Nach langer Krise hat Yahoo die Reißleine gezogen: Das Kerngeschäft geht für 4,8 Milliarden Dollar an den US-Telekomkonzern Verizon.
Der Internet-Pionier Yahoo verliert nach mehr als 20 Jahren seine Eigenständigkeit. Für 4,8 Milliarden Dollar in bar geht das Kerngeschäft an den US-Telekomkonzern Verizon, wie der Käufer am Montag mitteilte. Verizon sichert sich damit einen relativ günstigen Deal. Denn Analysten hatten den Wert der Internet- und E-Mail-Sparte von Yahoo zuletzt auf sechs bis acht Milliarden Dollar geschätzt.
Das Internet dominieren vor allem Google und Facebook. Yahoo kann dieser Übermacht nicht mehr viel entgegensetzen, obwohl Firmenchefin Marissa Mayer eine Trendwende versprochen und dafür auch viel Geld in Übernahmen investiert hatte. Die Zahlen wurden aber nicht besser. Unter dem Druck eines Milliarden-Verlustes hatte Mayer dann im Februar die Reißleine gezogen und den Verkauf angekündigt.
Beteiligung an Alibaba
Nicht abgestoßen werden die Beteiligungen an dem chinesischen Online-Händler Alibaba und Yahoo Japan. Diese waren zuletzt viel mehr wert als das angestammte Internetgeschäft von Yahoo. Insidern zufolge hatten sich auch der Telekom-Konzern AT&T sowie einige milliardenschwere Investoren für Yahoo interessiert.
Zu Verizon gehört bereits der ebenfalls gefallene Internet-Pionier AOL. Diesen hatte der Telekomkonzern 2015 für 4,4 Milliarden Dollar geschluckt. Internet- und Telekom-Dienstleistungen verschwimmen immer mehr.
Yahoo war vor über 20 Jahren als Verzeichnis von Webseiten gegründet worden. Dienste des Konzerns wie etwa E-Mail haben hunderte Millionen Nutzer, Yahoo tat sich jedoch schon seit Jahren schwer, das in Einnahmen umzumünzen. Das Geld wird vor allem mit Onlinewerbung gemacht - und in diesem Geschäft wurde Yahoo immer mehr von Google und Facebook abgehängt.
Mehrere Chefs erfolglos
Mehrere Chefs versuchten erfolglos, das Steuer bei Yahoo herumzureißen. Zuletzt hatte die ehemalige Google-Managerin Marissa Mayer vier Jahre Zeit dazu. Sie setzte auf einen Ausbau des Medienangebots, Investitionen in eigene Anstrengungen bei der Websuche und wollte jüngere Nutzer mit dem Kauf der Blog-Plattform Tumblr für rund eine Milliarde Dollar anlocken. Doch zuletzt fielen die Nettowerbeerlöse allein im vergangenen Quartal um rund ein Fünftel, und über zwei Runden von Wertberichtigungen sind rund zwei Drittel des Tumblr-Kaufpreises raus aus den Büchern.
(APA/Reuters)