Euro-Achterbahnfahrt: "Die Rally war von kurzer Dauer"

Euro-Achterbahnfahrt: Die Rally war von kurzer Dauer
Euro-Achterbahnfahrt: Die Rally war von kurzer Dauer(c) EPA (Karl-josef Hildenbrand)
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Der Euro fällt nach einem kurzzeitigen Hoch unter die Marke von 1,27 Dollar. Der IWF bemängelt "Lücken in der Finanzarchitektur der Euro-Zone". "Solch brutale Bewegungen habe ich in 30 Jahren nie erlebt", sagt ein Händler.

Der Euro-Kurs ist am Dienstag trotz des 750 Milliarden Euro schweren Rettungsschirms für finanziell angeschlagene Euro-Staaten wieder deutlich zurückgefallen. Auch der Tabubruch der Europäischen Zentralbank EZB, erstmals auf dem Sekundärmarkt Staatsanleihen zu kaufen, konnte daran nichts ändern.

"Die Rally des Euro war von kurzer Dauer trotz der massiven Rettungsmaßnahmen", sagt Währungsstratege Tohru Sasaki von der JPMorgan Chase Bank in Tokio. "Die Euro-Schwäche ist augenfällig", zitiert ihn das "Handelsblatt". "Was die EU getan hat war wirklich gewaltig, doch die Tatsache, dass der Euro trotz der Größe des Pakets noch immer schwach ist, zeigt, dass dieses Problem tiefer liegende Gründe hat", sagt der Chef-Händler von Jujiya Securities, Masayoshi Okamoto laut der Zeitung. "Ohne weitere Gewinne des Euro werden die Märkte nervös bleiben."

Euro setzt Achterbahnfahrt fort

Der Euro setzt damit seine Achterbahnfahrt der vergangenen Tage fort. Im frühen europäisch dominierten Handel stand die Gemeinschaftswährung bei 1,2722 US-Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,2969 Dollar festgesetzt, nachdem nach Bekanntgabe ein Kurs von 1,3094 Dollar erreicht wurde. Am Freitag war der Euro bei einem Kurs von 1,2746 Dollar gelegen.

Diese Schwankungen sind extrem, berichtet "Financial Times Deutschland". Die dreimonatige implizite Volatilität (Anm.: Beweglichkeit), die sich aus Optionskursen ergibt, kletterte am 6. Mai auf 15,2 Prozent, heute Dienstag auf 14,6 Prozent. "Solch brutale, rasante Bewegungen habe ich in meinen 30 Jahren als Händler nicht erlebt", sagt Dennis Gartman, Herausgeber des Gartman Letter, der Zeitung zufolge. "Ähnliche Schwankungen gab es vielleicht noch zu Zeiten der Russlandkrise 1998 beim Dollar-Yen-Wechselkurs. Abgesehen davon sind das neue Dimensionen. Ich hoffe, sie in meiner Karriere nicht mehr durchleben zu müssen", so Gartman.

"Lücken in der Finanzarchitektur der Euro-Zone"

Auch eine heute bekanntgegebener Bericht des Internationalen Währungsfonds (IWF) hat Euro-Skeptiker bestärkt. Die Euro-Länder werden darin vom IWF aufgefordert, Mängel in ihrem Finanzsystem zu beheben und mehr Haushaltsdisziplin zu zeigen.

"Die Griechenland-Krise erinnert kraftvoll an schon lange bestehende Lücken in der Finanzarchitektur der Euro-Zone", heißt zur wirtschaftlichen Lage in Europa. Zur Beseitigung dieser Lücken bedürfe es einer substanziellen Stärkung der Finanzdisziplin in guten Zeiten und neuer Mechanismen zur Krisenbekämpfung. Auf dem Weg zurück zur Konsolidierung könnten bestehende Instrumente wie Defizitverfahren und der Stabilitäts- und Wachstumspakt generell hilfreich sein.

Auch der Kauf von Staatsanleihen durch die EZB wirkt sich negativ auf den Euro-Kurs aus. "Die Aktion der EZB ist beispiellos und daher ein Belastungsfaktor für den Euro", sagte Ulrich Leuchtmann, Leiter Währungsstrategie bei der Commerzbank laut "FTD". Mit dem Euro-Dollar-Wechselkurs werde es jetzt "nach unten gehen".

(Red.)

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