Deutsche Bank soll 14 Mrd. zahlen

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Das US-Justizministerium will Deutschlands größte Bank mit der höchsten Strafsumme belegen, die je in den USA gegen eine ausländische Bank verhängt wurde. Die Aktie stürzt ab.

Frankfurt. Die Ankündigung einer Rekordstrafe in den USA hat dem Aktienkurs der Deutschen Bank am Freitag stark zugesetzt. Bei Handelsbeginn an der Börse in Frankfurt verlor das Papier acht Prozent. Das US-Justizministerium verlangt vom Geldinstitut eine Zahlung in der Höhe von 14 Mrd. Dollar (12,5 Mrd. Euro), wie die Bank in der Nacht zum Freitag mitteilte. Sie bestätigte damit einen Bericht des „Wall Street Journal“.

Mit dem Geld sollen Ansprüche gegen die Deutsche Bank aus der Zeit der Finanzkrise 2008 beglichen werden, als Investoren in den USA hohe Verluste mit hypothekengesicherten Wertpapieren gemacht haben. Der Bank wird vorgeworfen, die Risken der komplexen Anlagepapiere verharmlost zu haben.

Altlast aus Immobilienkrise

Die Deutsche Bank erklärte, sie habe „keine Absicht“, sich auf eine Zahlung einzulassen, die „auch nur in der Nähe“ der geforderten Summe liege. Die 14 Mrd. Dollar wären die höchste Strafsumme, die in den USA jemals gegen eine ausländische Bank verhängt wurde.

Laut „Wall Street Journal“ (WSI) ist es üblich, dass die Behörden mit höheren Forderungen einstiegen, als sie letztlich beschließen würden. Die Verhandlungen stünden erst am Anfang, teile die Deutsche Bank mit. Es gehe um die Beilegung zivilrechtlicher Ansprüche im Zusammenhang mit der Ausgabe hypothekengedeckter Wertpapiere zwischen 2005 und 2007. Der Deutschen Bank wird vorgeworfen, mit windigen Geschäften zum Kollaps des US-Häusermarktes im Jahr 2008 beigetragen zu haben.

Das Geldhaus erwartet nach eigenen Angaben ein Verhandlungsergebnis, „das im Bereich der Wettbewerber liegt, die sich mit dem US-Justizministerium bereits auf niedrigere Beträge geeinigt haben“. In dem WSI-Bericht hieß es, die Deutsche-Bank-Anwälte hielten eine Summe zwischen zwei und drei Mrd. Dollar für angemessen, um den Konflikt rasch beizulegen.

Allerdings haben andere Banken bereits hohe Strafen in solchen Fällen akzeptiert: Die führende US-Investmentbank Goldman Sachs hat im April einem Vergleich mit der US-Justiz über etwa fünf Milliarden Dollar zugestimmt. Die bisher höchste Buße wurde 2014 der Bank of America mit etwas mehr als 16Milliarden Dollar aufgebrummt, wobei die Fälle schwer vergleichbar sind.

Die Deutsche Bank ist an einem schnellen Abschluss der Verhandlungen interessiert. Die Fülle von Rechtsstreitigkeiten zu beenden ist derzeit neben dem Umbau der Bank ganz oben auf der Aufgabenliste von John Cryan, der jetzt seit etwas mehr als einem Jahr an der Spitze der Bank steht. Er will die größten noch ausstehenden Rechtsstreitigkeiten des Hauses im Lauf dieses Jahres beilegen.

Politische Brisanz

Analyst Jacques-Henri Gaulard von Kepler Cheuvreux verwies allerdings auf die politische Brisanz: Schwierig machten die Verhandlungen die Präsidentschaftswahlen und die jüngste Forderung der EU-Kommission an Apple, 13 Milliarden Euro an Steuern nachzuzahlen. Letztlich hält es Gaulard zwar für „sehr unwahrscheinlich“, dass die Deutsche Bank wirklich 14 Milliarden Dollar zahlen muss. Es bleibe aber enorme Unsicherheit, bis eine Entscheidung getroffen sei.

Da die Deutsche Bank bereits Milliarden für die Beilegung einzelner Rechtsstreitigkeiten zur Seite gelegt hat, wird es für das Institut erst kritisch, wenn die Summe für diesen Fall überschritten wird. Wie viel die Bank pro Einzelfall zurückgelegt hat, ist nicht bekannt. Die Gesamtsumme der Rückstellungen lag zuletzt bei 5,5 Mrd. Euro. Neben dem Streit mit der US-Justiz sind Ermittlungen wegen möglicher Geldwäsche in Russland das größte bekannte Verfahren. (DPA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.09.2016)

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