Experte: "Kurs unter Parität Vorbote eines Euro-Kollaps"

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Experte: "Kurs unter Parität Vorbote eines Euro-Kollaps"(c) EPA (Daniel Dal Zennaro)
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Ein Kurs unter der Euro-Dollar-Parität wäre ein "Vorbote, dass der Euro-Raum zusammenbricht", sagt UniCredit-Experte Michael Rottmann. Er rechnet mit einer Stabilisierung des Euro zwischen 1,10 und 1,20 Dollar.

Nach Ansicht des UniCredit-Experten Michael Rottmann ist einzig der EZB die Stabilisierung der Märkte zuzuschreiben. Das EU-Rettungspaket in Höhe von 750 Milliarden Euro habe dazu nichts beigetragen. Derzeit sehe es sogar so aus, als ob man das Hilfspakt gar nicht benötige, zumal sich beim aktuellen Renditeniveau die Länder selbst refinanzieren könnten.

"Ein Euro ist ein Euro"

Das Unterstützungspaket der EU sei dennoch "ein wichtiges Signal" gewesen, ebenso wie das Verbot bestimmter ungedeckter Leerverkäufe in Deutschland. Die Glaubwürdigkeit der EZB durch die Intervention sei unberührt geblieben, sagte der Experte am Mittwoch in Wien. Denn mit der Entscheidung, im Bedarfsfall staatliche Anleihen zu kaufen, habe die EZB dieselbe Antwort auf die Krise gegeben wie die US-Notenbank Fed und die Bank of England 2009.

An ein Zerbrechen des Euro-Raums - trotz enormer Risiken - glaubt der Kapitalmarkt-Experte nicht. "Ein Euro ist ein Euro und bleibt ein Euro", sagte er. Das Interesse, den Euro-Raum zusammenzuhalten, sei enorm. Selbst wenn Griechenland seine Schulden umstrukturieren müsse, heiße das nicht, "dass die Griechen aus dem Euro-Raum raus müssen". Denn die Gefahr, dass bei einer Umschuldung Griechenlands ein "Flächenbrand" in Europa entstehe, sei groß. Trotz der Stabilisierungsmaßnahmen für den Euro gebe es keine Indizien für Inflationsängste.

Euro wird sich bei 1,10 bis 1,20 Dollar stabilisieren

Für den Euro-Kurs rechnet die UniCredit Group kurzfristig mit einer Stabilisierung im Bereich von 1,10 bis 1,20 Dollar, jedoch nicht mit einem mehrmonatigen Abgleiten unter die Parität. Auch gegen Schweizer Franken und japanischen Yen sollte der Euro im Verlauf von 2011 zulegen.

In Krisenzeiten leide der Euro unter dem gravierenden "Malus" einer zu großen Anzahl von Entscheidungsträgern, so Rottmann. So stünden einem US-Präsidenten im Euroraum an die 50 Entscheider (Regierungschefs, Notenbankchefs, Finanzminister, etc.) gegenüber, die oft mit widersprüchlichen Statements die Währung belasteten. Letztlich hätten aber - gemessen an der Verschuldung - auch die USA und Großbritannien ein Problem. Daher könne nicht ausgeschlossen werden, dass in zwei Jahren die AAA-Ratings auch dort ernsthaft zur Debatte stünden, so der Experte.

Kurs unter Parität Vorbote eines Euro-Kollaps

In drei Jahren sieht man bei der Bank Austria die Zinsen wieder bei etwa 3 Prozent, die 10jährigen Swapsätze bei 4,5 Prozent. Der Euro wird bei 1,35 Dollar erwartet, wobei die Bandbreite des Euro zwischen 1,60/1,70 und der Parität von Euro und Dollar gesehen wird. Ein Kurs unter der Parität wäre ein "Vorbote, dass der Euro-Raum zusammenbricht".

Aufgrund der massiven Turbulenzen um den Euro rechnet die UniCredit Bank Austria erst Ende 2011 mit der nächsten Zinsanhebung der EZB. "Mit der Krise ist der bisher im Frühjahr 2011 erwartete Zinsschritt nun völlig vom Tisch", sagte Rottmann. Daher sollten Unternehmer zumindest einen Teil ihrer langfristigen Zinsverpflichtungen angesichts großer Risiken schon heute absichern.

(APA)

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Duncan Neiderauer
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