) BLOOMBERG
  • Drucken

In drei von vier OECD-Ländern ist die Arbeitslosenrate noch immer um mindestens zwei Prozentpunkte höher als vor der Krise.

Paris/Wien. Fast zehn Jahre lang habe die Krise die Beschäftigung in den Industrieländern gedämpft. 2017 dürfte die Beschäftigung in den betroffenen Ländern wieder das Beschäftigungsniveau von vor der Krise erreichen. Das geht aus dem Beschäftigungsausblick der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor. Drei von vier OECD-Ländern haben noch immer eine Arbeitslosenrate, die um mindestens zwei Prozentpunkte höher ist als die vor der Krise. Oder um mindestens fünf Prozent niedrigere Durchschnittslöhne.

Die Beschäftigung (als Anteil der Beschäftigten bei den erwerbsfähigen Personen) steige zwar langsam wieder auf das Vorkrisenniveau. Trotzdem bleibt die Arbeitslosenrate höher, weil mehr Menschen auf den Arbeitsmarkt drängen. Ältere gehen später in Pension und mehr Frauen als früher suchen eine Arbeit. Zwar hätten viele Menschen wieder einen Job, aber das Wachstum der Löhne sei schaumgebremst und Stress am Arbeitsplatz weit verbreitet, heißt es im Bericht. „Viele Arbeiter, die in der Industrie und am Bau nicht mehr gebraucht werden, mussten feststellen, dass ihre Fähigkeiten und Erfahrung sie nicht für besser bezahlte Stellen im Dienstleistungssektor qualifizierten.“

Die Teilzeitarbeit ist unterdessen auf dem Vormarsch: Im OECD-Raum arbeiten aktuell 15,7 Prozent der Beschäftigten Teilzeit, 2007 waren es 14,6 Prozent. Besonders stark war der Anstieg in Österreich, Irland, Italien, Spanien und Chile. Österreich gehöre aber zu den Staaten mit der höchsten Jobqualität, stellt der OECD-Bericht fest.

Berlin: Ende des Jobwunders

Sogar in Deutschland, dem ökonomischen Musterschüler in der EU, neigt sich das Jobwunder dem Ende zu. „Der kontinuierliche Rückgang der Arbeitslosenquote in Deutschland kommt mit einer Stabilisierung in der zweiten Jahreshälfte 2016 und im Jahr 2017 vorläufig zum Ende.“ Der Hauptgrund sei, dass immer mehr Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt ankämen und viele zunächst arbeitslos seien. Ihre Eingliederung durch Sprachkurse und Ausbildung sei deshalb die wichtigste Aufgabe für die Arbeitsmarktpolitik, sagte OECD-Expertin Kristine Langenbucher. Ähnlich ist das in Österreich. Auch hierzulande entfällt der Anstieg der Arbeitslosigkeit derzeit fast ausschließlich auf Flüchtlinge.

Die Flüchtlinge kommen auf dem deutschen Jobmarkt derzeit überwiegend nur für Hilfsjobs infrage, wie aus Daten der deutschen Bundesagentur für Arbeit hervorgeht. Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland sank im Juni auf den tiefsten Stand seit 25 Jahren. Unter dem Strich sieht die OECD die Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt positiv.

Anders als in vielen anderen OECD-Ländern seien die Reallöhne in Deutschland zuletzt spürbar gestiegen. Zudem sei die Zahl der Langzeitarbeitslosen gesunken und die Beschäftigungsquote der Bevölkerung liege deutlich über dem OECD-Schnitt. (APA/Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.07.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

THEMENBILD: ARBEITSMARKTSERVICE AMS / ARBEITSLOSENZAHLEN /ARBEITSLOSE
Österreich

Arbeitslosigkeit im Juni nahezu unverändert hoch

Um 0,1 Prozent weniger Menschen waren im Vergleich zum Vorjahr auf Jobsuche. Hingegen stieg die Zahl der Schulungsteilnehmer deutlich um über acht Prozent.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.