ÖBB-Krankenakten: Klugar will nichts gewusst haben

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PK OEBB-BILANZ 2007(c) APA (Georg Hochmuth)
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Der Betriebsratschef der Bahn, Wilhelm Haberzettl, hat Vorstandschef Klugar vorgeworfen, dieser habe vom Sammeln der Mitarbeiter-Krankenstandsdaten gewusst. Ex-Personalchef Nigl gab "Fehler" zu.

Peter Klugar, Vorstandschef der ÖBB-Holding, hat nach Darstellung eines ÖBB-Sprechers nichts über das Sammeln von Krankenstandsdaten durch die Personalverantwortlichen der einzelnen Tochterunternehmen gewusst. "Klugar hatte damals (vor seiner Bestellung zum Holdingchef, Anm.) auch nicht die Kompetenz, eine Weisung zu geben, die Daten zu erheben", sagte ÖBB-Sprecher Alfred Ruhaltinger.

Zuvor hatte die ZiB berichtet, dass Betriebsratschef Wilhelm Haberzettl Klugar vorwirft, dieser habe von der Praxis gewusst. Die ÖBB ist gerade dabei, eine Kommission ins Leben zu rufen, die die Erhebung und Speicherung bestimmt medizinisch-privater Daten untersuchen soll. Laut "Standard" werden diese Daten derzeit im Eilverfahren wieder gelöscht. Nach Beginn der Medienrecherchen seien ÖBB-Personalisten per Rundschreiben angewiesen, "allenfalls gespeicherte Daten oder Aufzeichnungen von Krankenstandsdiagnosen zu löschen bzw. zu vernichten". Das geht aus einem E-Mail hervor, das dem Standard vorliegt. Neu waren die Vorwürfe laut "Standard" nicht: Die ÖBB-Führung wurde vom hausinternen Datenschutzrat bereits im September 2008 aufgefordert, die Datenspeicherung abzustellen.

Personalchef: "Haben Fehler begangen"

Ex-ÖBB-Personalchef Franz Nigl sagte am Mittwoch in der ZiB 2, man habe Fehler begangen. Dafür entschuldige er sich bei den ÖBB-Mitarbeitern. Die ÖBB habe ein "Krankenstandsproblem" gehabt. Maßnahmen dagegen habe man "zum Wohl der Mitarbeiter" unternommen. Die Maßnahmen habe aber Wirkung gezeigt: Von 27 Krankenstandstagen pro Mitarbeiter vor acht Jahren habe man die Zahl auf 17 Tage reduziert - das sei eine Einsparung von rund 100 Millionen Euro pro Jahr. Sowohl das Management als auch die Belegschaftsvertretung hätten von der Maßnahme gewusst.

Unterdessen berichtet die "Wiener Zeitung" am Mittwoch, dass in der ÖBB eine Art Handbuch in Gebrauch sei, in dem Tipps gegeben werden, wie man Lebensgefährten von Beschäftigten mit langen Fehlzeiten am besten kontaktiert bzw. sie zum Informationsgespräch einlädt. Bei Dauer-Krankenständlern könnten die "Partner der betroffenen Mitarbeiter" entscheidend beitragen, "gemeinsame Problembewältigungsstrategien" zu entwickeln, zitiert die Zeitung Passagen aus der Anleitung. Die ÖBB bezeichnete das Papier als "Rohversion", die nie umgesetzt worden sei: "Das Papier war für den internen Gebrauch bestimmt."

(APA)

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