"Engländer werden sicher ein Ziel der Spekulanten"

Spekulanten könnten sich nun auf Großbritannien einschießen
Spekulanten könnten sich nun auf Großbritannien einschießen(c) Reuters (Toby Melville)
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"Wenn man keine Solidarität mit der Euro-Zone will, wird man sehen, was mit Großbritannien passiert", sagt der Chef der französischen Finanzaufsicht.

Nach der Einigung auf einen Rettungsschirm für die Euro-Staaten hält es die französische Finanzaufsicht für wahrscheinlich, dass sich Spekulanten nun auf Großbritannien einschießen. "Angesichts ihrer politischen Probleme werden die Engländer sehr sicher ein Ziel", sagte der Chef der Finanzmarktbehörde AMF, Jean-Pierre Jouyet, am Dienstag im Sender Europe 1. Er verwies dabei auf die schwierige Regierungsbildung nach der Unterhauswahl in Großbritannien und die Weigerung Londons, sich an dem Notfallfonds für hoch verschuldete europäische Staaten zu beteiligen.

Großbritannien hat nur kurze Gnadenfrist

"Wenn man keine Solidarität mit der Euro-Zone will, wird man sehen, was mit Blick auf Großbritannien passiert", sagte Jouyet, der bis Ende 2008 Europastaatssekretär der konservativen Regierung von Präsident Nicolas Sarkozy war. Von jetzt an gebe es "ein Europa der drei Geschwindigkeiten": die Länder mit dem Euro, Staaten wie Polen oder Schweden, die nicht der Währungsunion angehörten, aber den Euro verstünden, "und die Engländer".

"Ganz oben auf der Liste steht Großbritannien", zitiert "Financial Times Deutschland" Brian Hilliard von Société Générale. Das Land habe nur eine kurze Gnadenfrist, um Pläne für einen Sparkurs auszuarbeiten, "bevor die Märkte die Geduld verlieren, und Eile ist geboten".

Problemzone Staatsfinanzen

Tatsächlich ist es um die britischen Staatsfinanzen alles andere als rosig bestellt: Das Haushaltsdefizit wird nach Prognosen der Europäischen Kommission 2010 zwölf Prozent des Bruttoinlandsprodukt (BIP) erreichen. Das ist mehr als für die in Bedrängnis geratenen Länder Griechenland und Portugal erwartet wird. Die Gesamt-Schuldenlast wird im nächsten Jahr auf rund 88 Prozent des BIP steigen.

(Ag./Red.)

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