Neuer Opel-Chef Nick Reilly verkündet allgemeine Kurzarbeit

Nick Reilly
Nick Reilly(c) AP (Daniel Roland)
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Nick Reilly beerbt Hans Demant als Opel-Chef. Als erste Amtshandlung verordnet er Kurzarbeit in allen deutschen Opelwerken.

Opel hat einen neuen Chef: Der Manager des US-Autokonzerns General Motors (GM) und Leiter des Europageschäfts, Nick Reilly, löst den bisherigen Opel-Geschäftsführer Hans Demant ab, wie Opel am Freitag in Rüsselsheim mitteilte. Aufgrund der schwachen Nachfrage kündigte Opel für seine vier deutschen Werke im Jänner und Februar Kurzarbeit für 12.000 Mitarbeiter an mehreren Tagen an.

Die Benennung Reillys hat der Aufsichtsrat von Opel heute, Freitag, beschlossen, teilte der Rüsselsheimer Autobauer mit. Reilly werde "sämtliche Aktivitäten" Opels und der britischen Schwestermarke Vauxhall weltweit leiten. Wenige Stunden davor hatte der bisherige Opel-Chef Demant sein Amt niedergelegt und angekündigt, neue Aufgaben im Konzern zu übernehmen. Er wird demnach künftig bei GM als Vizepräsident für weltweite Patentrechte zuständig sein.

GM-Manager Reilly leitete bisher bereits das Europageschäft von GM und saß daneben im Opel-Aufsichtsrat. Als neuer Opel-Chef legt dieses Amt in dem Aufsichtsgremium nieder, wie Opel mitteilte. Über die Berufung Reillys war bereits in den vergangenen Tagen spekuliert worden - sie galt als sicher. Opel steckt seit mehr als einem Jahr in einer tiefen Krise. Opel-Chef Reilly will seinen Sanierungsplan für den Traditionsautobauer in den kommenden Wochen vorstellen.

Unterdessen lässt Opel an seinen deutschen Standorten im Jänner und Februar an mehreren Tagen Teile der Belegschaften kurzarbeiten, wie ein Sprecher des Autobauers sagte. Am Stammsitz in Rüsselsheim gebe es im Jänner drei und im Februar vier Tage Kurzarbeit. Im Werk Bochum würden im Jänner acht Tage kurzgearbeitet, im Februar "voraussichtlich in ähnlicher Größenordnung". In Eisenach seien es im Jänner und Februar je fünf vollständige Tage. Im Jänner kämen zusätzlich zwei Tage mit nur einer Schicht und ein Tag, an dem in nur zwei Schichten gearbeitet werde, hinzu.

Auch im Komponentenwerk in Kaiserslautern werde kurzgearbeitet werden, sagte der Opel-Sprecher. In Bochum und Eisenach habe es bereits in den vergangenen Monaten immer wieder einzelne Tage Kurzarbeit gegeben. Opel beschäftigt in Deutschland rund 24.500 Menschen.

Am Stammwerk Rüsselsheim reagiere Opel mit der Kurzarbeit darauf, dass dort die geplante Fertigung eines neuen Saab-Modells nicht zustande gekommen ist, sagte der Opel-Sprecher. Der Mutterkonzern GM wickelt den verlustträchtigen schwedischen Autobauer derzeit ab. Dem US-Unternehmen liegen aber noch Kaufangebote für Saab vor. Ob GM darauf jedoch noch eingeht, ist fraglich.

Im März dürfte sich die Auslastung bei Opel in Rüsselsheim wieder verbessern. Dann laufe im dortigen Werk die von GM beauftragte Produktion des Buick Regal an, der eng mit dem Opel-Mittelklassewagen Insignia verwandt ist, sagte der Opel-Sprecher. Dann werde das Werk wieder eine "sehr gute Auslastung" haben.

Der Standort Bochum ist am stärksten von Kurzarbeit betroffen, wie Opel-Sprecher Andreas Kroemer berichtete. Dort würden rund 4.600 Beschäftigte zeitweise die Produktion einstellen.

Am Stammsitz gibt es für 3.000 der 14.000 Beschäftigten an drei Tagen im Jänner und vier Tagen im Februar Kurzarbeit. Grund sei dort die Pleite des Herstellers Saab, ebenfalls eine Tochter von General Motors (GM). Ursprünglich hätte Anfang des Jahres ein Saab-Modell in Rüsselsheim gebaut werden sollen. "Wir haben dieses Volumen einfach nicht", sagte Unternehmenssprecher Ulrich Weber. Von März an werde in Rüsselsheim aber der Buick Regal für GM gebaut, dann könne das Werk wieder ausgelastet werden.

In Kaiserslautern, wo 3.200 Mitarbeiter beschäftigt sind, sollen einzelne Abteilung zu unterschiedlichen Zeiten in Kurzarbeit gehen. In Eisenach seien 1.500 Menschen betroffen, hieß es.

Der Sprecher betonte, dass die Produktion nur an einzelnen Tagen eingestellt werde, um Überkapazitäten zu verringern, manchmal handle es sich auch nur um einzelne Schichten. Das Management entscheide an diesen drei Standorten Monat für Monat flexibel über die Produktion, es solle nicht auf Halde produziert werden, sagte Kroemer. "Wir fahren auf Sicht." In diesem Jahr kämen die beiden neuen Versionen der Modelle Astra und Meriva auf den Markt, an ihnen hänge die Hoffnung auf einen Nachfrageschub. "Man muss sehen, wie sich dieses Jahr entwickelt."

Mit der Ernennung Reillys zum Opel-Chef hat künftig der General-Motors-Experte für schwierige Fälle das Sagen. Zuletzt hatte der gebürtige Brite im Auftrag von GM die koreanischen Tochter Daewoo saniert.

Unterstützt werden soll er bei der Arbeit vom neu ernannten Finanzvorstand Mark James und der ebenfalls frisch berufenen Entwicklungschefin Rita Forst. "Die heutigen Ernennungen sind ein weiterer wichtiger Baustein für die erfolgreiche Zukunft von Opel", sagte der Opel-Aufsichtsratsvorsitzende Walter Borst. Reilly gab das Ziel vor, 2010 vor allem mit dem Insignia, dem Astra und dem neuen Meriva den Marktanteil zu steigern.

(APA)

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