Fed: Europäische Schuldenkrise bedroht US-Wirtschaft

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USA FEDERAL RESERVE INTEREST RATES(c) EPA (Shawn Thew)
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"Sollten sich die Probleme in Europa ausweiten, dürften US-Banken größere Verluste erleiden", warnt Fed-Gouverneur Daniel Tarullo. Er sieht auch den globalen Aufschwung gefährdet.

Die Schuldenkrise in Europa bedroht nach Einschätzung der US-Notenbank Fed die Wirtschaftserholung in den USA: "Sollte die Wirtschaft in der Euro-Zone abrutschen und der europäische Finanzsektor in Schwierigkeiten geraten, wäre der gesamte globale Aufschwung gefährdet". Die europäischen Turbulenzen könnten sowohl die US-Finanzmärkte als auch den internationalen Handel belasten, sagte Fed-Gouverneur Daniel Tarullo am Donnerstag in einer Rede vor zwei Unterausschüssen des US-Kongresses. 

Die Probleme Europas müssten von den Behörden der Region gelöst werden. Die möglichen Auswirkungen auf die USA seien erheblich. "Sollten sich die Probleme einiger südeuropäischer Länder auf weitere Staaten der Region ausweiten, dürften US-Banken größere Verluste aufgrund ihrer beträchtlichen Kreditengagements erleiden", erklärte Tarullo.

Keine Dollars für Euro-Krise verwenden

Indes wollen republikanische Kongressabgeordnete den Einsatz von US-Steuergeldern im Euro-Rettungspaket verhindern. Die USA würden als größter Beitragszahler des IWF indirekt für jene bis zu 250 Milliarden Euro mithaften, die der IWF für das Euro-Rettungspaket zur Verfügung stellen will, heißt es in einem am Donnerstag in Washington vorgestellten Gesetzentwurf.

"Wir dürfen nicht zulassen, verantwortungslose Länder zu retten, ehe unser eigenes Haus in Ordnung ist", sagte der republikanische Senator Jim DeMint. "Eine Krise, die durch Verschuldung und Ausgaben entstanden ist, können wir nicht durch weitere Verschuldung und Ausgaben lösen", sagte er weiter. "Das ist ein falscher Ansatz, und Amerika sollte da nicht mitmachen."

Rasches Eingreifen des US-Kongresses gefordert

Sein Parteifreund Mike Pence, ein Mitinitiator des Gesetzes, forderte ein rasches Eingreifen des Kongresses. "US-Steuerzahler könnten sonst schon bald für weitere 50 Milliarden Dollar geradestehen müssen, um über den IWF Länder wie Italien, Spanien oder Portugal zu retten." Der Entwurf sieht vor, dass US-Gelder nur dann über den IWF fließen dürfen, wenn die Empfängerländer strikte Sanierungsmaßnahmen ergriffen haben.

Für Tarullo ist die Hilfe aber folgerichtig, berichtet "Financial Times Deutschland". "Wenn die Probleme der europäischen Peripherie mehr Schaden in Europa anrichten sollten, drohten den US-Banken größere Verluste", sagte Tarullo. Auch Geldmarktfonds und damit Privatanleger seien in Gefahr. "Geldmarktfonds halten kurzfristige Schuldverschreibungen, die von europäischen Banken emittiert wurden. Sie wären wahrscheinlich auch betroffen", so Tarullo.

(Ag./Red.)

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Duncan Neiderauer
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