Aus für Brasiliens größtes Kraftwerksprojekt

The Amazon rain forest (R) in Brazil
The Amazon rain forest (R) in Brazil(c) REUTERS (PAULO WHITAKER)
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Das Tapajós-Wasserkraftwerk sollte so viel Strom liefern wie sechs AKW. Doch nun hat die Umweltbehörde auf Druck von Greenpeace das Projekt gestoppt. Siemens und Andritz betonen: Wir waren (noch) nicht involviert.

Wien/Brasilia. Eben erst haben in Brasilien die Olympischen Spiele begonnen. Aber der aktuelle Jubel, der über den Atlantik herüberschallt, betrifft gar nicht den Sport: Umweltorganisationen und Indigene feiern das Aus für das geplante Wasserkraftwerk am Tapajós-Fluss im Amazonasgebiet. Die brasilianische Umweltbehörde Ibama hat nach sieben Jahren Prüfung die Lizenz verweigert und das größte Infrastrukturprojekt des Landes vermutlich endgültig gestoppt.

Die Begründung: Die Antragsteller, der staatliche Energiekonzern Eletrobrás und eine Reihe privater Versorger hätten die geforderten Informationen nicht liefern können – zu den Auswirkungen auf Regenwald, Grundwasser, die Zerstörung von Pflanzen und Tieren und den Verlust von Land für die indigenen Gemeinschaften.

Geplant war ein gigantisches Kraftwerk mit einem 7,6 Kilometer langen Damm. Der Stausee hätte ein Regenwaldgebiet von fast der doppelten Fläche von Wien geflutet. Die Kosten: umgerechnet rund 8,4 Mrd. Euro. Die Leistung hätte 8000 Megawatt betragen, das entspricht sechs Atomkraftwerken.

Zum Vergleich: Das ebenfalls sehr umstrittene Belmonte-Kraftwerk im Norden, das schon im Bau und Teilbetrieb ist, soll ab 2019 im Vollbetrieb 11.000 Megawatt Leistung erzielen. Der Stopp ist vor allem ein Erfolg für Greenpeace. Die Umweltschutzorganisation hatte seit Monaten gegen den Bau mobil gemacht und weltweit Unterschriften gesammelt. Mitstreiter war der indigene Stamm der Munduruku, deren 12.000 Angehörige um ihren Lebensraum fürchteten.

Neustart unwahrscheinlich

Theoretisch könnten die Betreiber noch einen Anlauf nehmen und die Umweltlizenz erneut beantragen. Das gilt aber als ziemlich unwahrscheinlich, wegen der hohen Kosten von neuen Studien, aber auch wegen der aktuellen Rezession in Brasilien. Der brasilianische Umweltminister hält das Tapajós-Kraftwerk für „entbehrlich“, er will es durch mehre kleinere Dämme und Windenergie ersetzen.

Im Visier der Aktivisten stand vorsorglich auch Siemens. Der deutsche Technologiekonzern hätte sich über seinen 35-Prozent-Anteil an Voith Hydro an dem Projekt beteiligen können, vor allem durch die Lieferung von Turbinen.

Aber in München betont man: „Das Projekt war nie ausgeschrieben“, weshalb es auch noch keine Auswahl von Lieferanten geben konnte. Ganz ähnlich argumentierte Andritz-Chef Wolfgang Leitner bei der Halbjahres-Pressekonferenz (ag.).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2016)

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