Schweden will Reparieren attraktiver machen

(c) Clemens Fabry
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Der Mehrwertsteuersatz für Reparaturen soll halbiert werden. Im Gegenzug sollen Neuanschaffungen bestimmter Geräte teurer gemacht werden.

Wieder einmal kommt eine Vorreiteridee zum Umweltschutz aus dem hohen Norden. Mit ermäßigten Steuersätzen will Schwedens Regierung das Reparieren wieder attraktiver machen und die Wegwerfkultur bekämpfen. Mit Steueranreizen soll den Konsumenten die Entscheidung, Wegwerfen und neu Anschaffen oder Reparieren leichter gemacht werden.

Heute überlegt ein durchschnittlicher Haushalt beispielsweise bei einem Defekt der Waschmaschine angesichts von Reparaturpreisen von 200 Euro aufwärts nicht lange und schafft ein neues Gerät an - sofern man nicht einen Bekannten hat, der es als Freundschaftsdienst erledigt. Ein neue Maschine gibt es ab 300 Euro. Dass eine solche Waschmaschine dann vielleicht nicht lange hält, steht auf einem anderen Blatt. „Wir haben festgestellt, dass Waschmaschinen so designt werden, dass sie pro 100 Euro ein Jahr laufen, und dann sind sie wirtschaftlich nicht reparierbar“, sagt auch Sepp Eisenriegler, hierzulande Vorreiter bei der Wiederherstellung alter Haushaltsgeräte.

Recyclingkosten einrechnen

Jeder, der vom Fahrrad bis zur Kleidung repariert, soll in Schweden steuerlich von der geplanten Regelung profitieren. Demnach schlägt die Regierung vor, den Mehrwertsteuersatz von Reparaturen von 25 auf zwölf Prozent sinken. Falls das Parlament dem zustimmt, soll das neue Gesetz bereits 2017 in Kraft treten. Für große Gerätschaften wie Herd oder Geschirrspüler soll es möglich werden, einen Teil der Kosten vom Finanzamt zurückzuholen.

Laut dem zuständigen Minister könnten Reparaturen um zwölf Prozent billiger werden. Der Abgang von 46 Millionen Euro beim Fiskus soll durch eine "Chemiesteuer" wieder mehr als hereingebracht werden. 200 Millionen Euro soll die Verteuerung von Haushaltsgeräten und Computern bringen, um die hohen Recyclingkosten fair einzurechnen.

Neue Jobs für Zuwanderer

In Österreich zeigen sich die Grünen von den schwedischen Plänen erwartungsgemäß begeistert. "Eine ermäßigte Mehrwertsteuer wie Schweden sie plant, halten wir neben anderen Maßnahmen für sinnvoll", wird Klimasprecherin Christiane Brunner im "Standard" zitiert. Vorsichtiger ist da schon Wifo-Ökonomin Margit Schratzenstaller. Sie finde es gut und sehr wichtig, dass dieses Thema in Angriff genommen werde, aber die Lösung über eine niedrigere Mehrwertssteuer überzeuge sie nicht. "Da gibt es schon so viele Ausnahmen, das ist ziemlich komplex und intransparent." Einer "Kaufsteuer" wie der geplanten Chemiesteuer kann die Steuerexpertin aber einiges abgewinnen: "Arbeit ist zu hoch besteuert und Ressourcenverbrauch zu niedrig."

Schweden will mit dem Forcieren der Heimreparaturindustrie auch Jobs für Zuwanderer, die mit geringer formaler Ausbildung verbunden sind, schaffen. Schratzenstaller hält dies " für einen Teil der Flüchtlinge eine gute Idee".

>> Artikel im "Standard"

(red.)

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