Commerzbank soll 9000 Jobs streichen

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Der Konzernumbau verschlingt laut einem Bericht des "Handelsblatt" bis zu eine Milliarde Euro. Fast jeder fünfte Mitarbeiter soll den Job verlieren.

Die neue Strategie der Commerzbank soll laut einem Zeitungsbericht in den nächsten Jahren rund 9000 Arbeitsplätze kosten. Damit fiele fast jede fünfte der gut 50.000 Stellen bei Deutschlands zweitgrößter Bank weg, berichtete das "Handelsblatt" unter Berufung auf Finanzkreise. Die Streichungen fielen damit drastischer aus als erwartet.

Ob dazu auch betriebsbedingte Kündigungen vonnöten seien, sei unklar. Der Stellenabbau werde sich bis ins Jahr 2020 ziehen. Der Umbau werde bis zu eine Milliarde Euro kosten, die über mehrere Jahre verteilt würden, berichtete die Zeitung. Auch die Anteilseigner der Commerzbank, allen voran der Bund, müssen dafür Verzicht leisten: Die Dividende für 2016 soll gestrichen werden. Für das vergangene Jahr hatte die Bank - erstmals nach sieben Jahren - 20 Cent je Aktie gezahlt. So viel sollten es eigentlich auch in diesem Jahr werden.

Arbeitnehmervertreter wollen Widerstand leisten

Die Commerzbank wollte sich zu dem Bericht nicht äußern. Der neue Vorstandschef Martin Zielke will seine Pläne Finanzkreisen zufolge am Freitag öffentlich machen, der Aufsichtsrat soll am Mittwoch und Donnerstag über die Pläne beraten. Das Konzept, das in den vergangenen Monaten mit Hilfe der Unternehmensberater von McKinsey erarbeitet wurde, war am Wochenende an die Mitglieder des Gremiums verschickt worden. "Der Stellenabbau fällt deutlich größer aus als zu erwarten war", sagte eine mit den Inhalten des Strategiepapiers vertraute Person zu Reuters, ohne Zahlen zu nennen. Arbeitnehmervertreter kündigten bereits Widerstand an.

Zielke setzt bei seiner Strategie erklärtermaßen neben Einsparungen auch auf Investitionen in die Digitalisierung von Abläufen und in das Wachstum der Erträge. Er hatte schon Anfang des Monats Einschnitte angedeutet. "Wir müssen dafür viel Geld in die Hand nehmen", um langfristig Geld sparen zu können, sagte er auf einer Tagung des "Handelsblatts". "Ein 'Weiter so' ist in diesem Umfeld keine Option. Die Bank wolle den Wandel selbst gestalten. Doch ohne Wachstum werde er nicht gelingen.

Teilrückzug aus dem Aktiengeschäft

Bereits vor einigen Wochen waren Teile der neuen Strategie durchgesickert. So soll die Mittelstandsbank - lange Zeit das Aushängeschild der Commerzbank - aufgespalten werden. Um kleine Firmenkunden mit wenigen Millionen Euro Umsatz soll sich künftig die Privatkundensparte mit Vorstand Michael Mandel kümmern. Das Geschäft mit großen Unternehmen soll mit der Investmentbank zusammengelegt werden, die damit endgültig auf ihre Rolle als "verlängerte Werkbank" der Firmenkundensparte zurechtgestutzt werden soll. Laut "Handelsblatt" will sich die Commerzbank aus dem Aktiengeschäft zum Teil zurückziehen. Geprüft werde, Teile davon auszugliedern oder zu verkaufen. Geführt werden soll die neue Sparte von Investmentbank-Chef Michael Reuther. Damit bliebe für Mittelstandsbank-Chef Markus Beumer kein Platz mehr im Vorstand.

Einsparpotenziale sieht die Commerzbank vor allem in der Verwaltung. In der Zentrale seien sicher 2.000 Leute zu viel an Bord, sagte ein Insider in der vergangenen Woche. Auch mit der Automatisierung von Prozessen in den einzelnen Sparten - allen voran der Mittelstandsbank - fielen viele Tätigkeiten weg.

(APA/Reuters)

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