Telekom Austria: „Der Vorstand macht die Sache gut“

Carlos Moreno und Wolfgang Ruttenstorfer (v. l.) demonstrieren Einigkeit trotz skeptischer Mienen.
Carlos Moreno und Wolfgang Ruttenstorfer (v. l.) demonstrieren Einigkeit trotz skeptischer Mienen.Die Presse/Clemens Fabry
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Der Aufsichtsrat versucht, die Diskussionen um Konzernchef Alejandro Plater zu beenden. Als positives Signal erhöhen die Großaktionäre nicht uneigennützig die Dividende.

Wien. Wenn Aufsichtsratspräsident Wolfgang Ruttenstorfer und sein Vize und gleichzeitiger Vertreter des Mehrheitseigentümers América Móvil, Carlos Moreno, gemeinsam vor die Öffentlichkeit treten, dann muss bei der Telekom Austria schon etwas Großes im Busch sein. In der Tat kochte die Gerüchteküche in den vergangenen Wochen über: Geht Konzernchef Alejandro Plater? Tritt er nur als Chef (CEO) zurück und bleibt als „einfacher“ Vorstand (COO) für das Tagesgeschäft zuständig? Oder bleibt alles wie bisher? Über die Antwort wurde heftig spekuliert, zumal Aufsichtsrat, Belegschaftsvertretung und Politik durchaus unterschiedliche Positionen vertraten. Dementsprechend sollen in der gestrigen Aufsichtsratssitzung die Wogen ziemlich hochgegangen sein.
Letztlich war es aber vorerst ein Sturm im Wasserglas: Plater bleibt Boss der Telekom und in Personalunion COO. „Ich meine, dass der Vorstand die Sache gut macht“, sagte Ruttenstorfer nach der Sitzung. Moreno ergänzte: „Wir stehen hinter Plater und unterstützen ihn voll.“ Auch die Republik Österreich, die über die Staatsholding Öbib 28,4 Prozent an der Telekom hält und über einen Syndikatsvertrag mit América Móvil (Amov) verbunden ist, dürfte noch am gebürtigen Argentinier Plater festhalten. „Die Öbib hat keinen Vorschlag für einen anderen CEO gemacht, also gehe ich davon aus, dass der Minderheitsaktionär mit Plater einverstanden ist,“ sagte Ruttenstorfer.
Die Österreicher haben laut Syndikatsvertrag das Vorschlagsrecht für den Telekom-Boss, haben aber nach dem Abgang von Hannes Ametsreiter im vorigen Sommer darauf zugunsten von Plater verzichtet. Dieser war in den vergangenen Monaten kräftig unter Beschuss geraten – Teile des Aufsichtsrats und vor allem die Betriebsräte feilten an seiner Ablöse. Kritik erntete der Manager aber auch vonseiten der Politik, die sich in dem heimischen Industrieschwergewicht Ruhe und wieder ein gutes Klima wünscht.
Dass es angesichts der von Plater geplanten strategischen Neuausrichtung auch „Diskussionen gibt, ist normal, das kann man aber elegant oder weniger elegant lösen“, räumte Ruttenstorfer ein.
Plater will die Telekom zu einem schlagkräftigen Konzern umformen, damit sie neuen Herausforderungen des Marktes besser Paroli bieten kann. Das bedeute eine Änderung der Organisation, erklärte Ruttenstorfer, ohne auf Details einzugehen. Möglicherweise rücken die Holding und die Töchter näher aneinander. Vor allem in der größten Tochter A1 (Österreich) dürfte das nicht nur auf Gegenliebe stoßen.
„Telekomkonzerne müssen sich neu erfinden“, verwies Moreno auf das explodierende Datengeschäft und neue Technologien wie Clouddienste. Der langjährige Wachstumstreiber Mobilfunk stagniert. Deshalb sieht Moreno die Zukunft in neuen Produkten und einer Aufrüstung der Infrastruktur auf Glasfaser. Die Telekom soll so selbst Wachstum lukrieren und die Plattform für die weitere Expansion in Europa werden.

133 Mio. Euro Dividende

Bei Zukäufen, die bisher immer als großes Ziel genannt worden sind, bremst Moreno ziemlich. Es gebe zum einen kaum Akquisitionsobjekte. Und zum anderen müsse das Unternehmen noch seine Finanzkraft deutlich verbessern. Noch vor drei Jahren sei der Konzern ein hoch verschuldetes Unternehmen gewesen, das von den Ratingagenturen schlecht benotet worden sei. „Wenn eine Firma so schwach ist, wie es die Telekom war, muss man sie erst stabilisieren, bevor man wachsen kann.“ Nachsatz: „Wir müssen das Wachstum selbst kreieren“, lautet Morenos Postulat.
Was die Stabilisierung der Finanzlage betrifft, streuten die Aufsichtsräte Plater und seinem Vorstandskollegen Siegfried Mayrhofer (Finanzen) ebenfalls Rosen. Die Kostenstruktur habe sich massiv verbessert – ganz ohne großen Jobabbau, betonte Ruttenstorfer. Schon das gute Ergebnis 2015 habe gezeigt, dass der Turnaround gelungen sei. Die Telekom verdiente im Vorjahr knapp 400 Mio. Euro.
Weil es auch heuer gut läuft, haben beide Großaktionäre am Freitag die Anhebung der Dividende von bisher fünf auf 20 Cent je Aktie schon für das Geschäftsjahr 2016 beschlossen. Nicht ganz uneigennützig: Von den insgesamt 133 Mio. Euro Ausschüttung kassieren die Mexikaner rund 80 Mio. und die Öbib 37,7 Mio. Euro.
In der Finanzwelt hat das etwas Verwunderung ausgelöst. Denn im zweiten Quartal sank das Betriebsergebnis (Ebit) zwar nicht so stark wie im ersten, aber es fiel – um 2,9 Prozent auf 114,5 Mio. Euro. Im Halbjahr gab es ein Minus von 9,8 Prozent auf 231,7 Mio. Euro. Schuld daran sind starke Einbußen in Bulgarien, wo sich das Ebit im Halbjahr halbierte, in Slowenien (minus 62,4 Prozent) und in Weißrussland (minus 17,1 Prozent).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2016)

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