Notfallpläne für die älteste Bank der Welt

Monte dei Paschi in Siena ist bereits 544 Jahre alt. Damit die Bank ihren 545. Geburtstag erleben kann, braucht es ein Wunder.
Monte dei Paschi in Siena ist bereits 544 Jahre alt. Damit die Bank ihren 545. Geburtstag erleben kann, braucht es ein Wunder.(c) APA/AFP/GIUSEPPE CACACE
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Italiens Monte dei Paschi, die älteste Bank der Welt, wird beim Stresstest wohl durchfallen. Rom arbeitet verzweifelt an einem Rettungspaket, Brüssel wappnet sich für die Pleite der Bank.

Mailand/Brüssel/Wien. Zwei Tage vor der Bekanntgabe der Ergebnisse des neuesten EU-Banken-Stresstests bastelt die italienische Regierung fieberhaft an einem Rettungspaket für die Krisenbank Monte dei Paschi. Italiens drittgrößtes Geldhaus ist zwar die älteste noch aktive Bank der Welt (gegründet 1472) – aber seit Jahren in großen Schwierigkeiten, die sich massiv ausweiten könnten, sollte es keine Lösung vor der Veröffentlichung des Stresstests am Freitagabend geben.

Eine Rettung der Bank mit staatlichen Geldern war am Widerstand Deutschlands gescheitert, da dies den EU-Regeln widersprechen würde. Außerdem wurde Monte dei Paschi bereits zwei Mal vom Staat gerettet. Die letzte Hoffnung von Premier Matteo Renzi für eine dritte Rettung ist jetzt eine halbprivate Lösung. Bis Freitag soll Monte dei Paschi fünf Mrd. Euro an frischem Kapital aufstellen – und rund zehn Mrd. Euro an notleidenden Krediten loswerden. Insgesamt hat die Toskana-Bank 47 Mrd. Euro an Krediten auf den Büchern, die wohl nie zurückgezahlt werden.

Abgewickelt werden soll dieses neue Rettungspaket über Atlante. Diesen Bankenhilfsfonds hat die italienische Regierung in den vergangenen Monaten rasch ins Leben gerufen. Atlante hat aber bereits mehr als die Hälfte des Kapitals von ursprünglich rund vier Mrd. Euro für die Rettung zweier Regionalbanken verbraucht. Jetzt drängt die italienische Regierung offenbar eine Reihe staatlicher und halbstaatlicher Institutionen dazu, Geld in den Fonds einzuzahlen.

So prüft eine Gruppe spezialisierter italienischer Pensionsfonds seit Montag, ob man die von der Regierung verlangten 500 Mio. Euro aufbringen kann. Das staatliche Finanzierungsinstitut Cassa Depositi e Prestiti (CDP) soll ebenso bis zu 500 Mio. Euro bereitstellen. Auch die SGA (Società per la Gestione di Attività), ein kürzlich vom Finanzministerium aufgekauftes Finanzierungsvehikel, soll bis zu 500 Mio. Euro beitragen. Weiters sollen die finanziell besser ausgestatteten italienischen Geldhäuser rund 160 Mio. Euro in den Fonds einzahlen. Dieses Geld soll dann verwendet werden, um Monte dei Paschi eine Tranche notleidender Kredite abzukaufen – allerdings unterhalb des Werts, der in der Bankbilanz für diese Kredite vorgesehen ist.

EU bereitet sich vor

Die entstehende Kapitallücke von fünf Mrd. Euro müsste Monte dei Paschi dann auf dem Markt aufstellen – ein ziemlich schwieriges Unterfangen. Scheitert dieser extrem komplizierte Plan, in den auch große US-Banken involviert sein sollen, dann bleibt nur noch ein direkter Staatseingriff durch Renzi, was wiederum die EU-Pläne zur Bankenabwicklung (Bail-in) begraben würde. Alternativ könnte die Bank bereits am Montag pleitegehen.

Genau darauf dürfte sich die EU bereits vorbereiten. Wie die Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch unter Berufung auf Insider berichtete, würden von europäischen Behörden bereits Notfallpläne für eine Pleite von Monte dei Paschi erstellt. (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.07.2016)

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