Menschen leben fünf mal länger als Unternehmen

Unternehmen werden im Schnitt nur 16 Jahre alt.
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Die Studie zeigt, dass Firmen in Deutschland im Durchschnitt nur rund 16 Jahre alt werden. Besonders hoch ist die "Sterbewahrscheinlichkeit" vier bis acht Jahre nach der Gründung.

Heute in Deutschland geborene Kinder können damit rechnen, rund 80 Jahre alt zu werden. Firmen, die in diesen Tagen in der Bundesrepublik gegründet werden, werden im Schnitt nur 16 Jahre alt. Das geht aus einer aktuellen "Sterbetafel für Unternehmen" hervor, die die Wirtschaftsauskunftei Creditreform gestützt auf das Handelsregister und die eigene Datenbank erstellt hat.

"Zwar lässt sich die Historie von einigen wenigen Firmen bis zu mehreren hundert Jahren in die Vergangenheit zurückverfolgen", sagte Creditreform-Geschäftsführer Volker Ulbricht. Doch der Normalfall sei das nicht. Letztlich führten Entwicklungen wie Fusionen, Übernahmen oder auch Insolvenzen in aller Regel irgendwann zum Ende der Firma. Im Durchschnitt geschehe die Löschung rund 16 Jahre nach der Gründung. Und aktuell wächst die Gefahr des Scheiterns für viele Firmen gerade wieder.

20 Jahre als Hürde

Schon zehn Jahre nach der Gründung sind laut Creditreform rund die Hälfte der Unternehmen wieder vom Markt verschwunden. Nur jedes vierte Unternehmen wird älter als 20 Jahre. Doch Firmen, die diese Schwelle erst einmal überschritten hätten, könnten dann wieder zuversichtlicher in die Zukunft blicken. Sie dürfen der Studie zufolge "mit mindestens weiteren 20 Jahren rechnen".

Besonders hoch ist die "Sterbewahrscheinlichkeit" für Unternehmen vier bis acht Jahre nach der Gründung. Dabei sind die Unterschiede zwischen den Branchen gewaltig. Als besonders langlebig erweisen sich laut Creditreform Unternehmen, die im Verarbeitenden Gewerbe, im Bergbau und bei der Gewinnung von Steinen und Erden tätig sind. Sie werden im Durchschnitt fast ein Vierteljahrhundert alt. Nur maximal halb so alt werden der Studie zufolge in der Regel Firmen, die im Gastgewerbe, im Gesundheits- und Sozialwesen oder in der Energieversorgung tätig sind.

Handelskrieg färbt auch Deutschland ab

Aktuell wird der Überlebenskampf für viele Unternehmen gerade wieder härter. Erstmals seit einem Jahrzehnt sei in diesem Jahr wieder mit einem Anstieg der Insolvenzzahlen in der Bundesrepublik zu rechnen, prognostizierte der Leiter der Creditreform-Wirtschaftsforschung, Michael Bretz. Insgesamt erwarten die Experten 2019 rund 20.000 Firmenpleiten, ein Plus von rund drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zuletzt hatte die Zahl der Insolvenzen in Deutschland 2009 zugenommen.

Ausschlaggebend für die erwartete Trendwende sei die Entwicklung in der exportorientierten deutschen Industrie, die inzwischen spürbar unter den Folgen des Handelskrieges zwischen den USA und China und anderen Wirtschaftsturbulenzen wie dem Brexit leide. Der deutsche Binnenmarkt und die darauf konzentrierten Branchen wie der Bau und der Handel florierten dagegen bis jetzt noch. Doch bestehe die Gefahr, dass sich der Abwärtsdruck im Verarbeitenden Gewerbe in den nächsten Monaten in der gesamten Breite der Wirtschaft verstärke, warnte Ulbricht.

Bereits im ersten Halbjahr 2019 war der seit einem Jahrzehnt anhaltende Rückgang der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland praktisch zum Erliegen gekommen. Die Zahl der durch das Insolvenzgeschehen bedrohten Jobs stieg dagegen im ersten Halbjahr 2019 deutlich an. Mit rund 120 000 gefährdeten Stellen lag sie um gut 11 Prozent über dem Vorjahresniveau. Verantwortlich dafür seien nicht zuletzt einige Großinsolvenzen - etwa beim Modehändler Gerry Weber, der Sporthandelskette Voswinkel oder der Fluggesellschaft Germania, berichtete Creditreform. Die Schäden für die Gläubiger schätzte die Wirtschaftsauskunftei auf rund 14,6 Milliarden Euro.

(APA/dpa)

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