Inflationsvorboten regen sich

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Die Preise für Güter direkt nach der Produktion klettern weiter – um 0,7 Prozent.

Luxemburg/Wien. Stück für Stück wird die Deflationsgefahr in der Eurozone abgebaut – und die Inflation kehrt zurück. So sind die Erzeugerpreise im Juni um 0,7 Prozent gegenüber dem Mai gewachsen. Es ist dies der zweite monatliche Anstieg in Folge und der höchste Anstieg seit August 2012. Die Preise für Güter direkt nach der Produktion sind auch rascher gestiegen als erwartet. Die meisten Ökonomen waren von einem Anstieg von lediglich 0,4 Prozent ausgegangen.

Im Jahresvergleich sind die Preise freilich gesunken: um 3,1 Prozent – und damit weniger als erwartet. Der Hauptgrund für die sinkenden Erzeugerpreise im Jahresvergleich waren wieder einmal die Energiepreise. In diesem Sektor sind die Erzeugerpreise im Jahresvergleich um 8,4 Prozent gefallen. Allerdings: Im Mai sind sie auf Jahressicht noch um mehr als zehn Prozent gefallen. Es gibt also auch hier einen Trend nach oben. Beobachter sehen hier eine positive Entwicklung, denn die Europäische Zentralbank (EZB) kämpft seit mehr als einem Jahr mit einem umfassenden Liquiditätsprogramm darum, die Inflation anzuregen. Im Monatsvergleich sind die Energie-Erzeugerpreise um 2,4 Prozent gestiegen.

Inflation bei 0,2 Prozent

Der tiefe Fall vor allem des Ölpreises in den vergangenen Jahren war der Hauptgrund für die sinkenden Inflationsraten und die von der EZB beobachtete Deflationsgefahr. Die Zentralbank pumpt seit März vergangenen Jahres Geld in die Märkte, indem sie Staatsanleihen und inzwischen auch Unternehmensanleihen mit frisch gedruckten Euro kauft.
Diese Anleihen nimmt sie auf ihre Bilanz, die sie dadurch aufbläht. Inzwischen hat die EZB das Volumen ihrer monatlichen Ankäufe von 60 auf 80 Mrd. Euro gesteigert. Die Erzeugerpreise laufen den Verbraucherpreisen, die als wichtigstes Inflationsmaß angesehen werden, zeitlich voraus. Sie schlagen aber nicht in vollem Umfang auf diese durch. Schon am Freitag wurden aktuelle Inflationszahlen für die Eurozone veröffentlicht. Laut Eurostat sind die Preise im Juli (im Jahresvergleich) um 0,2 Prozent gestiegen. Damit ist die Eurozone noch weit entfernt vom Inflationsziel der EZB, das bei knapp unter zwei Prozent liegt.

Sollten die Energiepreise sich stabilisieren, wovon die Währungshüter ausgehen, sollte die Inflation weiter wachsen und bis 2018 wieder das gewünschte Level erreichen. In Österreich steigen die Preise bereits traditionell rascher als in der gesamten Eurozone. EZB-Chef Mario Draghi warnte kürzlich aber vor neuen Risken durch den geplanten EU-Austritt Großbritanniens, der Wachstum und Inflation in der EU dämpfen könnte. Die EZB schließt deshalb weitere Maßnahmen nicht aus. (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.08.2016)

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