Vorerst kein Durchbruch im VW-Zulieferstreit

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Seit Montag laufen Gespräche zwischen über eine gütliche Lösung im Streit über ausgesetzte Teile-Lieferungen. Für die Zahlung von Kurzarbeitergeld könnten Millionenkosten entstehen.

Bei den Verhandlungen zwischen dem deutschen Autokonzern Volkswagen und zwei Lieferanten deutet sich auch nach mehr als 13 Stunden kein Durchbruch an. Man arbeite weiter an einer Lösung, erklärten Sprecher beider Seiten in den frühen Morgenstunden am Dienstag. Eine rasche Einigung wurde nicht erwartet, da die Fronten als verhärtet gelten.

Die Gespräche in Wolfsburg zwischen VW sowie Car Trim, ES Automobilguss und der Prevent Group über eine gütliche Lösung im Streit über ausgesetzte Teile-Lieferungen waren am Montagnachmittag aufgenommen worden. Fast 30.000 VW-Beschäftigte müssen in den kommenden Tagen zuhause bleiben, weil ihnen wegen fehlender Bauteile die Arbeit ausgeht.

Zehn Millionen pro Woche für Kurzarbeit

Die Zahlung von Kurzarbeitergeld für die Beschäftigten könnte die Beitragszahler einem Bericht zufolge rund zehn Millionen Euro pro Woche kosten. Dies berichtete die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf interne Schätzungen.

Die Summe sei abhängig davon, wie viele der 28.000 bedrohten Mitarbeiter in den sechs VW-Werken letztlich in Kurzarbeit gehen. Die Produktion an den Standorten stoppte bereits am Montag. Bevor Kurzarbeitergeld ausgezahlt wird, müssen die Mitarbeiter zunächst Überstunden abbauen.

In der Politik war bereits Kritik an den Plänen von VW laut geworden. Der Konzern dürfe die Kosten für seinen Streit mit den Zulieferern nicht den Beitragszahlern der Sozialkassen aufbürden, hieß es in der Union.

Mit Kurzarbeit können Unternehmen auf einen Auftragseinbruch reagieren, ohne gleich Mitarbeiter zu entlassen. Dafür wird vorübergehend die betriebliche Arbeitszeit gekürzt. Für den Verdienstausfall der Beschäftigten springt auf Antrag die Bundesagentur für Arbeit mit dem so genannten Kurzarbeitergeld ein, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.

Politiker über VW-Vorgehen verärgert

Der CDU-Arbeitsmarktexperte Karl Schiewerling sagte der "Süddeutschen Zeitung": "Kurzarbeit ist keine Streikkasse für Unternehmen, die sich im Wirtschaftskampf befinden und eingegangene Verträge mutwillig nicht einhalten." Die Kosten des Streits zwischen VW und den Zulieferern dürften nicht Dritten aufgebürdet werden. Ähnlich äußerte sich der CSU-Mittelstandspolitiker Hans Michelbach: "Das Kurzarbeitergeld ist nicht dafür gedacht, dass man seine Nachfragemacht auf dem Buckel der Beitragszahler finanziell absichert", sagte er der "Rheinischen Post".

Der Mittelstandsbeauftragte der Grünen-Bundestagsfraktion, Thomas Gambke, argumentierte genauso: "Es ist nicht in Ordnung, dass der Beitragszahler belastet wird, weil ein Konzern mit seinen Zuliefererfirmen einen kaufmännischen Konflikt ausficht", sagte er dem Blatt. "Das geht gar nicht."

Die deutsche Regierung hatte die beteiligten Firmen am Montag zu einer schnellen Verhandlungslösung aufgerufen. Es gehe um tausende Arbeitsplätze, die von Kurzarbeit betroffen sein könnten, sagte ein Sprecher des Berliner Wirtschaftsministeriums. Die Unternehmen hätten daher eine "hohe Verantwortung", ihre Probleme "so konstruktiv wie möglich anzugehen".

(APA/Reuters)

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