Zeugnisverteilung für Banken

A logo of a branch of Germany's Deutsche Bank is seen in Cologne
A logo of a branch of Germany's Deutsche Bank is seen in CologneREUTERS
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Am Freitag werden die Ergebnisse des neuesten Stresstests bekannt gegeben.

Frankfurt. Viele Bankmanager werden am 29. Juli keinen entspannten Start in die Sommerferien haben. Statt auf dem Strand müssen sie den Freitagabend im Büro verbringen und die Ergebnisse des europaweiten Bankenstresstests auswerten. Die EU-Bankenbehörde EBA will die Resultate an diesem Tag erst um 22 Uhr veröffentlichen, wenn alle wichtigen Börsen geschlossen haben.

Auf diese Weise gewährt sie Investoren genügend Zeit, die Ergebnisse bis zur Öffnung der Märkte am Montag zu verdauen. Manche Beobachter fühlen sich an Zeiten der Finanzkrise erinnert, als an Wochenenden regelmäßig Rettungspläne für marode Finanzinstitute gebastelt wurden. Vergleichbare Aktionen erwarten die meisten Banker und Experten dieses Mal zwar nicht, aber die Stimmung ist vor der Verkündung der Zahlen durchaus angespannt.

Italiens Banken als Problem

Neben der Deutschen Bank, die mit ihrer Kernkapitalquote von 10,7 Prozent vielen Konkurrenten hinterherhinkt, stehen vor allem italienische Geldhäuser unter Druck. Sie schieben faule Kredite von 360 Mrd. Euro vor sich her und werden beim Stresstest deshalb nach Einschätzung von Experten besonders schlecht abschneiden. EZB-Chef Mario Draghi hat kürzlich eine rasche Lösung der Probleme angemahnt.

Auf dem Markt gibt es deshalb Spekulationen, die Politik könnte die Stresstest-Resultate als Rechtfertigung nutzen, um italienische Geldhäuser zu stützen. Staatshilfen werden bereits debattiert. Der deutsche Finanzminister, Wolfgang Schäuble, erklärte kürzlich, man solle zunächst die aktuellen Stresstest-Ergebnisse abwarten, um die Probleme der Banken besser bewerten zu können.

Viele Experten halten das jedoch für Augenauswischerei. „Das Problem der faulen Kredite in Italien ist seit Langem bekannt“, sagt ein Bankvorstand. „Ich erwarte nicht, dass die Behörden aus dem Stresstest grundlegend neue Erkenntnisse gewinnen.“ Schon beim vorangegangenen Fitnesscheck 2014 entpuppten sich die Geldhäuser zwischen Neapel und Mailand als größte Sorgenkinder – passiert ist seitdem wenig. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2016)

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