US-Konsumenten stecken in der Kreditkartenfalle

(c) imago stock&people (imago stock&people)
  • Drucken

Allein im zweiten Jahresquartal haben die Kreditkartenschulden der US-Bürger um 18 Milliarden Dollar zugelegt. Sollte die Konjunktur einbrechen, droht ein Fiasko.

Die US-Geldhäuser fluten die Bürger ihres Landes mit zahlreichen Kreditkartenangeboten. Zumindest einmal pro Woche findet man ein entsprechendes Angebot im Postkasten. Der Kampf um die amerikanischen Kunden, die zumeist schon drei, vier Kreditkarten besitzen, hat in den vergangenen Monaten noch einmal zugelegt, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. Keine Überraschung angesichts der bis zu 25 Prozent Zinsen, die den Instituten winken. Damit ist die Kreditkartensparte eines der wenigen Segmente, mit denen die Banken im Privatkundengeschäft noch Geld verdienen können.

Dass sich allein im zweiten Quartal dieses Jahres die Kundenschulden mit Kreditkarten um 18 Milliarden Dollar erhöht haben, beschreibt Nancy Bush von der Beratungsfirma BAB Research mit „noch alles in Ordnung“. Die Immobilienkrise der Jahre 2007 und 2008 habe jedoch gezeigt, wie schnell sich die Lage für die Banken ändern könne. "Sie müssen sehr vorsichtig sein", so Bush im Gespräch mit der Londoner Financial Times.

Fragile Konjunktur

Experten bereitet die Entwicklung der Kreditkartenschulden der Amerikaner, die sich mit Riesenschritten der 700-Milliarden-Dollar-Marke nähern - manche meinen der Billionen-Grenze - Sorgen, zumal sich auch die Konjunktur als nicht sonderlich stabil erweise. Sollte diese kippen einhergehend mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit, würde eine Abwärtsspirale eingeleitet werden: Immer mehr Kreditkartenschuldner könnten ihre Verbindlichkeiten nicht mehr begleichen, die Banken gerieten in Schieflage und schränkten die Darlehensvergabe ein, was die Wirtschaft weiter belasten würde.

Die Deutsche Bank in New York hat der „SZ“ zufolge erhoben, dass die Kreditkartenausleihungen der großen US-Geldhäuser im zweiten Jahresquartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum im Schnitt um 8,6 Prozent angestiegen sind. Eine Folge der aggressiven Werbemaschinerie. Ein weiterer Schwachpunkt sei, dass zunehmend Menschen mit geringerer Bonität angesprochen werden, die bislang keine Kreditkarte erhielten. So konnte Sun Trust, der Bankriese aus Atlanta, das Geschäft von April bis Juni um 26 Prozent ausweiten.

Nur monatliche "Mini-Tilgung"

Anders als etwa in Deutschland oder Österreich müssen die US-Kunden die Kreditkartenschulden, die sich ansammeln, nicht einmal im Monat begleichen. Vielmehr reicht eine sogenannte Mindesttilgung, die oft nicht mehr als 25 Dollar beträgt. Die Verschiebung der Rückzahlung der verbleibenden Summe auf die Folgemonate ist für alle Beteiligten zunächst ein gutes Geschäft: Der Kunde kann sich Dinge leisten, die er sich im Moment eigentlich gar nicht leisten kann, die Wirtschaft floriert, und die Banken kassieren, aufs Jahr hochgerechnet, Zinsen von durchschnittlich 14 bis 18 Prozent. Forciert wird das Szenario auch noch durch die Kundenkreditkarten großer Kaufhäuser und Geschäfte, die ebenfalls Einkäufe auf Pump ermöglichen.

Hinzu kommen noch andere Verbindlichkeiten, viele Amerikaner müssen zudem Haus-, Auto und Studentendarlehen abstottern. Die schuldenfreien Haushalte ausgenommen stehen nach Angaben des Finanzportals Nerdwallet alle übrigen mit durchschnittlich 131.000 Dollar in der Kreide. In Summe stehen die gesamten Verbindlichkeiten der US-Verbraucher auf über zwölf Billionen Dollar. Dabei machen Kreditkartenschulden „nur“ gut sechs Prozent aus.

Kritisch wird es bei einem gesamtwirtschaftlicher Schock wie 2008- einer deutlichen Zinserhöhung etwa oder eben einem Konjunktureinbruch. Erste Warnzeichen gab es bereits. Das Finanzhaus Synchrony Financial, das Kunden von großen Händlern wie Amazon oder Wal-Mart mit Kreditkarten versorgt, meldete jüngst einen Anstieg der Zahlungsausfälle. In der Folge rauschten branchenweit die Aktienkurse in den Keller.

>> Artikel in "Süddeutsche Zeitung"

(Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.