Energie: Zwei türkische Banken finanzieren Ilisu

(c) EPA (Tolga Bozoglu)
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Ankara baut den umstrittenen Staudamm weiter, Andritz wartet ab. Umweltschützer haben von Anfang an massiven Druck gegen das Projekt gemacht. Rückenwind bekamen sie von der Weltbank.

Wien (eid). Die türkische Regierung lässt nicht locker: Sie will auch ohne ausländische Hilfe den umstrittenen Megastaudamm Ilisu am Tigris bauen. Jetzt ist Ankara diesem Ziel einen wichtigen Schritt nähergekommen. Die Akbank und die Garanti Bank sollen am Mittwoch Verträge über weitere Finanzierungen im Volumen von 300 bis 400 Mio. Euro unterschrieben haben. Die beiden Banken hatten bereits 700 Mio. Euro zugesichert– und diese Linien auch nach dem Rückschlag im vorigen Sommer aufrechterhalten.

Damals hatten Österreich, Deutschland und die Schweiz die Finanzierung gestoppt – nach einem mehr als dreijährigen Ringen um Menschenrechts-, Umwelt- und Kulturauflagen. Damit hing das 1,5 Mrd. Euro schwere Projekt in der Luft, weil niemand glaubte, dass die Türkei den Staudamm allein errichten könnte.

Der österreichische Anlagen- und Maschinenbauer Andritz, der das Errichterkonsortium für c angeführt hat, ist seitdem nicht mehr dabei. „Für uns ist Ilisu erledigt“, sagt Alexander Schwab, Leiter der Andritz Hydro, auf „Presse“-Anfrage. Ob man je Turbinen liefern werde, sei nicht abzuschätzen. Das werde erst in drei, vier Jahren entschieden, wenn die Bauarbeiten fertig sind.

Proteste vor der Bank

Umweltschützer haben von Anfang an massiven Druck gegen das Projekt gemacht. Rückenwind bekamen sie von der Weltbank, die 150 Auflagen überprüft und zu wenig Umsetzung festgestellt hatte. Nachdem die Türkei auch innerhalb der Nachfrist von einem halben Jahr keine Bewegung gezeigt hatte, stiegen die Kreditversicherer aus. Jetzt formiert sich offenbar auch innerhalb der Türkei Widerstand gegen Ilisu und die Banken. Vor wenigen Tagen fand vor der Garanti Bank eine Protestaktion statt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2010)

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