Neues Segment für Deutsche Börse?

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Deutschlands größter Börsenbetreiber will Wachstumsunternehmen eine Chance geben.

Frankfurt. 13 Jahre nach dem Ende des Neuen Markts erwägt die Deutsche Börse ein neues Segment für junge und schnell wachsende Firmen. Der Börsenbetreiber will jedoch verhindern, dass wie beim Neuen Markt halb fertige Firmen an den Aktienmarkt gehen.

„Nur ein neues Segment zu eröffnen ist nicht die Lösung“, sagte Deutsche-Börse-Vorstand Hauke Stars am Dienstag in Frankfurt. „Es ist wichtig, ein Ökosystem darum herumzubauen.“ Deutschlands größter Börsenbetreiber hat deshalb vor gut einem Jahr eine Plattform gestartet, auf der sich Jungunternehmer und Investoren beschnuppern können. Bald will der Konzern Start-ups mit Kapitalbedarf zudem gezielt an die Geldgeber vermitteln, die auf der Plattform Interesse an Investitionen in entsprechende Firmen und Branchen signalisiert haben.

Start möglicherweise 2017

Ob in einem dritten Schritt ein eigenes Börsensegment für Wachstumsunternehmen geschaffen wird, prüfen die Frankfurter laut Stars aktuell. Entscheidungen seien allerdings noch keine gefallen. Insidern zufolge lotet das Unternehmen derzeit mit Fragebögen aus, ob Investoren und andere Marktteilnehmer Interesse an einem solchen Wachstumssegment haben. Bei positiven Reaktionen könne das Börsensegment 2017 an den Start gehen. In einem weiteren Schritt wäre es dann auch eine Option, einen Index für Wachstumsunternehmen aufzulegen, wie Stars erklärt. „Auch das schauen wir uns an.“

Die Deutsche Börse geht Schritt für Schritt vor, weil sie eine Berg- und Talfahrt von Aktien wie auf dem Neuen Markt unbedingt verhindern will. Das Segment wurde 1997 inmitten des Technologiebooms geschaffen, damit Start-ups rasch zu Eigenkapital kommen. Bis 2000 schossen die Kurse vieler Internet- und IT-Firmen in die Höhe, nach dem Platzen der Dotcom-Blase stürzten sie ins Bodenlose. Viele Firmen gingen pleite, zahlreiche Betrugsfälle landeten vor Gericht. 2003 stellte die Börse das Segment schließlich ein. Forderungen von SPD-Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel ein Börsensegment 2.0 zu schaffen, wies der Konzern deshalb 2014 noch zurück. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.09.2016)

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