Tesla-Modelle lernen das Fahren von ihren Besitzern

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US-TELSA-OPENS-NEW-FLAGSHIP-STORE-IN-SAN-FRANCISCOAPA/AFP/GETTY IMAGES/JUSTIN SULL
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Ab sofort enthalten Teslas die Technik für selbstständiges Fahren, so Firmenchef Musk. Vorerst wird sie aber noch nicht aktiv geschaltet.

Wien. Es ist nur eine knappe Meldung, die der US-Elektroautohersteller Tesla in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag über Twitter verbreitet. Der Inhalt sorgt jedoch für gehörige Aufregung und in den Zentralen anderer Autohersteller wohl auch für nachdenkliche Gesichter. So erklärt Tesla, dass ab sofort die notwendige Hardware für selbstständiges Fahren in allen von Tesla gebauten Autos enthalten ist: acht Kameras, die einen 360-Grad-Rundumblick ermöglichen, zwölf Ultraschallsensoren und ein nach vorn gerichtetes Radar, das nicht nur bei Nebel oder Starkregen zum Einsatz kommt, sondern auch „durch das vorausfahrende Auto“ hindurchsehen könne, so Tesla.

„All das wird eingebaut, jedoch ohne die Autos dabei hässlich zu machen“, sagte Firmenchef Elon Musk in Anspielung an die selbstfahrenden Versuchsautos von anderen Unternehmen, die in der Regel die Sensortechnik noch auf einem Dachträger montiert haben.

Bei Tesla sollen die Bauteile jedoch bereits unter dem Blechkleid der Fahrzeuge versteckt sein. Und dies auch nicht nur bei den beiden bereits erhältlichen und verhältnismäßig teuren Modellen S und X, sondern auch beim für das kommende Jahr angekündigten Modell 3, das mit einem Verkaufspreis von etwa 35.000 Dollar (31.870 Euro) Elektromobilität für jedermann erschwinglich machen soll.

Video zeigt Tesla-Alleinfahrt

Auch der an Bord verbaute Computer, der 40-mal so leistungsfähig sein soll wie das bisherige Modell, habe bereits die Fähigkeit, selbstständiges Fahren möglich zu machen, heißt es weiter. Und um zu beweisen, dass es sich nicht nur um eine leere Ankündigung handelt, hängte das Unternehmen der Meldung auch gleich ein Video an. In diesem ist zu sehen, wie ein Tesla selbstständig in der Stadt losfährt, bei roten Ampeln und Stoppschildern hält, um in der Folge über einen Highway bis zu einem Gebäude von Tesla zu fahren. Dort steigt die Person – die aus rechtlichen Gründen am Fahrersitz sitzen muss, aber nicht zum Lenkrad greift – am Parkplatz aus, und das Auto sucht sich allein eine freie Parklücke und parkt ein.

Für die Tesla-Käufer wird dieses Szenario vorerst aber noch Zukunftsmusik bleiben, auch wenn ihre Autos das selbstständige Fahren bereits könnten, so Tesla weiter. Denn um die „Sicherheit und Bequemlichkeit“ zu verbessern, brauche es noch „Millionen an in der echten Welt gefahrenen Meilen“.

Und hier kommt auch der Clou der Ankündigung des Herstellers. Denn die Software der Autos soll in einem sogenannten „Schattenmodus“ mitlaufen. Sie trifft also Entscheidungen, wie sie sich in gewissen Fahrsituationen verhalten hätte, und beobachtet gleichzeitig, wie sich der menschliche Fahrer verhalten hat. Diese Informationen werden in der Folge an die Tesla-Techniker gesendet, die so Fehler in der Software erkennen und ausbessern können. Die Autos lernen somit klammheimlich von ihren Tausenden Besitzern weltweit das Fahren, während diese auf den Straßen unterwegs sind, und teilen sich diese Erkenntnisse gegenseitig mit.

Ende des kommenden Jahres soll es somit bereits möglich sein, von Los Angeles bis New York mit einem Auto unterwegs zu sein, ohne das Lenkrad oder das Gaspedal auch nur einmal selbst bedienen zu müssen, so Musk.

Schon seit dem Herbst des Vorjahres gibt es in allen Teslas einen sogenannten Autopiloten, der zumindest auf Autobahnen die Geschwindigkeit und die Spur halten kann. Im Sommer kam es jedoch zu einer Reihe von Unfällen, weil die Fahrer während der Fahrt fernsahen oder lasen, was für heftige Kritik an Tesla sorgte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.10.2016)

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Die Software soll schrittweise freigeschaltet werden. Bis Ende 2017 soll eine Fahrt von Los Angeles nach New York ohne einen Handgriff möglich sein.

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