Wifo: Ölpreis wird sich verdreifachen

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Wifo oelpreis wird sich(c) Reuters (DESMOND BOYLAN)
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Das BP-Desaster im Golf von Mexiko bedeute das Ende für Tiefseebohrungen, meint Wifo-Chef Aiginger. Er rechnet daher mit einer „Verdreifachung des Ölpreises in den nächsten Jahren“.

Wien (jaz). Österreich müsse seinen Ölverbrauch weiter senken. Das forderte Wifo-Chef Karl Aiginger am Donnerstag vor Journalisten. „Denn die BP-Katastrophe im Golf von Mexiko bedeutet wahrscheinlich das Ende für Tiefseebohrungen.“ Und ohne diese werde es zu einer globalen Verknappung von Öl kommen. Aiginger rechnet daher mit einer „Verdreifachung des Ölpreises in den nächsten Jahren“.

Um diesen Preisschock gut zu überstehen, müsse das Wirtschaftswachstum stärker vom Verbrauch fossiler Energie entkoppelt werden. Dies sei bislang noch unzureichend geschehen. So steigt in Österreich pro Prozent Wirtschaftswachstum der Energieverbrauch um 0,7 Prozent, jener von „fossilen Materialien“ sogar um 0,96 Prozent. Und auch die CO2-Emissionen wachsen in einem Verhältnis von 0,3 Prozent je Prozent BIP-Wachstum mit.

Mehr Kilometer im Auto

Letzteres sei auch ein Grund für das Verfehlen der Kyoto-Ziele durch Österreich. „Es waren zwar sehr ehrgeizige Ziele. Wir haben es aber auch nicht geschafft, den Kohlendioxid-Ausstoß zu senken, sondern haben ihn weiter gesteigert“, so Aiginger. Grund dafür sei unter anderem die Zunahme der im Schnitt pro Jahr mit dem Auto zurückgelegten Kilometer um 2,6 Prozent. Diese Zunahme habe die um 1,6 Prozent erhöhte Energieeffizienz bei den Autos wieder mehr als wettgemacht. Ähnlich ist die Entwicklung bei Wohnungen, die deutlich größer wurden. So nahm die Zahl der Wohnungen mit mehr als 110 Quadratmetern von 24 auf 35 Prozent zu. Dadurch stieg auch der Heizbedarf um 1,9 Prozent, was wiederum die Energieeinsparungen übertraf.

„Es ist eine ernüchternde Bestandsaufnahme“, resümiert Aiginger. „Obwohl über das Thema viel gesprochen wird, haben etwa die Ökosteuern einen niedrigeren Anteil am gesamten Steueraufkommen als vor zehn Jahren.“ So entfallen 2,4 Prozent des heimischen Steueraufkommens auf Mineralölsteuer oder Energieabgabe. Im EU-Schnitt sind es 2,5 Prozent, in Dänemark 5,9 Prozent.

Wifo für höhere Mineralölsteuer

Das Wifo plädiert daher für eine Ökologisierung des Steuersystems. Den Anfang solle die Erhöhung der Mineralölsteuer um zehn Cent machen. Die Einnahmen von rund einer Mrd. Euro sollten zu je einem Drittel zur Förderung von Umweltmaßnahmen, der Budgetkonsolidierung und der Entlastung des Faktors Arbeit über die Senkung der Sozialversicherungsbeiträge für Geringverdiener genutzt werden. „Dann kann auch niemand sagen, dass das eine unsoziale Maßnahme ist“, so Aiginger.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.07.2010)

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