Was ist jetzt nur mit dem Ölpreis los?

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Öltank(c) Clemens Fabry
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Die Notierung des schwarzen Goldes war in der Vorwoche sehr volatil, grundsätzlich hält aber der Abwärtsdruck an.

Der Rohölmarkt war in der Vorwoche das Spielfeld der Großspekulanten. Sie sind sich ganz offenbar bei Weitem nicht darüber einig, wohin die Reise geht. Darauf deuten jedenfalls die vergleichsweise wilden Preisbewegungen hin, die im Extremfall Schwankungen um über drei Dollar je Barrel binnen weniger Stunden mit sich brachten.

Zu Wochenbeginn deutete jedenfalls alles auf ein Abrutschen der Notierungen unter die 40-Dollar-Barriere hin, bevor es zur Wochenmitte sehr scharf nach oben ging. Am Freitag herrschte wieder Flaute, wenngleich der Brent-Preis immer noch leicht über dem Wert vom Montag lag.

Die Chartisten, die den scharfen Anstieg zur Wochenmitte als Bodenbildung deuteten und einen Preisaufschwung prognostizierten, dürften allerdings eher danebenliegen. Die „Fundamentals“ sprechen recht eindeutig dagegen. Grundsätzlich ist das Überangebot auf dem Weltmarkt nämlich wieder gestiegen. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass sich daran so schnell etwas ändern würde.

Offenbar reagieren Ölproduzenten derzeit sehr kurzfristig auf die Preissituation. Eine Reihe von Anlagen mit höheren Produktionskosten musste ja im Zuge des Preisverfalls der vergangenen Jahre stillgelegt werden. Allerdings nur vorübergehend. Der zwischenzeitige Anstieg der Ölnotierung in die Gegend von 50 Dollar je Barrel animierte offenbar nicht wenige Produzenten dazu, ihre Anlagen wieder in Betrieb zu nehmen. Die Folge war erneuter Druck auf die Ölnotierungen. Dass Saudiarabien die Preise für seine asiatischen Abnehmer gesenkt hat, lastet zusätzlich auf dem Weltmarktpreis.

Die Entwicklung der vergangenen Wochen hat jedenfalls gezeigt, dass das Ende der Ölpreisfahnenstange derzeit bei ungefähr 50Dollar liegt. Um über diese Hürde zu kommen, müsste die Konjunktur und damit die Nachfrage schon sehr kräftig anziehen.

Der Ölpreis lässt sich derzeit also in einem Band von ein paar Dollar auf oder ab traden (Kurzfristhändler lieben solch volatile Zeiten), mittelfristig hält aber eher der Abwärtsdruck an. Damit ist auch für jene Anleger Vorsicht angesagt, die den Ölpreis über ölaffine Aktien zu „spielen“ versuchen.

Der breite Aktienmarkt kann mit dem derzeitigen Ölpreisniveau allerdings recht gut leben. Da erwarten Experten Auswirkungen erst, wenn die Notierung recht deutlich unter 40 Dollar je Barrel fällt. Danach sieht es aber zumindest unmittelbar eher nicht aus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.08.2016)

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