VW droht Zulieferer mit Gerichtsvollzieher

Fotos aus der Produktionsstrecke des VW Golf und des VW Passat Variant am Tag der offenen Tuer am 06
Fotos aus der Produktionsstrecke des VW Golf und des VW Passat Variant am Tag der offenen Tuer am 06(c) imago/photo2000 (imago stock&people)
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Der Zwist mit einem Lieferanten legt zahlreiche VW-Werke lahm. Wegen fehlender Sitzbezüge und Getriebeteile muss die Produktion für mehrere Tage gestoppt werden. VW droht mit der Beschlagnahmung fehlender Teile.

Der Streit mit einem Lieferanten wächst sich für den deutschen Autohersteller Volkswagen zu einem Desaster aus. Weil die sächsischen Zulieferbetriebe Car Trim und ES Automobil Guss Sitzbezüge und Getriebeteile nicht liefern, kommt die Produktion bei VW in mittlerweile vier Werken teilweise zum Stillstand. Der Konzern muss voraussichtlich mehr als 20.000 Mitarbeiter in Zwangsurlaub schicken.

Für Teile der Produktion in den Werken Wolfsburg, Braunschweig, Kassel und Zwickau werde Kurzarbeit geprüft, sagte Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies am Donnerstag im Landtag in Hannover. Der Versorgungsstopp eines Zulieferers zwingt auch die Produktion des Modells Volkswagen-Golf im Wolfsburger Stammwerk für mehrere Tage in die Knie. Laut einer internen Mitteilung hat VW seine Liefer-Partner bereits über die nahende Schließung der Golf-Fertigung vom 20. bis 29. August informiert. 

VW-Aufsichtsrat: "Nicht nachvollziehbares Verhalten"

Hintergrund ist ein Rechtsstreit mit der Wolfsburger Unternehmensgruppe Prevent. Zwei Töchter des Konsortiums haben die Lieferung von Bauteilen an VW eingestellt. Lies, der das Land im VW-Aufsichtsrat vertritt, sagte, es sei nicht einfach, die Hintergründe der Auseinandersetzung mit der Prevent-Gruppe vollständig zu durchschauen. Volkswagen selbst habe erklärt, Hintergrund sei ein eskalierter Streit über einen Entwicklungs- und Liefervertrag mit den Unternehmen der Prevent-Gruppe. Noch reichten die Information nicht für eine abschließende Bewertung aus. Die bisherigen Schilderungen ließen jedoch den Schluss zu, dass dies ein unglaubliches und für ihn nicht nachvollziehbares Verhalten von Prevent sei.

Der deutsche Teil der Prevent-Gruppe, die Prevent DEV GmbH mit Sitz in Wolfsburg, reklamiert für sich, "nicht juristisch" mit den genannten Gesellschaften verbunden zu sein. "Wir haben auch keinen Durchgriff auf die betroffenen Gesellschaften. Gleichwohl bedauern wir die Eskalation des aktuellen Konflikts sehr", teilte die Firma mit.

Volkswagen will hart vorgehen

Jedenfalls will Volkswagen einem Pressebericht zufolge hart gegen die beiden Zulieferfirmen vorgehen. Der Automobilkonzern sei dazu gezwungen, die "zwangsweise Durchsetzung der Belieferung vorzubereiten", teilte Volkswagen der "Süddeutschen Zeitung" mit.

Zu diesem Zweck werde man alle Mittel nutzen, die laut dem Gesetz möglich seien. "Dazu gehören Ordnungsgeld, Ordnungshaft, Beschlagnahme, die über das Gericht beantragt werden", erklärte VW gegenüber der "SZ". Parallel dazu bemühe man sich weiterhin um "eine gütliche Einigung".

Laut der einstweiligen Verfügung des Gerichts müssten die beiden Zulieferbetriebe ihre für die Produktion bei Volkswagen benötigten Teile ausliefern, doch tun sie dies weiterhin nicht. Wie das Braunschweiger Landgericht der "SZ" mitteilte, hat VW nun das Recht, Gerichtsvollzieher zu schicken. Diese könnten dann die Sitzbezüge und Getriebeteile pfänden und zu den VW-Werken schaffen lassen.

(APA/AFP/dpa)

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