Markt glaubt an Zinserhöhung

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US-WALL-STREET-REACTS-TO-JANET-YELLEN-SPEECH-ON-ECONOMY(c) AFP
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Der Terminmarkt signalisiert eine Chance von 42 Prozent, dass die US-Notenbank Fed schon im September die Zinsen erhöhen wird. Zu 65 Prozent wird das heuer passieren.

New York. Für die US-Investmentbank Goldman Sachs Group war die Rede von US-Notenbank-Chefin Janet Yellen am Freitag auf dem Symposium in Jackson Hole „hawkish“ genug, um die Wetten auf eine Zinserhöhung im September zu erhöhen. Als „hawks“ (Falken) bezeichnet man Anhänger einer restriktiven Geldpolitik. Als solche gilt die Fed-Chefin kaum, sie lässt sich mit einem zweiten Zinsschritt (der erste seit 2006 erfolgte im vergangenen Dezember) schon seit Monaten Zeit.

42 Prozent Wahrscheinlichkeit

Hingegen war für die Fondsgesellschaft Pimco (Pacific Investment Management Co.) in der Rede nichts wirklich Neues zu finden. Bondhändler stimmen Goldman Sachs zu: Die marktimplizite Wahrscheinlichkeit für ein Handeln im kommenden Monat stieg, nachdem Yellen sagte, die Gründe für eine straffere Geldpolitik hätten zugenommen. Die Ökonomen von Goldman um Jan Hatzius in New York erhöhten ihre Wetten auf eine Zinserhöhung im September von 30 auf 40 Prozent.

Der Terminmarkt signalisiert eine Chance von 42 Prozent, dass die Fed im nächsten Monat die Zinsen erhöhen wird, im Vergleich zu 22 Prozent am 19. August und null im späten Juni nach der Brexit-Entscheidung der Briten. Die Wetten auf eine Erhöhung bis Dezember sind Bloomberg-Daten zufolge von einem Tief bei acht Prozent am 27. Juni auf 65 Prozent geklettert.

Beobachter der US-Wirtschaft werden in dieser Woche ihre Aufmerksamkeit auf den US-Arbeitsmarktbericht richten, um zu sehen, ob die Stärke hält. Je besser es dem Jobmarkt geht, desto höher die Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung. „Die Vorsitzende wollte keine wirklichen Neuigkeiten sagen, und sie war erfolgreich“, schrieb Richard Clarida, globaler Stratege beim Vermögensverwalter Pimco in Newport Beach, Kalifornien, in einer Mitteilung für Kunden. Yellens Äußerungen hätten kein Licht auf den kurzfristigen Pfad der Normalisierung der Zinsen und das längerfristige Programm zur Erreichung des Inflationsziels geworfen.

Yellens Rede stellte den Arbeitsmarktbericht für August, der am kommenden Freitag vorgelegt wird, ins Rampenlicht. Schätzungen zufolge hat die Wirtschaft 180.000 neue Arbeitsplätze geschaffen, nach einem Anstieg um 255.000 im Juli. Die monatlichen Zahlen haben bei den beiden jüngsten Terminen die Erwartungen übertroffen, was auf eine neuerliche Vitalität auf dem Arbeitsmarkt hindeutet. Die Aussicht auf eine näher rückende Leitzinsanhebung hat auch den Dollar am Montag zeitweise auf den höchsten Stand seit zwei Wochen geführt. Der Bloomberg Dollar Spot Index – er misst die Entwicklung des Dollar zu zehn wichtigen anderen Währungen – erreichte den höchsten Stand seit dem 9. August.

Yen fällt wieder etwas

Auf dem Markt seien die Worte von Yellen als „vergleichsweise hawkish“ aufgenommen worden, sagte Währungsstrategin Thu Lan Nguyen von der Commerzbank in Frankfurt. Unter den wichtigsten Weltwährungen setzte der japanische Yen seinen Kursverfall zum Dollar den vierten Tag in Folge fort. Heuer hat sich die japanische Währung aber schon als sehr stark erwiesen. Doch nun hatte Notenbankgouverneur Haruhiko Kuroda seine Bereitschaft zu weiteren geldpolitischen Lockerungen bekräftigt. Entsprechend fiel der Yen zum Dollar 0,3 Prozent auf 102,17 Yen, zum Euro verlor die japanische Währung 0,2 Prozent auf 114,27 Yen.

Der Euro sank zum Dollar um 0,1 Prozent auf 1,1185 Dollar. Das Pfund tendierte zum Greenback mit 1,3102 Dollar knapp 0,3 Prozent leichter. (Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2016)

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