Brexit belastet deutsche Firmen

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FILES-GERMANY-BRITAIN-MERGER-DEUTSCHEBOERSE-LSE(c) APA/AFP/DANIEL ROLAND (DANIEL ROLAND)
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Der jüngste Ifo-Index zeigt, dass der geplante Austritt der Briten aus der EU den deutschen Unternehmen mehr zu schaffen macht als bisher angenommen. Der DAX gab nach.

Frankfurt/Wien. In den vergangenen Wochen war an den Börsen von der üblichen Sommerflaute wenig zu merken. Der Frankfurter Leitindex DAX war nach dem Brexit-Votum wieder über die 10.700-Punkte-Marke geklettert. Dort hielt er sich jedoch nicht lang. Am Donnerstag trübten schlechte Konjunkturnachrichten die Partylaune an den Börsen merklich: Die Stimmung der deutschen Manager hat sich nach dem Brexit-Schock den zweiten Monat in Folge eingetrübt.

Das entsprechende Barometer für das Geschäftsklima fiel im August um 2,1 auf 106,2 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner Umfrage unter 7000 Führungskräften bekannt gab. Das ist der schlechteste Wert seit einem halben Jahr. Von Reuters befragte Ökonomen haben dagegen einen Anstieg des wichtigen Frühindikators auf 108,5 Zähler erwartet.

„Brexit schlägt auf den Magen“

„Die deutsche Konjunktur fällt in ein Sommerloch“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Experten führen das unerwartete Minus auf den Anti-EU-Entscheid der Briten von Ende Juni zurück. „Der Brexit hat sich jetzt etwas stärker ausgewirkt“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. „Der Brexit-Schock ist den Unternehmen doch auf den Magen geschlagen“, pflichtete Ökonom Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe bei. Der Putschversuch in der Türkei hat sich Wohlrabe zufolge dagegen kaum ausgewirkt. Auch hätten die Anschläge in Deutschland die Konsumstimmung nicht belastet. Bei den Börsianern sorgte der Ifo-Rückgang für Verunsicherung: Der DAX fiel zeitweise unter die 10.500-Punkte-Marke, bevor er sich wieder ein wenig erholte.

Die Unternehmenschefs beurteilten sowohl die Geschäftsaussichten für die kommenden sechs Monate als auch die aktuelle Lage schlechter. Die Stimmung trübte sich im Groß- und Einzelhandel sowie in der Industrie ein. „Vor allem der Auftragseingang war rückläufig“, sagte Fuest mit Blick auf das verarbeitende Gewerbe. „Das Geschäftsklima gab in nahezu allen Branchen nach, am deutlichsten in der Chemie- und Elektroindustrie.“ Bei den Dienstleistern hellte sich das Klima hingeben auf, in der Baubranche blieb es auf Rekord.

Bereits im Juli war der Ifo-Index nach dem Brexit-Votum gefallen. Die Briten hatten Ende Juni entschieden, dass ihr Land die Europäische Union verlassen soll. Experten fürchten, dass Großbritannien dadurch in eine Rezession rutschen könnte. Auch die deutschen Exporteure müssen dann mit Geschäftseinbußen rechnen, ist das Land doch einer ihrer wichtigsten Kunden. Am Donnerstag fanden sich daher auch die exportstarken Autowerte Volkswagen, Daimler und BMW unter den stärksten Verlierern.

Seit Jahresbeginn liegt der DAX zwei Prozent im Minus, seit seinem Allzeithoch im April 2015 hat er sogar 15 Prozent verloren. Immerhin konnte er den schwachen Jahresstart, als die Sorgen um China und der Ölpreisverfall die Börsen belasteten, weitgehend ausgleichen: Seit Mitte Februar ging es wieder um ein Fünftel nach oben.

Adidas-Aktie top

Im Detail sind die Performance-Unterschiede enorm. Beste Aktie seit Jahresbeginn ist Adidas mit einem Plus von 70 Prozent. Im Jahr der Fußballeuropameisterschaft liefen die Geschäfte des Sportartikelherstellers gut. Ebenfalls gut unterwegs mit einem Plus von einem Viertel waren seit Anfang Jänner der Wohnimmobilienkonzern Vonovia (die Immobilienbranche profitiert stark von der Niedrigzinsphase) und der Versorger RWE: Letzterer war im Vorjahr schwer abgestürzt. Heuer fuhr man das größte Minus bis dato mit den Aktien von Commerzbank (minus 37 Prozent) und Deutscher Bank (minus 44 Prozent) ein. (Reuters/b. l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.08.2016)

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