Angesichts des drohenden Kollaps des Ölriesen BP schmiedet die britische Regierung Notfallpläne. Die globalen Auswirkungen könnten massiv sein. Besonders bedrohlich sind die möglichen Folgen für den Derivatemarkt.
Bis zum April 2010 war "BP für die Investoren wie ein Goldesel, der entspannt auf der Wiese stand und kontinuierlich Taler ausschied", schreibt "Welt Online" . Doch dann ging vor 77 Tagen die vom britischen Ölkonzern BP betriebene Ölplattform Deepwater Horizon unter und führte zur größten Ölpest der Geschichte. Ein einziges undichtes Ventil brachte BP an den Rande des Bankrotts. Die britische Regierung bereitet sich der "Times" zufolge bereits auf einen Zusammenbruch des angeschlagenen Energiekonzerns vor.
Britische Regierung schmiedet Notfallpläne Vertreter des Wirtschafts- und des Finanzministeriums würden Gespräche über die Zukunft des Ölmultis führen und Notfallpläne schmieden, berichtet die "Times" in ihrer Dienstagausgabe. Die Regierung stelle sich auf "alle Eventualitäten" ein. Tatsächlich hat sich die Ölpest im Golf von Mexiko zu einem immer riesigeren Milliardenloch für BP entwickelt. Die Aktien des Unternehmens, die von vielen britischen Pensionsfonds gehalten werden, haben seit Beginn der Katastrophe Mitte April beinahe die Hälfte ihres Werts verloren.
Im Gegensatz zu Banken geben Ölkonzerne Mittelständlern und Konzernen keine Kredite. Sie sind daher gesamtwirtschaftlich betrachtet nicht unersetzlich. Doch die Folgen einer BP-Pleite für Banken und Pensionskassen, die Milliarden von Dollars in Anleihen und die traditionell dividendenstarken Aktien des britischen Konzerns investiert haben, könnten massiv sein, berichtet "wiwo.de" .
Seit über einem Jahrzehnt versucht der drittgrößte Ölkonzern der Welt, der aufgrund der Ölpest im Golf von Mexiko in die Kritik geraten ist, sich ein umweltfreundliches Image zu geben.Ende der 1990er Jahre wurde das Ritterschild gegen ein grün-gelbes Sonnenlogo getauscht. Das Kürzel BP sollte nicht mehr für "British Petroleum" stehen, sondern für "Beyond Petroleum" ("über Erdöl hinaus"). (c) EPA (Daniel Beltra/Greenpeace) 1997 erkannte der damalige BP-Chef John Browne als erster Konzernchef den menschengemachten Klimawandel an.Es gebe "zunehmende Beweise" dafür. Es sei "wenig weise und potenziell gefährlich", sie zu ignorieren, sagte Browne damals.BP wolle sich künftig der "Verantwortung für die Zukunft und eine nachhaltige Entwicklung" der Erde stellen. (c) EPA (Adrian Dennis) 1999 kaufte BP für 45 Millionen Dollar die Fotovoltaikfirma Solarex und nannte sich "weltgrößtes Solarunternehmen".Die passende grüne Imagekampagne kostete übrigens mehr als das Vierfache.Ein wirklicher Wandel fand nie statt. (Kimberly White) Das "Wall Street Journal" urteilt: "Was BP bislang pro Tag an erneuerbaren Energien erzeugt, ist weniger als ein Zehntel eines Prozents seiner Öl- und Gasproduktion." Zwei Beispiele zeigen, dass sich das wohl gepflegte Öko-Image bei genauerer Betrachtung vor allem als inhaltsleeres PR-Mittel entpuppt. (c) EPA (SANDISON/GREENPEACE) 2007 gab BP bekannt, mehrere Milliarden in Ölsand zu investieren. Die Narben, die durch die Förderung bleiben, sieht man sogar aus dem Weltall: Riesige Flächen, die auf Satellitenbildern grau erscheinen."Dass BP sich an diesem Geschäft beteiligt, ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht ihrer eigenen Rhetorik, sondern diese Vorräte sollten im Zeitalter des Klimawandels überhaupt nicht gefördert werden", sagte Greenpeace. (c) AP (Charlie Riedel) 2009 schadete ein Brand auf dem weltgrößten Solardach im südhessischen Bürstadt dem Image des britischen Ölgiganten. Im Zuge der folgenden Untersuchungen wurde klar: BP hat bei einer Rückrufaktion nachlässig gehandelt. (c) AP (Uwe Lein) 2010 ist BP nun im Zusammenhang mit der Ölpest im Golf von Mexiko in Bedrängnis geraten. Mittlerweile haben sogar Aktionäre den Energiekonzern BP verklagt. (c) AP (Pat Sullivan) "Das Deepwater-Desaster hat für BP und seine Tochtergesellschaften finanzielle Konsequenzen, die sich auf Milliarden Dollar belaufen. Diese beinhalten die Haftung für den Schaden an Eigentum, kommerziellen Interessen und an der Tierwelt", heißt es in der Klageschrift. (c) AP Die Katastrophe habe den Marktwert von BP um 40 Milliarden Dollar (32,4 Mrd. Euro) geschmälert, vor knapp einem Jahr waren alle Aktien des Unternehmens noch über 100 Millionen Dollar wert. Das Gerichtsverfahren im US-Staat Delaware wurde von dem Privatinvestor Robert Freedman und der Verkehrsbetriebsgesellschaft Southeastern Pennsylvania Transportation Authority (SEPTA) angestrengt. (c) Reuters (Richard Carson) BP äußerte sich zunächst nicht zu den Anschuldigungen. (c) Reuters (Jason Reed) BP-Chef Hayward kämpft seit Wochen nicht nur gegen das sprudelnde Erdöl, sondern auch um das Image seines Konzerns.BP habe sich verpflichtet, "alles zu unternehmen, was wir können, um die Auswirkungen dieses tragischen Ereignisses auf die Menschen und die Umwelt der Golfküste zu mindern", so Hayward. (c) Reuters (Lee Celano) Das Öl sprudelt indes weiter ins Meer und verursacht dem Konzern täglich Kosten von 33 Millionen Dollar.In Summe dürften die Schäden geschätzte zwölf Milliarden Dollar ausmachen. Auch Schadenersatzklagen drohen. (c) Reuters (Sean Gardner) Laut Analysten sind Kosten bis zu 20 Milliarden Dollar aber "kein Problem". So hat der Energieriese allein in den ersten drei Monaten 2010 rund 5,6 Milliarden Dollar Gewinn gemacht.Fazit: BP wird das Umweltdesaster finanziell ohne gröbere Probleme überstehen. Und das Öko-Image hat sich über die Jahre als grünes Feigenblatt erwiesen... (c) Reuters (Richard Carson) Der Ökoschmäh des Ölgiganten BP-Kreditversicherungen auf "Ramsch-Niveau" Auch die Kosten für Kreditausfallversicherungen auf BP haben sich deutlich erhöht, meldete "boerse.ard.de" . Die fünfjährigen Credit Default Swaps (CDS) des Ölkonzerns stiegen bis Mitte Juni um 195 auf 570 Basispunkte an. Damit kostete die Versicherung eines zehn Millionen Pfund schweren Kredites an BP 570.000 Pfund. Experten sprechen von "Ramsch-Niveau".
Die US-Notenbank Fed soll daher prüfen, welche Folgen eine BP-Pleite für andere Marktteilnehmer hätte. Geht von BP ein systemisches Risiko aus, wie etwa im Fall der Investmentbank Lehman Brothers? Der Niedergang der US-Bank im September 2008 hatte die Finanzmärkte weltweit zum Beben gebracht. "Mit der Formel: ,Too big to fail' (zu groß zum Scheitern) kann sich BP nicht retten", sagt "Welt Online" zufolge Robert Falkner, Wirtschaftswissenschaftler an der London School of Economics.
Die Pleite der US-Bank Lehman Brothers am 15. September 2008 war die größte Pleite eines Unternehmens, das die Welt je gesehen hat - zehnmal größer als die des US-Energieriesen Enron im Jahr 2001.Die Folge war der Absturz der Aktienmärkte. Weltweit brachte der drohende Run auf die Banken das globale Finanzsystem an den Rande des Kollaps.Doch was war passiert? (c) AP (Mark Lennihan) Ein erstes Vorbeben erschütterte am 16. März 2008 die New Yorker Wall Street. Die fünftgrößte US-Investmentbank Bear Stearns musste vor dem Zusammenbruch gerettet werden. Die Folge war eine sogenannte Todesspirale: Kreditgeber drohten damit Kreditlinien abzudrehen, an der Börse brach die Panik aus und erstmals war die Rede davon, dass Lehman Brothers das nächste Opfer sein könnte. (c) Reuters (Chip East) Bei Lehman Brothers wollte man davon nichts wissen. Als im Sommer 2007 der US-Hypothekenmarkt einbrach und erstmals von einer Kreditklemme die Rede war, protzte man bei Lehman weiter damit, bestens gerüstet zu sein.Erste Quartalsverluste in Milliardenhöhe bei Merrill Lynch und Morgan Stanley wurden höhnisch kommentiert. Als auch die eigenen Zahlen einbrachen, wurde die Zuverlässigkeit des Risikomanagements betont. (c) AP (Mary Altaffer) Andrew Gowers, ehemaliger Kommunikationschef von Lehman, bezeichnet ihn als den "Mann, der die Welt in die Knie zwang": Richard Fuld, den letzten Lehman-Chef. Gowers charakterisiert ihn als "Mann mit einer fast unerträglich starken Persönlichkeit".Doch sein Führungsstil enthielt die "Saat des Desasters". Niemand wagte es, sein Urteil in Frage zu stellen, Fuld suhlte sich in fataler Selbstzufriedenheit. (c) Reuters (Joshua Lott) Anstatt das Risikomanagement tatsächlich zu kontrollieren, musste sich die Lehman-Spitze in endlosen Sitzungen mit Fragen der Kleiderordnung beschäftigen."Ich denke, der Vorstand hatte Angst mit jenen Leuten in Kontakt zu treten, die Dinge wie Finanzderivate wirklich verstanden. Sie fürchteten wohl dabei ertappt zu werden, keine Ahnung davon zu haben", sagt der ehemalige Lehman-Vizedirektor Larry McDonald. (c) Reuters (Kevin Lamarque) Als Michael Gelband, Chef der Abteilung "Kommerzielle und Wohn-Immobilien", Fuld bereits 2006 darauf hinwies, dass der US-Immobilienmarkt eine überbewertete Blase sei, musste er sich sagen lassen: "Du bist zu konservativ".Ein Jahr später verließ Gelband, der den drohenden Finanz-Eisberg erkannte, das sinkende Lehman-Schiff. (c) EPA (Justin Lane) Tatsächlich verhob sich Lehman vor allem an den beiden Steckenpferden von Fuld-Stellvertreter Joseph Gregory: Unternehmensbeteiligungen und Gewerbeimmobilien. Aber man gab sich nicht zufrieden, Fusionen und Übernahmen zu makeln.So besaß Lehman immer mehr "illiquides Zeug", das schwer zu verkaufen war. Der Bestand an Immobilien war gewaltig, barg aber enorme Gefahren für die Bilanz. (c) Reuters (John Javellana) Zudem war Lehman Brothers tief in das Geschäft mit "Credit Default Swaps" (CDS), also Versicherungen gegen Kreditausfälle, verstrickt.Den Weg dieses "genialen" Finanzprodukts hatte unter anderem US-Notenbankchef Alan Greenspan geebnet, der von CDS begeistert war.Doch das Konstrukt wandte sich gegen seine Erfinder. (c) AP (Bizuayehu Tesfaye) Lehman war bei der Verbriefung von Finanzprodukten dieser Art führend. Kreditrisiken wurden in Form von "Collateralized Debt Obligations" (CDO's) verbrieft und zu Wertpapieren gemacht. Sie wurden an Großkunden verkauft und galten als risikolos.So verteilte Lehman seine Risiken in alle Welt.Im Bild: Chicago Mercantile Exchange, die weltgrößte Derivate-Börse (c) Reuters (John Gress) Eine wesentliche Rolle spielte dabei der weltgrößte US-Versicherer AIG. Doch auch verbriefte - also verteilte und versteckte - Risiken bleiben Risiken.Das Problem war: AIG hatte nicht annähernd genug Geld, um für die tatsächlich ausfallenden Kredite zu haften. (c) AP (Mark Lennihan) Als die Immobilienkrise ihre volle Wirkung entfaltete (Hausbesitzer konnten ihre Darlehen nicht bedienen, die Häuser verloren rapid an Wert), rächte es sich, dass Lehman alle Vorsicht hatte fallen lassen.Der vermeintlich immer wachsende Immobilienmarkt hatte Lehman über Jahre gigantische Gewinne beschert. Und außer Gelband - der seinen Job verlor - hatte es niemand gewagt, Zweifel an der "Cash-Cow" zu äußern. (c) AP (Ted S. Warren) Lehman begann damit Risikopapiere, vor allem Immobilienpapiere zu verkaufen, um an Geld zu kommen. So wurde aus Buchverlusten ein Verlust an Geld. Das war es auch, woran die Bank letztlich zugrunde gehen sollte: an mangelnder Liquidität. (c) Reuters (Joshua Lott) Obwohl bei Lehman die Zeitbomben schlummerten, erzählte Fuld noch im April den Aktionären: "Das Schlimmste haben wir hinter uns". Laut Ex-Kommunikationschef Gowers verstand Fuld nicht, in welch ernster Lage sich seine Bank befand.Mitte Juni musste ein Quartalsverlust von 2,8 Milliarden Dollar bekannt gegeben werden. Die "graue Eminenz" Joseph Gregory wurde geopfert - Fuld feuerte ihn, als es hieß: Fuld oder Gregory. (c) Reuters (Jonathan Ernst) Laut "Spiegel" ist der Fall des Traditionshauses Lehman aber auch gleichzeitig die Geschichte eines Duells zweier Männer: Das Duell zwischen Fuld und Henry Paulson, Finanzminister der Regierung Bush.Denn Paulson war als Chef der US-Bank Goldman Sachs jahrelang erbitterter Feind von Fuld, ehe er im Juli 2006 Finanzminister wurde. (c) AP (Richard Drew) "Es ist Krieg. Wir gegen sie". So redete Fuld laut "Spiegel". Fuld hasste demnach Paulson und Goldman Sachs.Weiterer Kriegssprech: Die Lehman-Zentrale war das "Mutterschiff", die Zweigstellen waren eine Flotte von Zerstörern. (c) Reuters (Jonathan Ernst) Doch die Sprache des Krieges kam nicht gegen die Sprache der Zahlen an. Im dritten Quartal musste Lehman einen Verlust von 3,9 Milliarden Dollar hinnehmen.Die letzten Tage des Traditionshauses Lehman Brothers waren eingeläutet. (c) AP (Mary Altaffer) Am Freitagabend des 12. Septembers bestellt Finanzminister Paulson alle Größen der Wall Street in die New Yorker Zentralbank. Richard Fuld ist nicht eingeladen.Paulson sagt laut "Spiegel": "Jeder von uns ist durch Lehman gefährdet." Was soll also mit der Bank geschehen? Darüber beraten die mächtigen Männer in den nächsten 48 Stunden. (c) AP (Manuel Balce Ceneta) Kurz zuvor hatte die US-Regierung den beiden halbstaatlichen US-Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac finanziell unter die Arme gegriffen. Ein Bankrott hätte einen Zusammenbruch des US-Immobilienmarktes mit unabsehbaren Folgen bedeutet.In der Bevölkerung kippte die Stimmung: Das Verständnis für die Rettung einer weiteren Bank mit Staatsgeldern war gering. (c) AP (Manuel Balce Ceneta) Der damalige New Yorker Fed-Chef und nunmehrige Finanzminister Timothy Geithner stellt daher klar: "Diesmal wird es keine öffentlichen Gelder für eine Bankrettung geben".Am 13. September sieht es so aus, als wäre eine Lösung gefunden: Jede der anwesenden Banken ist bereit jeweils eine Milliarde in die Hand zu nehmen, um Lehman doch noch zu retten. Es geht um insgesamt rund 10 Milliarden. (c) AP (Charles Dharapak) Doch am Sonntag, dem 14. September ist wieder alles anders. Die Bank of America springt ab, weil sie nicht ohne Regierungshilfe kaufen kann.Schließlich läuft alles auf einen Kauf durch die britische Bank Barclays hinaus - ein Deal scheint gefunden. Als die US-Regierung eine Garantie in Höhe von 70 Milliarden Dollar verweigert, springen auch die Briten ab.Der Untergang des Hauses Lehman ist besiegelt. (c) Reuters (Joshua Lott) Um 22 Uhr erhält Insolvenzverwalter Bryan Marsal einen Anruf. In der Leitung ist ein Mann von Lehman. Er erklärt: "Lehman Brothers wird morgen früh Insolvenz anmelden. Wir wollen Sie als Sanierungsvorstand".Marsal fragt: Wie viel Cash ist noch da? "Gar nichts". Vorbereitungen auf den Konkurs? "Das ist der erste Anruf, Sie sind unser Vorbereitung". (c) EPA (Peter Foley) Die Folgen sind bekannt: Die Finanzwelt stand am Rande des Abgrunds. Das Vertrauen war weg, Banken liehen sich kein Geld mehr.Es herrschte Chaos pur: Weltweit waren Banken, Versicherungen, Hedge-Fonds und Pensionsfonds mit Lehman verwoben. Das weltweite Computer-System von Lehman wurde unbrauchbar als 900.000 Derivate-Kontrakte offen waren. (c) AP (Mark Lennihan) Niemand hatte für möglich gehalten, dass die US-Regierung eine Finanzinstitution in der Größe Lehmans sterben lassen würde. Für tausende Mitarbeiter hieß es, ihre Sachen zu packen.Wenige Tage nach der Insolvenz arbeiteten nur noch 170 Mitarbeiter für Lehman Brothers. 24.988 Mitarbeiter wurden unter Insolvenzverwalter Bryan Marsal innerhalb weniger Tage gekündigt. (c) EPA (Andy Rain) Am 22. September erlaubt ein New Yorker Konkursgericht die Übernahme der Filetstücke Investmentbanking und Wertpapierhandel durch die britische Bank Barclays. Der Preis liegt bei 1,75 Milliarden Dollar.Und so prangt heute auf dem ehemaligen Lehman-Hauptquartier an der 745 Seventh Avenue in New York das Blau der britischen Bank Barclays. (c) Reuters (Eric Thayer) "Für mich repräsentiert das die Flagge eines Gauklers, eines blassen Ersatzes des verwegenen Banners, das für 158 Jahre über dem Eingang der größten Investmentbank wehte, die die Wall Street je gesehen hat: Lehman Brothers".Das schreibt Ex-Lehman-Vizedirektor Larry McDonald zornig in seinem Buch "A Colossal Failure of Common Sense". (c) amazon.de Was damals wirklich geschah "BP-Pleite wäre schlimmer als Lehman" Der Ölexperte Gordon T. Long warnt in seinem Bericht "BP Potentially More Devastating than Lehman" bereits davor, dass die möglichen Folgen einer BP-Pleite an den Derivatemärkten Lehman Brothers klein aussehen lassen würden. Die Pleiten von Lehman und Bear Stearns könnten demnach bloß frühe Warnsignale gewesen sein.
Dem stimmt auch ein Experte von "oilprice.com" zu: "Sollte BP Pleite gehen oder auch nur schwer verwundet werden und der US-Arm von BP scheitern, könnten die Auswirkungen auf den Derivatemarkt katastrophal sein. Das könnte einen Rückstoß-Effekt auf das Bankensystem haben". Das Pensionssystem der westlichen Staaten, der Finanzhandel und der globale Kreditmarkt seien eng miteinander verflochten. BP sei dabei ein zentraler Spieler: "Ein weiteres Bein des 'ökonomischen Stuhls' wird unter uns weggezogen". Die Folgen einer BP-Pleite könnten schlimmer als bei Lehman sein, zumindest wäre eine Pleite aber Enron hoch zehn.
Ein Bericht des US-Innenministeriums enthüllt, wie eng staatliche Inspektoren mit "Big Oil" verbandelt waren. Statt die Ölfirmen zu kontrollieren, ließen sich die Mitarbeiter der Kontrollbehörde "Minerals Management Service" (MMS) beschenken.US-Innenminister Ken Salazar zeigte sich "zutiefst verstört". Er prangerte die "lauschigen Verhältnisse zwischen Teilen der MMS und der Ölindustrie" an. (c) Reuters (Jim Young) "Der MMS ist die korrupteste, unqualifizierte Behörde, mit der ich in den letzten 20 Jahren zu tun hatte. Erhat jede Absicht aufgegben, die Ölindustrie zu regulieren", zitiert "Spiegel" Kieran Suckling, den Chef der Umweltorganisation Center for Biological Diversity.Fast alle Inspektoren haben einmal für Ölfirmen gearbeitet. Viele kennen die Arbeiter auf den Bohrplattformen seit ihrer Kindheit. (c) AP (Gerald Herbert) Die Auflistung der Verfehlungen ist lang, berichtet "Spiegel Online".Mitte 2008 kontrollierte etwa ein Inspektor vier Bohrplattformen. Das hielt ihn nicht davon ab, sich für einen Job bei der Firma zu bewerben. (c) EPA (TRANSOCEAN) Inspektoren ließen sich zu Jagd-... (c) EPA (Patrick Pleul) ... und -Angelausflügen einladen. Auch Tickets für begehrte Football-Spiele waren keine Seltenheit. (c) EPA (ANGLING TIMES) Das regionale MMS-Büro in Lake Charles in Louisiana erlaubte der Industrie laut "Basler Zeitung" das Ausfüllen von Inspektionsberichten mit Bleistift und zog die Buchstaben dann mit Kugelschreiber nach. (c) AP (Patrick Semansky) Fachlichen Rat suchte die MMS-Behörde gern beim American Petroleum Institute, das von der Ölindustrie bezahlt wird."Das ist so, als ob man Dracula mit der Verwaltung der Blutbank betraute", zitiert "Spiegel" den ehemaligen Ölmanager Ben van Bilderbeek. (c) Arte Damit hat zwar die Ölindustrie nichts zu tun, aber es wirft ein schlechtes Licht auf die Kontrollbehörde:Ein MMS-Mitarbeiter hat gestanden, während Kontrollen die Droge "Crystal Meth" genommen zu haben. (c) AP (Guillermo Arias) Kritik wird auch an Innenminister Salazar laut: Er sei zu eng verbandelt mit Big Oil. Als Senator lehnte der Demokrat strengere Verbrauchsstandards für Autos ab und stimmte gegen ein Ende der Subventionen für die Ölindustrie, wie die "Frankfurter Rundschau" berichtet.Dem Blatt zufolge votierte Salazar 2006 zudem für die Aufhebung des Bohrverbots vor Floridas Küsten. (c) Greenpeace Doch auch in anderen Ländern sieht es nicht unbedingt besser aus. "Die Praxis ist mehr oder weniger überall gleich", sagt der norwegische Ölexperte Per Holand laut "Spiegel"."Es geht darum zu überprüfen, wie die Firmen sich selbst überprüfen", gibt auch Ole-Johan Faret, Sprecher der norwegischen Ölsicherheitsbehörde zu. (c) EPA (HAGEN OEYVIND/STATOIL) Wie Big Oil die Inspektoren schmierte (phu)
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