Deutsche Auto-Umweltprämie floppt

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Themenbild(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Nur 1500 Autokäufer haben im ersten Monat einen Antrag auf die neue E-Autoprämie gestellt. Mit der Prämie soll der Kauf von 300.000 E-Autos generiert werden.

Hamburg/Wien. Deutschland versucht, den Absatz von Elektroautos mit einer Kaufprämie von bis zu 4000 Euro pro Fahrzeug anzukurbeln. Aber die Autokäufer lassen das Staatsgeld links liegen: Im ersten Monat wurden nur 1523 Anträge auf Förderung gestellt, obwohl die Prämie rückwirkend für ab Mitte Mai gekaufte Elektrofahrzeuge beantragt werden kann. Und nur zwei Drittel der Anträge betrafen reine Elektroautos, der Rest entfiel auf Hybridfahrzeuge.

Zumindest in der Anfangsphase erweist sich die E-Autoprämie damit als handfester Flop. Die Regierung hatte im Vorfeld die Erwartung geäußert, dass die Prämie den Kauf von 300.000 E-Autos generieren würde. Nimmt man das Tempo im ersten Monat als Maßstab, dann müsste sich diese Aktion über mehr als 16 Jahre erstrecken.

Selbst wenn die Aktion ein durchschlagender Erfolg wäre und die 300.000 Autos in kurzer Zeit auf den Markt kämen, hätte das nach Meinung des deutschen Bundesverkehrsministeriums nur einen geringen Einfluss auf die Umweltsituation. „Der Absatz von rund 300.000 Elektroautos allein hat auf die Reduktion von Luftschadstoffen einen geringen Einfluss“, erklärte das Ministerium jüngst in der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der Grünen.

Der äußerst zähe Start der E-Auto-Kaufprämie in Deutschland ist insofern interessant, als auch das österreichische Verkehrsministerium eine ähnliche Aktion überlegt. Allerdings soll hierzulande noch eine Reihe von flankierenden Maßnahmen (beispielsweise Steuervorteile) auf den Weg gebracht werden.

Fachleute sind vom schwachen Start der Prämie wenig überrascht, weil den meisten E-Autos derzeit noch die Alltagstauglichkeit fehlt. Die Autos sind wesentlich teurer als vergleichbare konventionelle Fahrzeuge, ihre Reichweite ist eingeschränkt (bei den meisten auf dem Markt befindlichen Modellen liegt sie unter 200 Kilometern), und die Lade-Infrastruktur weist noch große Lücken auf.

Tesla plant Euro-Gigafactory

Nahe an die Reichweite von Benzinmodellen kommen derzeit nur E-Autos des amerikanischen Tesla-Konzerns heran. Die Preise für diese Autos liegen in Österreich aber um beziehungsweise knapp über 100.000 Euro, sind also wenig massentauglich.

Die Amerikaner arbeiten freilich hart daran, die größte Schwäche der E-Autos, nämlich die zu geringe Reichweite, durch hohe Investitionen in die Batterietechnologie zu mildern. Im US-Bundesstaat Nevada entsteht derzeit gerade die erste Gigafactory des Konzerns. Dort sagte Konzernchef Elon Musk am Wochenende, Tesla wolle solche Fabriken künftig ebenfalls in Europa und Asien errichten. Womit dann auch Tesla-Fahrzeuge in Europa gebaut werden würden. Denn die Gigafactories seien, so Musk, als integrierte Werke konzipiert: „Auf der einen Seite kommt Rohmaterial hinein, auf der anderen Seite kommen fertige Autos heraus.“

Die Offensive von Tesla setzt die europäische Autoindustrie, die noch keine vergleichbaren Fahrzeuge auf dem Markt hat, unter beträchtlichen Druck. Für diesen sorgt aber auch die EU-Kommission: Sie wolle die Autofirmen verpflichten, bis 2030 rund 20 Prozent ihres Autoabsatzes auf „Null-Emissionsfahrzeuge“ umgestellt zu haben, sagte der für Energie zuständige EU-Kommission-Vizepräsident Maroš Šefčovič in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“. Bis 2050 soll dieser Anteil auf 50 bis 60 Prozent steigen.

Harte EU-Auflagen

Unter Null-Emissionsfahrzeugen versteht die EU-Kommission reine Elektrofahrzeuge und Autos mit Brennstoffzellenantrieb. Ein ambitioniertes Ziel, denn derzeit haben diese Fahrzeuge in der EU einen Marktanteil von knapp zwei Prozent. Erreichen will die EU dieses Ziel mit harten CO2-Auflagen für die Autoindustrie. (red./ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2016)

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