VW-Affäre: Es ging nur um die Marke "Made in Germany"

VW - Betriebsversammlung mit Merkel
VW - Betriebsversammlung mit Merkeldpa
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Vor mehr als einem Jahr kam die VW-Affäre an die Öffentlichkeit. Deutsche Regierung und Konzern versuchten zu retten, was zu retten war - mit mäßigem Erfolg.

Der deutsche Vorzeigekonzern Volkswagen hat mit der Dieselaffäre die Unantastbarkeit der Marke „Made in Germany“ aufs Spiel gesetzt. Wenig verwunderlich war daher auch die deutsche Bundesregierung an einer schnellen Beruhigung der Krise höchst interessiert. Journalisten von deutschen Medien wie „Süddeutscher Zeitung“, „WDR“ und „NDR“ haben nun das Krisenmanagement der deutschen Regierung während der VW-Affäre unter die Lupe genommen und interessante Details zu Tage gefördert. Tausende interne Dokumente der Regierung wurden gesichtet.

Dabei zeigt sich, dass die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und Bundesminister in den Problemfall genauso eingebunden waren wie Botschafter in Washington und aller Welt. Die E-Mails und Strategiepapiere zeigen, dass es im VW-Skandal nur in der öffentlichen Sprachregelung um größtmögliche Aufklärung ging, auf Regierungs- wie auf Konzernseite, wie „Die Süddeutsche Zeitung“ berichtet.

Trennung zwischen VW und "Made in Germany"

Im Fokus stand in Wirklichkeit der Schutz der Marke „Made in Germany". Denn der Skandal droht genau diese Marke zu beschädigen. Die Unterlagen zeigen, dass es vornehmlich darum ging, den Fall Volkswagen und die Marke „Made in Germany“ strikt zu trennen. Dies war die offizielle Kommunikationsstrategie, auch für Bundeskanzlerin Merkel bei Zusammentreffen mit anderen hochrangigen Staatenvertretern oder Konzernchefs.

Intern arbeitete die Regierung daran, es mit der Aufklärung nicht zu übertreiben, entschlossen nach vorne zu blicken statt zurück und mit einem entschiedenen Eintreten für künftige realistischere Abgasmessungen auf EU-Ebene Entschlossenheit zu demonstrieren - die jedoch genau dort ihre Grenzen fand, wo Vertreter der deutschen Automobilindustrie sie selbst setzten.

US-Besuch erst auf Druck

Die Untersuchung der Journalisten legt auch offen, wie unprofessionell teilweise die Kommunikation zwischen dem VW-Konzern und der Beamtenschaft lief. So wurden die Krisenmanager im Auswärtigen Amt, als sich der Skandal im November auf größere Dieselmodelle und weitere Modelle ausweitete, von Volkswagen nur über die offiziellen Presseaussendungen informiert.

Auch einen hochrangigen Besuch eines VW-Vorstandmitglieds in den USA musste Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) quasi anordnen. Dass Konzernchef Matthias Müller dann bei seinem US-Trip mangels Vorbereitung, wie vermutet wird, keine besonders gute Figur abgab, ist kein Geheimnis mehr. Diplomaten beschrieben das Auftreten Müllers in einem vertraulichen Vermerk als „hilflos“.

>> Bericht der "Süddeutsche Zeitung"

(red.)

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