Fremdwährungskredite: Starker Franken sorgt für Nervosität

Viele Banken empfehlen, Franken-Kredite möglichst rasch in Euro umzuwandeln. Doch das käme die Kunden teuer. Derzeit jedenfalls.

Wien/Zürich (höll). Durch den schwachen Euro und den starken Franken sind viele Fremdwährungskredite unter Druck geraten. Zwar hat die Bankenaufsicht die Vergabe von neuen Finanzierungen in Franken und Yen untersagt. Doch es gibt in Österreich immer noch 250.000 bis 300.000 Kreditnehmer, die auf alten Verträgen sitzen und nicht wissen, was sie jetzt tun sollen.

Die von der Aufsicht verteufelten Fremdwährungskredite hatten zeitweise durchaus Vorteile: Zwischen den Jahren 2000 und 2008 waren die Zinsen in der Schweiz im Schnitt um 1,5 bis 2,0 Prozent niedriger. Bei einem Kredit von umgerechnet 100.000 Euro brachte dies einen jährlichen Zinsvorteil von 1500 bis 2000 Euro. „Mit der Finanzkrise hat sich die Situation aber geändert“, sagt etwa Bank- Austria-Ressortleiter Wolfgang Schilk. Der Zinsvorteil verringerte sich. Viele Tilgungsträger (werden verwendet, um das Darlehen zu tilgen wie beispielsweise ein Aktienfonds) bieten nicht mehr die gewünschte Performance. Außerdem gerieten viele Finanzierungen ins Wanken, weil der Wert des Franken seit Ausbruch der Krise um bis zu 18 Prozent gestiegen ist. Die Banken bieten den betroffenen Kunden daher an, den Kredit zu günstigen Konditionen in Euro zu konvertieren. „Ich persönlich würde davon nicht Gebrauch machen“, sagt Rudolf Mittendorfer, Finanzberater in Wien. „Keinem Menschen sollte man empfehlen, Aktien am Tiefstand zu verkaufen. Es macht genauso wenig Sinn, einen Fremdwährungskredit am Höchststand in Euro zu wechseln.“ Mittendorfer geht davon aus, dass der Druck auf den Euro kurzfristig anhalten wird. Aber schon in einem Jahr dürfte die Situation wieder ganz anders aussehen. „Gerade die Schweizer Wirtschaft hat ein massives Interesse, dass der Franken nicht zu stark wird“, meint Mittendorfer. Wer die Nerven habe, sollte die vorübergehenden Kursschwankungen aussitzen.

Starke Kursschwankungen

Vergangenen Montag rutschte der Euro unter die magische Marke von 1,40 Franken und erreichte ein historisches Tief. Dem Vernehmen nach hat daraufhin die Schweizer Nationalbank an den Devisenmärkten interveniert und Euro in Milliardenhöhe aufgekauft. Mit Erfolg. Am Freitag bekam man für einen Euro 1,4432 Franken. Wie geht es nun weiter? „Niemand kann seriöserweise vorhersagen, wie der Euro-Franken-Kurs in drei Jahren aussehen wird“, meint Bank-Austria-Experte Schilk. Es sei möglich, dass die Situation für Inhaber von Fremdwährungskrediten wieder besser werde. Aber sicher sei es nicht.

(c) Bloomberg

Schilk rät, Maßnahmen zu setzen, um das Risiko zu minimieren. Dies müsse nicht unbedingt bedeuten, den Kredit jetzt in Euro zu konvertieren. „Auch Änderungen beim Tilgungsträger sind oft sinnvoll“, so Schilk. Die Erste Bank empfiehlt Kunden mit einer Restlaufzeit von weniger als zehn Jahren zu einem Gespräch mit dem Bankbetreuer. Bei längeren Laufzeit könne man noch abwarten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.05.2010)

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