Der Airbus A380 ist das größte Passagierflugzeug der Welt. Seine Entwicklung war ein Kraftakt für Hersteller Airbus, der die Produktion des Jets nun drastisch zurückfährt.
Wien. Leichter, leiser, sparsamer und größer. Der Airbus A380 galt einst als das Prestigeprojekt der europäischen Flugzeugindustrie. Nicht US-Konkurrent Boeing sollte das größte Verkehrsflugzeug der Welt sein Eigen nennen können. Nein, es musste eine Maschine des deutsch-französischen EADS-Konzerns (heute Airbus) sein. Doch nun hat es den Anschein, als ob der Stern des Großraumflugzeugs verglüht, bevor er je richtig gestrahlt hat.
Mangelndes Interesse der Fluggesellschaften veranlasst Hersteller Airbus dazu, die Produktion der Maschine zurückzufahren. Ab 2018 sollen jährlich nur noch zwölf Flugzeuge ausgeliefert werden, weniger als die Hälfte der bisherigen Menge. Das teilte das Unternehmen bei der für die Branche traditionell wichtigen Luftfahrtschau im britischen Farnborough mit. Airbus-Chef Thomas Enders gibt sich dennoch optimistisch: „Ich hoffe, es handelt sich nur um ein oder zwei Jahre, und dann können wir die Produktionsraten wieder steigern.“
Das zweistöckige Flugzeug ist für rund 550 Personen ausgelegt. Binnen zweier Jahrzehnte war die Auslieferung von rund 1200 Stück geplant. Doch daraus wurde nichts. Die Weltluftfahrt wächst wohl, aber nicht so, wie man es einst prognostiziert hat. Die ohnehin unter Druck stehenden Fluggesellschaften setzen heute lieber auf kleinere Flugzeuge, die noch mehr Kerosin sparen und deren geringere Kapazität ihnen größere Flexibilität verschafft.
Bei Passagieren ist der A380 ob seiner Größe und seines Komforts durchaus beliebt. Bei den Airlines hält sich die Begeisterung indes in Grenzen. Lediglich 193 A380-Flieger sind weltweit in Betrieb, 126 Bestellungen stehen noch in den Auftragsbüchern. Größter bisheriger Abnehmer des A380 ist Emirates aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, die mit der Maschine seit Anfang Juli auch in Wien landen. Mehr als 20 Bestellungen gaben im Lauf der Jahre nur Singapore Airlines und die australische Qantas auf.
Der Riesenvogel selbst dürfte sich für Airbus kaum rechnen. Das Unternehmen schaffte es im vergangenen Jahr zwar, die Gewinnschwelle für das Flugzeug zu erreichen, doch je weniger Maschinen produziert werden, desto schwieriger wird es, die Kosten hereinzuspielen. Geht es nach Airbus, ist aber auch das kein Problem. Bei weiteren Einsparungen sollten auch geringere Stückzahlen ausreichen, um in den schwarzen Zahlen zu bleiben. Auf 364 Mio. Dollar summiert sich der Listenpreis für eine Maschine, die Fluggesellschaften dürften aber wegen hoher Rabatte weit weniger bezahlt haben.
Verzögerungen und Kosten
Im Vergleich zu den Entwicklungskosten ist das aber noch immer ein Klacks. Diese beliefen sich auf zwölf Mrd. Euro (kolportiert werden bis zu 28 Mrd. Euro), und waren damit höher als geplant. Gerechnet hatte man mit 10,7 Mrd. Euro. 2006 und 2007 schrieben EADS und Airbus schließlich Milliardenverluste, auch eine Folge zahlreicher Produktionsverzögerungen. Einige Manager versuchten das Ruder herumzureißen. Zunächst vergeblich. Airbus-Chef Enders setzte dem Treiben schließlich ein Ende und ein Sparprogramm auf, das den Abbau von 10.000 Arbeitsplätzen vorsah.
Nach fast zweijähriger Verspätung war es am 25. Oktober 2007 schließlich so weit. Singapore Airlines konnte den ersten Jet in Betrieb nehmen und bekam dafür sogar noch Geld. Airbus musste Pönalzahlungen leisten, weil Singapore seine alten Flugzeuge in dieser Zeit weiter leasen musste. Haarrisse in Verbindungsstücken und die Explosion eines Triebwerks vollendeten schließlich die Unglücksserie des Flugzeuges. In den vergangenen Jahren verliefen die Flüge dafür ohne Problem. (nst)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.07.2016)