Gutachten: Manipulationen bei Dieselabgasen seit 2010 bekannt

Volkswagen - Dieselskandal
Volkswagen - Dieselskandaldpa-Zentralbild/Patrick Pleul
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Deutsche Experten erheben schwere Vorwürfe gegen die Politik und die Autoindustrie. Das betreffe "Dieselfahrzeuge aller Hersteller", so die Gutachter.

Manipulationen der Autohersteller bei Dieselabgasen sind laut Experten schon jahrelang bekannt. Ein vom Deutschen Bundestag beauftragter Gutachter sei zu dem Schluss gekommen, dass spätestens eine Studie im Jahr 2010 auf das Problem aufmerksam gemacht habe, berichten "Süddeutsche Zeitung" (Samstagsausgabe), NDR und WDR.

Motoren seien so manipuliert worden, dass die Grenzwerte bei Tests gerade noch eingehalten werden. Das betreffe "Dieselfahrzeuge aller Hersteller".

Grenzwerte nur für Prüfstand

Es sei "für alle Behörden" seit Jahren ersichtlich gewesen, dass der Schadstoffausstoß auf der Straße von den offiziellen Werten bei Zulassung der Autos deutlich abweiche, zitierten die drei Medien aus der Stellungnahme des Wissenschaftlers Denis Pöhler von der Universität Heidelberg für den Bundestag.

Auch der ADAC wurde demnach vom Parlament um eine Stellungnahme gebeten. Dabei habe der Autofahrerklub einen Brief beigelegt, den er im Juni 2010 an das deutsche Umweltministerium geschickt habe, heißt es in den Medienberichten. Darin sei gewarnt worden, dass immer strengere Grenzwerte für Dieselautos nichts brächten, weil sich nur auf dem Prüfstand, nicht aber auf der Straße etwas ändere.

Hersteller rechtfertigen sich "mit Schutz des Motors"

Viele Hersteller erklären hohe Abgaswerte bei Tests unter realen Bedingungen mit dem Schutz des Motors. Demnach muss die Abgasreinigung zum Beispiel bei bestimmten Außentemperaturen heruntergefahren werden, um Motorschäden zu verhindern.

Das wiederum lässt dem Medienbericht zufolge ein weiterer Sachverständiger nicht gelten: Es sei durchaus möglich, Motoren so zu konstruieren, dass sie "betriebssicher" liefen und zugleich die geltenden Grenzwerte einhielten, befand demnach Roland Baar von der TU Berlin in seiner Stellungnahme.

"Organisiertes Staatsversagen"

Das von den Gutachtern gezeichnete Bild sei "sehr eindeutig", sagte Oliver Krischer (Grüne), Vizevorsitzender des Untersuchungsausschusses zur Abgasaffäre, den drei Medien: Es werde "organisiertes Staatsversagen" bestätigt.

Seit im vergangenen Herbst bekannt geworden war, dass Volkswagen (VW) bei Millionen Dieselautos eine verbotene Software zur Manipulation von Abgaswerten bei Tests eingebaut hat, sind auch andere Hersteller ins Zwielicht gerückt. Untersuchungen im Auftrag des deutschen Verkehrsministeriums zeigten im April bei mehr als 20 Modellen verschiedener Autohersteller Auffälligkeiten. Die betroffenen deutschen Hersteller verpflichteten sich daraufhin, mehrere hunderttausend Autos zurückzurufen.

(APA/AFP)

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