"Aggressiv und völlig unerprobt" – Kritik an EZB-Geldpolitik

EZB-Chef Mario Draghi
EZB-Chef Mario DraghiREUTERS
  • Drucken

David Folkerts-Landau, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, übt scharfe Kritik an der Europäischen Zentralbank.

Die Kritik an der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) aus der Deutschen Bank hat sich deutlich verschärft. Europa müsse sich fragen, inwieweit die "aggressive, unkonventionelle und völlig unerprobte Geldpolitik der EZB - bis hin zu negativen Zinsen - zur Verschärfung der Probleme Europas beiträgt", kritisiert Chefvolkswirt David Folkerts-Landau in der Zeitung "Die Welt".

Folkerts-Landau fragt in seinem Gastkommentar: "Wollen wir wirklich das Scheitern des wichtigsten wirtschaftspolitischen Projekts der Geschichte riskieren?" Seiner Einschätzung nach stehe Europas Zukunft auf dem Spiel. "Noch nie war eine Region so abhängig von dogmatischen Entscheidungen nicht direkt gewählter Technokraten", kritisierte er die jüngsten geldpolitischen Entscheidungen.

Kritik vor Auftritt von Draghi im Bundestag

Die Kritik kommt kurz vor einem Auftritt von EZB-Präsident Mario Draghi am Mittwoch im Deutschen Bundestag. Folkerts-Landau geht in dem am Dienstag im Voraus veröffentlichten Gastbeitrag mit der Geldpolitik der EZB hart ins Gericht. Die Regierungen der Eurozone hätten dringend nötige Reformen nicht in Angriff genommen. Die extrem lockere Geldpolitik habe die "Untätigkeit zur kurzfristig attraktiveren Option gemacht", kritisierte der Ökonom. Mit dem Versprechen der EZB, in Schieflage geratene Länder mit Hilfe von Anleihekäufen aufzufangen, seien Reformanreize zunichte gemacht worden.

Im Kampf gegen die niedrige Inflation im Euroraum hat die EZB den Leitzins auf 0,0 Prozent und den Zins für Einlagen von Banken auf minus 0,4 Prozent gesenkt. Zudem kauft die Notenbank monatlich Anleihen im Volumen von 80 Milliarden Euro. Für ihre Politik des billigen Geldes steht die EZB gerade in Deutschland in der Kritik.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.