Lars Windhorst: Der Mann, der Milliarden jongliert

Begnadeter Investor oder „Windei'“? Lars Windhorst spaltet die Finanzszene.
Begnadeter Investor oder „Windei'“? Lars Windhorst spaltet die Finanzszene. (c) Hess, Catherina/SZ-Photo/picturedesk.com
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Lars Windhorst hat bei der Buwog schnell 23 Mio. Euro verdient. Mit dem Fonds Sapinda mischt er die Finanzszene auf.

Wien/Frankfurt. Er kann es. Wieder. Immer wieder. Lars Windhorst hat ein Faible für großes Geld und große Deals. Schon zweimal sind die äußerst riskanten Manöver des einstigen Wunderkinds der deutschen Investmentszene schiefgegangen. Jetzt hat er aber wieder gezeigt, was alles möglich ist. Vor fünf Wochen ist Windhorst über seine Investmentfirma Sapinda beim Wohnimmobilienunternehmen Buwog eingestiegen. Für 18,5 Millionen Aktien blätterte er 352 Mio. Euro hin – 19 Euro je Aktie. Dienstagabend machte Windhorst wieder Kasse. Er verkaufte das Paket um 20,25 Euro je Aktie an institutionelle Anleger. Ergibt einen Erlös von 375 Mio. Euro. Das „Körberlgeld“ kann sich sehen lassen: 23 Mio. Euro.

Der Preis bedeutet 6,6 Prozent Abschlag zum Schlusskurs der Buwog, wie die US-Investmentbank Goldman Sachs nach Abschluss der Platzierung mitteilte. Die Investoren griffen dennoch freudig zu. Auch für die Buwog, an der die einstige Hundert-Prozent-Mutter Immofinanz jetzt nur mehr zehn Prozent hält, sei die Transaktion langfristig positiv, meinen Analysten. Denn der Streubesitz erhöht sich, was die Liquidität der Buwog-Aktie erhöht. Kurzfristig belastete der Anteilsverkauf jedoch, die Buwog-Papiere verloren am Mittwoch rund vier Prozent.

Wer aber ist der Mann hinter Sapinda? Blättert man in Windhorsts Biografie, liegen Assoziationen mit Gordon Gecko oder Jordan Belfort nahe. Windhorst jonglierte zwar nie mit so riesigen Summen, aber ein Leben wie auf einer Hochschaubahn hat die Kunstfigur Gecko mit dem einstigen Börsenmakler Belfort und Windhorst gemeinsam. Letzterer ist gerade wieder einmal oben.

Dort wollte er schon immer hin. Schon als Schüler las er unter der Bank das „Handelsblatt“, während andere Comics verschlagen. Seine erste Firma gründete der aus Rahden in Ostwestfalen gebürtige Schulabbrecher mit 16. Beim Basteln an Computern lernte er den chinesischen Händler Ming Rong Zhang kennen. Das Geschäft mit Computern lief wie geschmiert, bis Ende der 1990er-Jahre gründete das Duo drei Firmen und hatte Millionen gescheffelt.

Pleite nach der Dot.com-Blase

Der Erfolg blieb nicht geheim, Windhorst flog mit Kanzler Helmut Kohl zu Wirtschaftsmissionen, wurde am Weltwirtschaftsforum als „Young Global Leader“ herumgereicht. „Deutscher Bill Gates“ titelte „Le Figaro“ über den jungen Mann, dem es an Selbstbewusstsein nicht mangelte.

Die Dot.com-Blase stoppte den Höhenflug jäh. Da half auch nicht, dass Windhorst mit frischem Geld gutgläubiger Investoren und von Banken Löcher stopfte. Pfändung, Kontensperre, Insolvenz: 2004 platzte der erste Traum vom großen Geld. Bei einem Gerichtsverfahren wegen Veruntreuung kam er mit einem blauen Auge davon.

Der Mann, der in Deutschland nun als „Windei“ in Ungnade gefallen war, fing von vorn an: verlegte seinen Wohnsitz nach London und setzte mit der Investmentgruppe Sapinda wieder aufs Ganze. Dass die deutsche Tochter Vatas 2009 im Zuge der Finanzkrise krachte, war für ihn nur eine Fußnote. Binnen fünf Jahren wickelte Sapinda Investments im Volumen von mehr als zwei Mrd. Euro ab. Sie ist in Öl- und Minenunternehmen, Agrar- und Lebensmittelindustrie, Medien und Immobilien engagiert.
Geschäfte auf dem explodierenden deutschen Wohnungsmarkt haben ihm das nötige Spielgeld verschafft. Sagt man. Denn ganz genau weiß niemand, wie Windhorst agiert und woher er das Geld bekommt. Die Banken halten sich nämlich zurück. Mit aufsehenerregende Partys, Privatjets und Jachten beeindruckt er jedenfalls viele Investoren, denn eloquent und geschickt ist Windhorst. Das müssen sogar seine ärgsten Kritiker zugeben. In seinen Gremien sitzen unter anderem Roland Berger und Joachim Hunold. Zuletzt überzeugte er sogar einen Scheich: Der älteste Sohn des Herrschers der Emirate steckt 100 Mio. Euro in Sapinda. Das Geld fließt in Raten. Auch Scheichs sind vorsichtig. Schließlich weiß man nie, ob der Jongleur nicht wieder einmal die Bälle verliert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2016)

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