Voestalpine steigt in den USA aufs Gas

Aus verzinkten Stahlbändern fertigt die Voestalpine Autoteile.
Aus verzinkten Stahlbändern fertigt die Voestalpine Autoteile.(c) APA/BARBARA GINDL
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Um den neuen Auftrag eines deutschen Autokonzerns im Wert von einer halben Mrd. Dollar umsetzen zu können, werden zwei Werke ausgebaut und ein neues errichtet.

Linz/Wien. Es ist für einen Konzern mit gut elf Mrd. Euro Umsatz eine vergleichsweise kleine Investitionssumme – und doch ist es für die Voestalpine ein großer Schritt in Richtung des Ziels, den Umsatz in Nordamerika in fünf Jahren auf drei Mrd. Euro zu verdreifachen. Der Linzer Stahl- und Technologiekonzern hat von einem deutschen Premium-Automobilhersteller einen Auftrag über eine halbe Mrd. Dollar an Land gezogen und baut deshalb die bestehenden zwei US-Standorte in Cartersville (Georgia) aus. Darüber hinaus errichtet die Voestalpine in Birmingham, im benachbarten Alabama, ein neues Werk. Gesamtsumme der Investitionen: 60 Mio. Dollar (53,12 Mio. Euro).

Wer der Auftraggeber ist, will die Voestalpine nicht verraten. Es kann jedoch nur BMW oder Mercedes sein, an beide liefern die Linzer bereits Autoteile. BMW hat das große Werk in Spartanburg (South Carolina), das an Georgia angrenzt. Mercedes wiederum produziert in Vance (Alabama), nur wenige Kilometer von Birmingham entfernt. Dort läuft die Hälfte der in den USA verkauften Autos vom Band. Deshalb tippen Insider auch auf Mercedes als Auftraggeber.

Mobilität ist Wachstumssparte

Mit dem Investment setzt Voestalpine-Chef Wolfgang Eder „die Internationalisierungsstrategie in den Zukunftsregionen des Nafta-Raums konsequent fort“, wie er am Mittwoch betont hat. Bis 2020 soll der Umsatzanteil, der aus Europa kommt, von derzeit 73 auf 60 Prozent gesenkt werden. Außerdem setzt die Voestalpine, die sich seit vielen Jahren konsequent weg vom reinen Stahlerzeuger hin zum Verarbeiter von Stahl und Edellegierungen zu Hightech-Produkten entwickelt, auf den Ausbau des Segments Mobilität. Dieser Bereich, der alles rund um das Auto – aber auch Lieferungen an die Flugzeugindustrie – umfasst, ist schon jetzt für annähernd die Hälfte des Konzernumsatzes verantwortlich.

Der Hauptteil der Investition fließt mit 50 Mio. Dollar in die dritte Ausbaustufe des Autoteilewerks in Cartersville. Es ist der erste Produktionsstandort für höchstfeste Leichtbau-Karosserieteile im Nafta-Raum und wurde seit der Eröffnung 2014 laufend erweitert. Mit Abschluss der zweiten Ausbaustufe 2017 werden dort 220 Mitarbeiter beschäftigt. Durch den aktuellen Auftrag ist nun die nächste Erweiterung möglich: Bis 2018 wird dort diese Leichtbauweise (bei der pressgehärtete, höchstfeste und korrosionsbeständige Karosserieteile aus verzinktem Stahlband in einem Prozessschritt gefertigt werden) weiter ausgerollt. Zudem sind neue Pressen- und Assembly-Anlagen für Autokomponenten geplant. Dadurch entstünden 150 weitere Arbeitsplätze. Geplant ist, bis 2020 an die 200 Mio. Dollar Umsatz zu erzielen.

Die restlichen elf Mio. Dollar fließen eben in den neuen Automotive-Standort in Birmingham. Dort befinden sich in unmittelbarer Nähe bereits zwei Produktionsstandorte der auf Weichen spezialisierten Konzerngesellschaft Voestalpine Nortrak. Nun wird eine bestehende Halle mit automatisierten Assembly-Anlagen ausgestattet, auf denen ebenfalls hochqualitative Autoteile zusammengebaut werden. Das Werk soll im September 2017 in Betrieb gehen.

Auf der Spur der Kunden

„Wir folgen den Kunden in ihre Zukunftsmärkte“ – diese Strategie Eders spiegelt sich auch in den aktuellen Investitionen wider. Deshalb expandiert die Voestalpine, die in Nordamerika schon 64 Standorte mit rund 3000 Beschäftigten hat, in dieser Region weiter. Das bisher größte Investment des Konzerns ist die rund eine halbe Mrd. Euro teure Direktreduktionsanlage in Corpus Christi (Texas), wo Eisenschwamm als Vormaterial für die Stahlproduktion hergestellt wird.

Im Geschäftsjahr 2015/16 flossen schon 33,9 Prozent der Rekordinvestitionssumme von 1,31 Mrd. Euro in den Nafta-Raum. Damit ist die Expansionsfantasie aber noch nicht zu Ende. Denn zu Nordamerika zählt ebenso Mexiko, das ja mit Kanada und den USA auch die nordamerikanische Freihandelszone (Nafta) bildet. In Mexiko hat die Voestalpine schon acht Standorte. Seit einiger Zeit wird ein weiteres Werk geprüft, es geht einmal mehr um Auto-Komponenten. Eine Entscheidung könnte bis Jahresende fallen, heißt es. Allerdings ist noch offen, ob die Voestalpine eine Fabrik auf die grüne Wiese stellt oder eine Firma übernimmt.

„Mexiko ist das bessere Brasilien“, sagte Eder einmal, auf die Ambitionen in dem südlichen US-Nachbarland angesprochen. Die Lohnkosten sind billig, und als Nafta-Mitglied bietet das Land die Möglichkeit, dort produzierte Autos ohne Importzölle in die USA und Kanada einzuführen. Davon profitieren auch Zulieferer wie die Voestalpine. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.08.2016)

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