Lieber billiges Erdöl verkaufen als keines mehr

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Öl- und Gaserzeuger im Kampf um Marktanteile.

Wien. Die Welt kommt ohne Öl und Gas nicht aus, ist der Öl- und Gaskonzern BP – wenig überraschend – überzeugt. Aber auch Institutionen mit etwas weniger offenkundigem Eigeninteresse, wie die IEA, rechnen damit, dass fossile Brennstoffe noch sehr lang weit mehr als die Hälfte unserer Energie liefern werden.

So stieg die Nachfrage nach Erdöl und Erdgas im vergangenen Jahr auch signifikant an, heißt es in der Statistical Review of World Energy von BP, der umfangreichsten Datensammlung im Energiebereich, die öffentlich ist. Mit einem Minus von über vier Prozent war der größte Verlierer 2015 die Kohle. Verdrängt wurde der schmutzigste Energieträger aber in erster Linie von einem anderen fossilen Brennstoff: Schiefergas aus den USA.

Gazprom mit Opec-Strategie

Die Öl- und Gaspreise blieben im Vorjahr trotz der starken Nachfrage auf sehr niedrigem Niveau. Den Grund dafür sieht BP in der Strategie vieler Produzentenländer. Um ihre Marktanteile zu sichern, verzichten diese zu einem großen Teil auf schnelle Gewinne, produzieren viel und drücken so den Preis weiter. Zumindest dann, wenn sie es sich leisten können.

Bestes Beispiel sind die Opec-Staaten. Obwohl die nationalen Haushalte vieler Mitglieder des Ölkartells angesichts des niedrigen Rohölpreises bereits unter Druck sind, sorgte die Opec 2015 für den Löwenanteil der Angebotsausweitung. Erklärtes Ziel war, der US-Schieferölindustrie Marktanteile abzuluchsen. Und tatsächlich sind zwei Drittel der amerikanischen Schieferölförderanlagen seit Oktober 2014 verschwunden.

Ganz ähnlich verhielt sich der teilstaatliche russische Gaserzeuger Gazprom in Bezug auf Europa. An sich ist der Preis der Gazprom an den Ölpreis gekoppelt und bildet diesen mit sechs Monaten Verspätung nach. Tatsächlich senkte Gazprom die Preise für seine europäischen Abnehmer jedoch deutlich schneller, als nach dieser Formel notwendig gewesen wäre, errechneten die BP-Experten.

Die Folge dieser Preis- und Mengenschlacht lässt sich in einer anderen Statistik ablesen: Die OECD-Länder bunkern derzeit so viel Öl und Gas wie nie zuvor. Aus diesem Grund wird es auch noch eine Weile dauern, bis die um 160 Mrd. Dollar gefallenen Investitionen in den Öl- und Gassektor zu steigenden Preisen führen. BP schätzt drei bis fünf Jahre. (auer)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.07.2016)

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