Neuer Anlauf für höheren Ölpreis

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Dass sich die Ölstaaten in dieser Woche in Algier auf eine Begrenzung der Fördermengen einigen können, gilt als unwahrscheinlich. Aber auch die Notenbanken wollen einen höheren Preis.

Algier/Wien. Seit Monaten können sich die ölproduzierenden Länder nicht auf Förderbeschränkungen einigen, was den Ölpreis immer wieder nach unten drückt. Am Montag ging es dann kurz in die andere Richtung, denn es besteht wieder Hoffnung – zumindest ein bisschen. Im Mittagshandel kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im November 46,61 US-Dollar (41,56 Euro). Das waren 72 Cent mehr als am Freitag.

Der Grund: Am Rande einer Energiekonferenz in der Hauptstadt von Algerien verhandeln die OPEC-Staaten über Fördermengen – wieder einmal. „Wir müssen einsehen, dass wir mit einem Preis pro Barrel Öl unter 50 US-Dollar mittel- und langfristig die Versorgung des Markts nicht sicherstellen können“, sagte Algeriens Energieminister, Noureddine Boutarfa, im Vorfeld der Konferenz im algerischen Radio.

Es sei „eine Frage der Verantwortung“, sich auf eine Begrenzung der Fördermenge zu einigen. Es gelte, einen weiteren Preisschock auf dem globalen Ölmarkt zu verhindern. Seit Jänner dieses Jahres befindet sich der Ölpreis wieder in einem schwachen Aufwärtstrend, nachdem er von Oktober 2015 bis Mitte Jänner 2016 um mehr als 40 Prozent gefallen ist. Dass das aktuelle Niveau zumindest gehalten wird und es nicht zu einem erneuten Preissturz kommt, ist auch im Interesse der westlichen Zentralbanken, die sich eine Wiederbelebung der Inflation erhoffen.

Iran blockiert weiter

Denn die Erholung des Preises seit Jänner sollte die Inflationsrate ab Oktober 2016 wieder heben – aufgrund der Basiseffekte. Das Bankhaus Krentschker zeigt sich in einem aktuellen Marktkommentar jedenfalls optimistisch. „Unserer Ansicht nach ist eine zukünftige Kursentwicklung im Bereich 42–50 US-Dollar pro Barrel für die kommenden Monate durchaus realistisch.“ Die Fördermenge des Iran befinde sich mittlerweile fast auf dem Niveau von vor den Sanktionen: „Der Iran könnte zunehmend gesprächsbereiter für etwaige Höchstmengen bei der Produktion werden.“

Bisher waren derartige Pläne stets am Widerstand des Iran, von Saudiarabien oder beiden gescheitert. Niemand will im Kampf um Marktanteile nachgeben, deswegen wird gepumpt, was das Zeug hält. Die Ölproduktion des Iran stagniert seit rund drei Monaten bei etwa 3,6 Millionen Barrel pro Tag. Teheran hat aber angekündigt, zumindest vier Millionen Barrel erreichen zu wollen. Deshalb hat sich an der Pattstellung zwischen den Ölgiganten zuletzt auch nicht wirklich etwas geändert.

US-Industrie als Gewinner?

Zwar hat Riad eine Drosselung der eigenen Fördermengen in Aussicht gestellt – aber nur für den Fall, dass sich auch der Iran bereiterklärt, seine Fördermenge zumindest auf dem aktuellen Niveau zu belassen – und nicht weiter auszuweiten. Der iranische Ölminister zeigte am Montag allerdings wenig Enthusiasmus. „Das ist ein beratendes Meeting, und das ist alles, was wir erwarten können“, sagte Bijan Zanganeh. „Die aktuellen Gespräche können aber eine Basis für das nächste Meeting legen.“ Dieses findet im November in Wien statt.

Auch nach Einschätzung der Commerzbank ist ein Deal in Algier unwahrscheinlich. „Der lachende Dritte wird wohl in diesem Fall die Schieferölindustrie in den USA sein, die den kurzfristigen Preisanstieg zur Preisabsicherung der künftigen Produktion nutzen und somit für eine Angebotsausweitung sorgen wird“, heißt es. Aber immerhin: Saudiarabiens Angebot ist ein erster Schritt in eine Richtung, die das Königreich bisher nicht kannte. (jil)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2016)

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