Commerzbank baut um

(c) REUTERS (Ralph Orlowski)
  • Drucken

Die zweitgrößte deutsche Bank will die Mittelstandsbank aufspalten, was einen massiven Personalabbau auslösen dürfte.

Frankfurt. Die Commerzbank steht vor einem grundlegenden Umbau. Die zweitgrößte deutsche Bank erwägt, ihr einstiges Aushängeschild, die Mittelstandsbank, aufzuspalten und das Investmentbanking weiter zu verkleinern. Um kleinere Firmenkunden solle sich künftig die Privatkundensparte unter Michael Mandel kümmern, international ausgerichtete Großkunden sollen der Investmentbank unter Michael Reuther zugeschlagen werden, berichtete das „Handelsblatt“.

Für Vorstand Markus Beumer, der die lange Zeit sehr erfolgreiche Mittelstandsbank führt und dessen Vertrag erst 2015 bis 2020 verlängert worden ist, dürfte in der neuen Struktur kein Platz mehr sein. Aber auch für die 6000 Mitarbeiter der Mittelstandsbank dürfte die Neuausrichtung größere Einschnitte bedeuten als erwartet. Allein die verstärkte Digitalisierung könnte mehr als 1000 Stellen überflüssig machen. Die Commerzbank wollte sich dazu nicht äußern.

Börse reagiert positiv

Die zweitgrößte deutsche Bank arbeitet mit Hilfe der Unternehmensberatung McKinsey an einer neuen Strategie. Der neue Vorstandschef, Martin Zielke, will sie am 30. September vorstellen. Dann muss der Aufsichtsrat entscheiden. Das Gremium trifft sich Ende des Monats mit dem Vorstand zur jährlichen Strategiesitzung.

Die neue Struktur der Commerzbank, die an der Börse mit einem Kursanstieg begrüßt wurde, würde in diesem Bereich der Deutschen Bank ähneln. Während bei der Commerzbank bisher selbst Kleinunternehmer mit bis zu 2,5 Mio. Euro Umsatz zur Mittelstandsbank gerechnet werden, zählen sie bei der Deutschen Bank zu Privat- und Geschäftskunden. Mit der Aufspaltung ließen sich unnötige Doppelarbeiten sparen. „Man kann mit so einer neuen Struktur immens im Backoffice sparen“, zitiert das „Handelsblatt“ einen Manager. Die Kapitalmarktsparte soll sich stärker auf das Geschäft mit Unternehmenskunden konzentrieren.

Dagegen solle der Handel mit Wertpapieren schrumpfen, die damit verbundenen Risikopositionen sollen drastisch verkleinert werden. Schon im Frühjahr hatte sich die Commerzbank aus Teilbereichen wie der Wertpapierleihe zurückgezogen. Das Szenario gelte als „favorisierte Option“, entschieden sei aber noch nichts. Im Investmentbanking spielt die Commerzbank vor allem bei Eigenkapitalprodukten eine immer geringere Rolle. (Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.09.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

GERMANY-BANKING-RESTRUCTURING-COMMERZBANK
International

Commerzbank in der Krise

Die zweitgrößte Bank des Landes streicht fast 10.000 Jobs und zahlt ihren Aktionären vorerst nichts mehr. Einer davon ist der Staat.
GERMANY-BANKING-RESTRUCTURING-COMMERZBANK
International

Commerzbank streicht 9600 Stellen

Die deutsche Bank plant im Gegenzug aber 2300 neue Stellen "in Wachstumsfeldern".

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.