Immer mehr junge Araber zieht es ins Ausland

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Die weltweite Jugendarbeitslosigkeit dürfte heuer auf 71 Millionen steigen. In arabischen Ländern sind 28 Prozent aller jungen Menschen bereit, für Arbeit ins Ausland zu ziehen.

Die Jugendarbeitslosigkeit auf der Welt wird nach UNO-Angaben heuer steigen. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in Genf erwartet, dass die Zahl der arbeitslosen 15- bis 24-Jährigen im Vergleich zum Vorjahr weltweit um eine halbe Million auf 71 Millionen steigen wird, wie sie am Mittwoch mitteilte. Die Arbeitslosenquote könnte laut den Schätzungen von 12,9 Prozent auf 13,1 Prozent steigen - ein fast so hoher Wert wie 2013, als die Quote infolge der Euro-Schuldenkrise ein 20-Jahres-Hoch erreicht hatte. In den letzten Jahren hatte sich die Jugendarbeitslosigkeit zunächst wieder etwas erholt.

Viele zieht es ins Ausland

Besonders besorgniserregend ist laut der UNO-Organisation die Situation in den arabischen Staaten und Nordafrika, wo die Jugendarbeitslosigkeit rund 30 Prozent betrage. Laut einer ILO-Befragung wollen 28 Prozent aller jungen Menschen in arabischen Ländern für die Arbeit ins Ausland ziehen, 2009 waren es noch 21 Prozent gewesen. In Nordafrika sei die Bereitschaft mit 35 Prozent schon seit Jahren konstant hoch.

In afrikanischen Ländern südlich der Sahara, in Osteuropa, Lateinamerika und der Karibik wollen prozentual sogar noch etwas mehr Junge ins Ausland. Die ILO beklagt, dass junge Menschen in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern selbst dann unterhalb der UNO-Armutsgrenze leben, wenn sie Jobs haben. In diesen Ländern müssten 156 Millionen arbeitende junge Menschen mit weniger als 3,10 US-Dollar (2,7 Euro) am Tag auskommen.

"Nicht alle, die wollen, können auswandern"

Dass der gesteigerte Migrationsdruck in armen Ländern zu wesentlich mehr Einwanderern in Deutschland führen würde, glauben Experten aber nicht. "Nicht alle, die wollen, können wirklich auswandern", sagt Migrations- und Arbeitsmarktexperte Herbert Brücker vom deutschen Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Wegen Flüchtlingen, die aber bereits in Deutschland leben, könnte sich die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland laut Experten leicht erhöhen. "Das Asylverfahren vieler junger Flüchtlinge ist bald beendet und da die Mehrheit keinen Berufsabschluss hat, werden sie Mühe haben, einen Job zu finden", sagt Karl Brenke vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Sie würden besonders mit schlecht qualifizierten Jugendlichen mit Migrationshintergrund um einfache Jobs konkurrieren.

"Normalisierung" in Europa

Insgesamt sieht die ILO bei der Jugendarbeitslosigkeit in Europa nach den Krisenjahren wieder "Zeichen der Normalisierung" - besonders, weil Spanien, Italien und Portugal ihre Arbeitslosigkeit unter jungen Menschen bis 2017 "erheblich" senken könnten. Dann sollen noch 4,2 Millionen junge Menschen in der EU arbeitslos sein.

(APA/dpa)

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